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Rom kann sehr heiss sein

Titel: Rom kann sehr heiss sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Bo tius
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neigen dazu, die Neugeborenen gefühlsmäßig zu besetzen. Sie sind schwer zu lenken. Dabei brauchen wir viele solcher Personen, da jede nur ein Kind austragen kann, wir aber viele Versuche brauchen, um unsere Genmanipulationen zu verifizieren. Ihre Freundin Dale Mackay hat sich übrigens als Leihmutter aufgedrängt. Wir werden diese Problematik erst beherrschen, wenn wir über funktionierende künstliche Gebärmütter verfügen, was leider noch eine Weile dauern wird.«
    »Und die Galas, was haben sie damit zu tun?«
    »Unbescholtene Schweizer Bürger, die leider keine Kinder bekommen können, jedenfalls nicht auf natürlichem Wege. Tusa hat Franz Gala für Gentechnik interessieren können. Sie waren dann auf unserer Seite. Sie sollten durch ein Kind belohnt werden, das in diesem Labor aus beider DNA konstruiert wurde. Die Bibliothekarin Julia sollte es austragen. Leider ging die Sache schief. Es kam zu einer Frühgeburt. Julia war seitdem eine unsichere Kandidatin in der von Franziska Gala geführten Leihmütterbibliothek, wie sie es selber genannt hat. Eine Bibliothek der besonderen Art übrigens. Keine Karteikarten oder etwas ähnlich Verräterisches, sondern kleine Metallplättchen, auf denen bestimmte für eine Person charakteristische Gensequenzen eingraviert wurden. Sie wissen, auch die genetische Disposition einer Leihmutter ist von Belang für die Eigenschaften eines konstruierten Embryos. Namen wären außerdem viel zu kompromittierend gewesen. Marcello hat die Informationen dann auf Franziska Galas Puppensammlung verteilt. Es war übrigens ihre Idee. Beide liebten gewisse Doktorspiele, sie verstehen. Die Puppen waren dabei so etwas wie Kinderersatz. Dass eines der codierten Stücke fehlte, ist Marcello bei einem seiner Besuche bei Frau Gala aufgefallen, als sie wieder einmal Entbindung spielten. Nur Sie, Doktor Hieronymus, kamen als Täter in Frage. Wir haben, als Sie in Rom auftauchten, beschlossen, Nina auf Sie anzusetzen. Sie hatte den Auftrag, Sie zu verführen, um an das Metallstück heranzukommen. Als die Dinge anders liefen und bei unserer Kleinen offenbar echte Gefühle für Sie entstanden, wurde die Sache brenzlig. Wir hätten Nina rechtzeitig aus dem Verkehr ziehen sollen. Leider sind wir keine Unmenschen, auch wenn Sie das unterstellen. Das ist oft ein Fehler, wie Machiavelli schon wusste.«
    »Ich habe damals in Bern ein Treffen von einigen Frauen im Haus gegenüber beobachtet. War es so etwas wie eine Leihmütterkonferenz?«
    Tusa grinste. »Franz Gala hat ihnen diese Wohnung damals mit einem Hintergedanken verschafft. Wir wollten Sie im Auge behalten. In der Wohnung trafen sich damals Julia, Franziska Gala und Dale Mackay.«
    »Die Frau im schwarzen Kleid war Dale!«, rief ich aus. »Mein Gott, warum habe ich sie bloß nicht erkannt! Und die Frau im roten Kleid war Julia. Sie war hochschwanger. Sie wollte sich mit Dale treffen, vielleicht um auszusteigen. Als sie während des Treffens Wehen bekam, wusste sich Dale nicht anders zu helfen, als Franziska Gala zu informieren, die auch sofort kam. Der Beginn einer Frühgeburt. Daher die Ohnmacht Julias, das viele Blut. Alles muss sehr schnell gegangen sein. Sie haben mich am Fenster gesehen und alles getan, um das Geschehen zu vertuschen. Sie haben Julia durch die Hintertür fortgeschafft, vermutlich in die Wohnung der Galas, wo sie dann eine Frühgeburt hatte. Ich vermute, der Apotheker hat dabei die Arztrolle gespielt. Ich habe Flecken im Treppenhaus gesehen, deren Ursache starker Blutverlust gewesen sein kann. Den toten Fötus haben sie später wahrscheinlich entsorgt. Vielleicht in der Aare. Ich frage mich, warum Dale mitgemacht hat! Für Julia gab diese grauenhafte Erfahrung den Ausschlag, sich an mich zu wenden. Zumal Dale plötzlich wie vom Erdboden verschwunden war. Ich habe immer gespürt, dass sie mir etwas sagen wollte. Aber dazu ist es dann nicht mehr gekommen.«
    »Sehen Sie, Sie können nichts beweisen.«
    »Die Staatsanwältin in Bern. Wir werden sie entsprechend informieren«, sagte ich.
    »Woher wollen Sie wissen, dass sie nicht zu unserem Netzwerk gehört?«
    »Dann eben Bill Flanagan. Ich bin mit ihm befreundet. Er wird die amerikanische Öffentlichkeit informieren. Dort gibt es viele Gegner der Keimbahnforschung.«
    Falsini lachte. »Bill ist ein sehr kluger Mann. Ich mag ihn. Er arbeitet in Wahrheit für den CIA, der an unseren Forschungen sehr interessiert ist. Gentechnik hat auch ein gewaltiges waffentechnisches Potenzial.

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