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Rom kann sehr heiss sein

Titel: Rom kann sehr heiss sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Bo tius
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Gemütliches, wenn auf Holländisch darüber berichtet wird. Ihr seid eben von alters her ein Kaufmannsvolk, das einfach alles, auch den Weltuntergang, in kleinen Portionen abwiegt.«
    »Und jetzt sollst du lieber Schwyzerdütsch lernen, weil das eine brutale und sachliche Sprache ist. Das Schottisch der Alpen!«
    »So ähnlich.« Dale lächelte. »Ich bin dazu auserkoren worden, meine Kenntnisse in den beiden wunderschönen romanischen Sprachen Italienisch und Französisch aufzufrischen. Du ahnst gar nicht, wie viel Italiener und Franzosen bei uns aufkreuzen. Offenbar ist Schottland zurzeit besonders in Italien der absolute Hit. Na ja, wer zu Hause so viel Sonne hat und so viel Kultur, der ist für diesen Masochismus natürlich prädestiniert.«
    »Und darum gehst du in die Schweiz. Warum nicht nach Italien und Frankreich?«
    »Weil in der Schweiz sowohl Italienisch als auch Französisch gesprochen wird. Ich gehe nach Bern. Es soll eine interessante Stadt sein. Und es gibt dort eine ausgezeichnete Sprachenschule.«
    Ich war enttäuscht, eifersüchtig auf Bern und seine Bewohner, aber ich versuchte, gelassen zu wirken, und wechselte daher lieber das Thema.
    »Wie geht es bei dir auf dem Revier? Immer noch die gleichen alten Kollegen? Der Glaskasten mit dem Blick auf die blaue Silhouette der Highlands?«
    Dale seufzte. »Ich entbehre diesen Blick, Piet. Man hat mich in die Lowlands versetzt. Eine Beförderung, die im wahrsten Sinne des Wortes ein Abstieg ist. Ich bin jetzt Chief Inspector in Edinborough und zuständig für die südliche Region der Stadt sowie die angrenzenden ländlichen Bezirke. Eine langweilige Gegend, sag ich dir. Hügel, nichts als Hügel, aber solche ohne Größe, ohne Charakter, ohne Persönlichkeit. Es gibt wenig Erwähnenswertes. Aber die Kirche in Roslin würde dir gefallen. Sie ist wunderschön. Der dritte Earl of Orkney, Sir William Sinclair, hat sie bauen lassen. Weißt du noch? Die Orkneys? Spukt dir Christine immer noch im Kopf herum?«
    Das Gespräch nahm eine aus meiner Sicht gefährliche Wendung. Christine Campbell, meine Freundin aus alten Tagen, wegen der es mich vor noch nicht allzu langer Zeit nach Schottland verschlagen hatte, war tot, aber sie verfolgte mich immer noch. Ich träumte häufig von ihr. Gleichsam aus Notwehr ging ich zu einer Gegenfrage über: »Warum hast du mir nichts von deiner Versetzung erzählt?«
    »Piet«, sie streichelte mir übers Haar wie einem kleinen Jungen, »du weißt doch, dass wir übereingekommen sind, über dienstliche Dinge nicht zu reden, jedenfalls nicht am Telefon.«
    Zwei Tage später fuhr Dale. Wir saßen eine Stunde vorher im Bahnhofsrestaurant und tranken abwechselnd Bier und Kaffee. Wir redeten nicht. Es war, als warteten wir gemeinsam als entfernte Verwandte eines gerade Verstorbenen auf den Beginn der Beerdigungszeremonie. Unsere Hände lagen ineinander. Asche zu Asche. Staub zu Staub.
    »Glaubst du, dass das Weltall ewig expandiert oder dass es sich irgendwann wieder zusammenzieht?«, fragte Dale plötzlich.
    Ich blickte sie an und versuchte, amüsiert zu wirken. »Ich hoffe, es zieht sich irgendwann wieder zusammen«, sagte ich. »Dann werden wir uns auf jeden Fall wieder treffen. Atomkern für Atomkern.«
    »Eine Art Kernfusion, bei der sinnlose Energie frei wird«, sagte sie. »Weißt du was, Piet? Ich setze mich jetzt in den Zug und lese eine Frauenzeitschrift, bis er abfährt. Du verschwindest, sonst werden wir hier noch umkommen vor Abschiedsschmerz.«
    Ich nickte. »Ruf mich so oft an, wie du kannst«, sagte ich noch. Unsere Lippen fanden sich noch einmal in einer Art Begegnung der Dritten Art. Wie Geister, deren Astralleiber ineinander verschwimmen.
    Dale rief nicht an. Weder an diesem Abend, wie ich gehofft hatte, um mir zu sagen, dass sie gut angekommen sei, noch am nächsten Tag. Wahrscheinlich war sie viel zu beschäftigt, um sich zu melden. Dennoch kaufte ich mir einen Anrufbeantworter und hörte ihn vom Büro aus ständig ab. Als ein weiterer Tag und eine weitere Nacht verstrichen waren, ohne dass sich meine Freundin gemeldet hatte, rief ich bei ihrer ehemaligen Dienststelle in Inverness an. Dort verband man mich mit ihrem neuen Büro. Eine reservierte Stimme teilte mir mir, dass alles in Ordnung sei. Chief Inspector Dale sei auf Dienstreise. »Sie ist eine sehr selbstständige junge Dame, Mister Hieronymus«, sagte der Kollege. »Wir Männer sollten uns endlich damit abfinden, dass väterliche Gefühle Damen gegenüber

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