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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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ja, aber sicher nicht pur! Du brauchst mehr als reinen Alkohol.« Sie greift nach der Flasche Kahlua und dann nach dem Wodka Vanilla. »Ein Chocolatini wird dich aufmuntern.«
    »Woher weißt du, dass ich Aufmunterung gebrauchen kann?«
    »Der sechste Sinn eines jeden Barkeepers.« Ihre Hände wandern über die Reihe von Flaschen vor ihr, ehe sie Grand Marnier, Frangelico und Bailey’s Irish Cream herausholt.
    »Sieht aber teuer aus.«
    »Der Boss ist heute krank, also geht der Drink aufs Haus. Aber das heißt auch, wir sind einer zu wenig. Deswegen herrscht hier das Chaos! Es ist der Wahnsinn – zwei Junggesellinnen-Abschiede auf einmal.« Sie schüttelt den Drink im Shaker durch und gießt den Inhalt in das Glas vor mir. »Sobald es sich etwas gelichtet hat, kannst du mir erzählen, was los ist.« Sie winkt mir zu und hastet davon.
    Ich suche die Menge nach jemandem ab, den ich kenne – oder den ich gern kennenlernen würde. Ein bekanntes Gesicht taucht in meinem Blickfeld auf, hinten am anderen Ende der Theke. Doch bevor ich einen zweiten Blick wagen kann, torkelt eine üppig bestückte Brünette mit Hochzeitsschleier auf mich zu und nimmt mir die Sicht.
    »O mein Gott. Ciara Griffin?«
    Und ich dachte, mein Tag könnte nicht noch schlimmer werden! Ich zwinge mich zu einem Lächeln und schnippe mit den Fingern, so als ob ich nach dem Namen meiner ehemaligen Wohnheimgenossin suchen würde. »Joanne, nicht wahr?«
    Sie haut mir auf die Schulter. »Nee, nicht doch – Jolene! Dass dir das entfallen ist! Na, wir hatten ja auch nur sämtliche Wirtschaftskurse zusammen.« Sie wiehert los. »Okay, die, bei denen du aufgetaucht bist.«
    Ich reibe meine Schulter und denke daran, dass Jolene und andere Studentinnen aus ihrer Verbindung mir während des gesamten zweiten Collegejahres an jedem Sonntag Flyer unter der Tür durchgeschoben haben – mit Sonderangeboten des Discounters um die Ecke. Sie wollten mich unbedingt wissen lassen, was sie von meinen Klamotten hielten. Im Gegenzug habe ich immer ihre Handtücher durch die Toilette gezogen, wenn sie unter der Dusche waren. »Und wie geht’s dir so?«
    »Großartig! Ich wurde gerade befördert und bin mit einem großen Marktforschungsprojekt betraut worden. Außerdem heirate ich.« Sie streckt mir ihre Brust entgegen. Da sehe ich, dass auf ihrem weißen Tank-Top in schwarzen Lettern BRIDE 2B, Zukünftige Braut , geschrieben steht.
    »Glückwunsch. Ich … freue mich für dich.« Angesichts ihrer echten Designer-Schuhe und engen Kunstlederhose fühle ich mich in meinen Marken-Imitaten und dem Minirock aus der letzten Saison wie ein modisch desorientierter Bauerntrampel.
    »Und was machst du momentan so?«, fragt Jolene mich.
    »Tja, ich …« bin, sechs Jahre später, immer noch auf dem College, ohne Arbeit und ohne Aussicht, vermittelt zu werden, ohne Verlobten, ohne Freund oder auch nur einen Hamster, der mir zwei Nächte am Stück Gesellschaft leisten würde.
    Eine der goldenen Halbkreolen verfängt sich in Jolenes Schleier. Als sie ihren Kopf zur Seite neigt, um den Ohrring zu befreien, erblicke ich das bekannte Gesicht wieder, auf das Jolene mir die Sicht genommen hatte.
    Shane.
    Ganz plötzlich fällt mir eine Antwort ein. »Ich arbeite mit ihm zusammen – da drüben.«
    Jolene späht in die angedeutete Richtung und stößt einen anerkennenden Pfiff aus. »Der ist ja richtig süß! Geheimnisvoll.«
    Das trifft es ziemlich genau – Shane scheint allein inmitten einer Insel aus Stille zu sitzen. Die Frau auf dem Barhocker neben ihm drückt das Kreuz durch und starrt in seine Richtung. Aber Shane ignoriert sie. Schließlich gibt sie auf und wendet sich wieder ihrer Freundin zu.
    Meine ehemalige Kommilitonin studiert indes Shanes Äußeres. Sein charmant zerzaustes Haar hat im Licht einen goldblonden Glanz. Er trägt ein ähnliches Outfit wie gestern Abend, allerdings ein anderes TShirt unter dem frischen Flanellhemd.
    Jolene dreht sich wieder zu mir um. »Du arbeitest also für eine Holzfirma?«
    Ich tue so, als wäre mir der Scherz entgangen. »Für einen Radiosender. Er ist Moderator bei WMMP , wo ich die Marketingabteilung leite.«
    Jolenes angetrunkener Gesichtsausdruck wandelt sich zu einem durchtriebenen Lächeln. »Stell mich ihm vor!«
    »Ich dachte, du bist verlobt.«
    »Und das ist mein Junggesellinnen-Abschied. Das entschuldigt alles.« Mit einer betonten Geste dreht sie den Stein ihres Verlobungsrings nach unten in die Handfläche.
    »Ich glaube, er hat

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