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Rom kann sehr heiss sein

Titel: Rom kann sehr heiss sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Bo tius
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mich gleißendes Licht. Ich war im Freien. Einar beugte sich über mich und leuchtete mir mit einer kleinen Stablampe ins Gesicht. »Du blutest am Kopf«, sagte er. »Aber es ist nur eine Schramme. Ich musste dich mit Gewalt durch den Entlüftungsschacht zerren. Du bist ganz schön schwer, mein Freund. Jetzt komm, man wird bald merken, dass Falsini verschwunden ist. Dann haben wir seine Gorillas im Nacken.«
    Ich stand auf. In einiger Entfernung sahen wir die brennenden Fackeln vor Falsinis Villa. Ein schönes, friedliches Bild. Ich erkannte Gestalten, die das Grillfeuer umstanden, sah Nina, wie sie einen jungen Mann umarmte, hörte Gesang, Gonzagas klare Stimme, sah Bill mitten in wahrscheinlich hochinteressanten Gesprächen, sah Monsignore Tanner, wie er, umgeben von einer Reihe junger Damen, die Hände rang. »Los, retten wir unser Leben und dies hier«, sagte Einar. Er hielt eine Flasche hoch. »Falsinis Lafleur. Immerhin zehntausend Euro. Obwohl dich das nicht trösten wird, mein Freund.«
    »Wir müssen in den Keller zurück, müssen sie herausholen. Vielleicht kann man sie retten.« Einar musste all seine Kraft aufwenden, um mich festzuhalten. »Sie ist klinisch tot, Piet«, sagte er. »Wir können ihr nicht mehr helfen. Was du gehört und auf dem Monitor gesehen hast, ist eine Simulation des Computers. Ich habe ihn abgeschaltet. Die Augen der Frau reagierten nicht mehr. Auch kein Herzschlag. Man hat ihr Herz vermutlich entfernt. Es gibt eine große Narbe auf ihrer Brust. Wir müssen jetzt fort, sonst sind wird erledigt. Und dann haben sie endgültig gewonnen.«

15. Alfredo

    Wir rannten durch unwegsames Gelände. Wir duckten uns hinter Lorbeerbüsche, ließen uns von den Stacheln der Macchia Gesicht und Hände zerkratzen. Einmal stolperte Einar über einen Stein, fiel hin, aber die Flasche hielt er dabei hoch, sodass ihr nichts passierte. Schließlich erreichten wir unseren Beobachtungsposten, die Bauruine. In der türlosen Garage stand ein Motorrad. Es sah wie ein Untier aus. Eine Ratte zierte den Tank, alle möglichen Höllenwesen, Skorpione, Schlangen, Spinnen hockten auf Lenker, Auspuff, den Zylinderköpfen. Der Besitzer des Gefährts hatte es offenbar liebevoll in ein Kunstwerk des Schreckens verwandelt.
    Einar betätigte den Anlasser. Die Maschine sprang sofort an. »Nimm die Flasche und halte dich gut an mir fest. Es wird gleich ein wenig stürmisch.«
    Ich saß hinter ihm und umklammerte seine Brust mit dem rechten Arm. Einar fuhr wie der Teufel persönlich. Zuerst ging es über schmale Sandwege, dann über kleine Straßen. Wir fuhren anfangs ohne Licht. Es war mir ein Rätsel, wie Einar die Richtung fand. Vermutlich navigierte er wie ein Seemann nach dem Sternenhimmel über uns. »Ist das die Maschine, die Alfredo uns angeboten hat?«, brüllte ich Einar ins Ohr. »Ja, eine Moto Guzzi. Ich habe auf ihr die Gegend hier erkundet, während du erst spurlos verschwunden und dann mit dem Tod deines Vaters beschäftigt warst. Als ich hörte, dass wir heute hier eingeladen wären, habe ich sie vorsorglich in der Nähe versteckt. Ich habe mir schon gedacht, dass wir sie brauchen würden. Alfredo hat mir geholfen; er hat mich in die Stadt zurückgefahren. Diese Maschine muss einem Verrückten gehört haben. Gott sei Dank gibt es sie hier besonders zahlreich. Man sollte Italien deshalb unter Naturschutz stellen.«
    Im Nordwesten schimmerte die Großstadt unter einer flachen Haube aus Licht. Immer wieder wich Einar vom Kurs ab, schlug Haken, um mögliche Verfolger abzuschütteln; er kannte die Gegend inzwischen offensichtlich wirklich gut. Der Morgen graute, als wir die Vorstädte Roms erreichten. Einar hielt an. »Es ist die Frage, wo wir jetzt hingehen. In unsere Wohnungen können wir nicht. Vielleicht in irgendein kleines Hotel. Aber es ist ein Glücksspiel. Wir kennen die Informationsnetze der Mafia leider nicht. Sie sollen jedenfalls sehr dicht gewebt sein.«
    »Ich kenne nur einen Menschen in Rom, dem wir vertrauen können.«
    »An den habe ich auch gerade gedacht. Also auf zu Alfredo.«
    Eine Stunde später hielten wir vor einem herabgelassenen Eisenrollladen. Ich pochte mit der Faust dagegen, bis jemand ihn hochzog und uns mitsamt dem Motorrad hineinließ.
    Wir befanden uns in einem unbeschreiblichen Chaos aus Maschinen der Metallverarbeitung, Drehbänken, Bohrern, Gewindeschneidern. Überall an den Wänden Werkzeug, von der Decke hingen Fahrradrahmen, Lenker. Alles glänzend, nach Öl riechend, ein

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