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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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komme gleich nach und helfe dir, das auszuwaschen.«
    »Das wär auch besser für dich!« Sie stolpert in Richtung Toiletten davon, wobei sie Schoko-Martini-Tropfen aus ihrem Schleier schüttelt. »Beeil dich!«
    Sobald sie außer Sicht ist, packe ich Shanes Hand. »Lass uns verschwinden!«
    Wir machen uns durch einen Seiteneingang davon, der in einen langen Flur führt. Hastig zerre ich Shane den halben Gang hinunter, bis ich begreife, dass wir vor einer betrunkenen Bald-nicht-mehr-Junggesellin flüchten und nicht vor der Mafia.
    Als ich Shanes Hand loslassen will, umfasst er mein Handgelenk und zwingt mich, stehenzubleiben. »Danke«, sagt er. »Ich schulde dir was.«
    Ich versuche nicht dorthin zu schauen, wo wir uns gerade berühren – Haut an Haut. »Das war das Mindeste, was ich tun konnte.«
    »Ist sie eine Freundin von dir?«
    »Eigentlich eher eine Erzfeindin. Aber mir tut der arme Typ Leid, dem ich auf den Fuß getreten bin.«
    »Kollateralschaden«, meint Shane.
    »Ich wusste nicht, wie ich Jolene sonst loswerden sollte. Es war ihr einfach egal, dass du sie ignoriert hast.«
    »Ich hatte darüber nachgedacht, ob ein bestimmter Blick von mir sie wohl vertreiben könnte. Aber das will gut überlegt sein.« Sein Blick wandert über meine Schulter hinweg ins Leere. »Das klingt vielleicht komisch, aber manche Leute flippen ein bisschen aus, wenn ich sie direkt anschaue.«
    »Oh!« Ich habe gerade genug Martini intus, um fortzufahren: »Weil du ein Vampir bist.«
    Er lässt mein Handgelenk los und lehnt sich an die Wand. »Dann weißt du es also.«
    »Ich habe die Broschüre gelesen.«
    »Und was hältst du davon?«
    »Ich habe gekündigt.«
    »Oh!« Er nickt. Dann dreht er sich um und schlendert den Flur hinunter auf den Ausgang zu. Sein Gang besitzt eine gezähmte Schnelligkeit, wie bei einem Windhund an der Leine. Ich hole ihn ein, um zu sehen, wie er auf mein Angebot, ihn zu begleiten, reagiert. Außerdem führt der Weg zum anderen Ausgang direkt durch die Bar.
    Nach wenigen Schritten fragt Shane: »Hast du gekündigt, weil du nicht mit Vampiren oder weil du nicht mit Verrückten zusammenarbeiten möchtest?«
    »Ihr seid keine Vampire, und ihr seid nicht verrückt. Das alles ist ein krasser Scherz. Ich habe einfach nur einen besseren Job gefunden, so sieht es aus.«
    »Was denn für einen Job?«
    »Als Kundenbetreuerin für eine PR -Firma in D. C.«
    »Die Strecke zu pendeln wird sicher die Hölle. Trotzdem Glückwunsch.« Shane öffnet die Glastür am Ende des Ganges, der uns in einen schmerzhaft hell erleuchteten Spirituosen-Laden entlässt. Sein erster Weg führt zur Bierkühlung. »Möchtest du etwas für den Weg?«
    »Für den Weg wohin?«
    Er schaut mich durch die geöffnete Kühlschranktür an. Sein Atem lässt das kalte, klare Glas kreisförmig beschlagen. »Zu dir.«
    Normalerweise hätte ich bei jemandem, der so aussieht und sich so bewegt wie Shane, sofort geschnurrt: »Je eher desto besser.« Aber selbst ich kenne Tabus. Männer beispielsweise, die unter die Kategorie Psycho fallen, sind eindeutig tabu.
    »Was ist das denn für eine Sache, die zwischen dir und Regina läuft?«
    Shane schließt die Kühlschranktür und lehnt sich gegen eine Pyramide übereinandergestapelter Zwölfer-Packs. »Regina und ich habe eine besondere Art von Beziehung.«
    »Beinhaltet diese besondere Art von Beziehung auch Sex?«
    Shane schaut zu dem schlaksigen Typen hinter der Ladentheke hinüber. Der Typ beobachtet uns unverhohlen und ohne dabei rot zu werden. Shane wendet sich wieder mir zu. »Nicht mehr.«
    »Wie lange schon nicht mehr?«
    Mit zusammengekniffenen Augen blickt er zur Decke hinauf, als ob dort die Antwort stünde. »Ungefähr seit zwei Jahren nicht mehr.«
    Er sagt die Wahrheit. Ich habe einschlägige Erfahrung darin, Lügner zu erkennen.
    Dennoch traue ich Shane nicht genug, um ihn mit nach Hause zu nehmen. Jedenfalls jetzt noch nicht.
    Ich mache einen Schritt nach vorn und öffne meinerseits den Kühlschrank. »Lass uns ein Stück laufen!«
    Wir schlendern die Main Street entlang und schlagen dabei ungefähr die Richtung zu meinem Apartment ein, gehen aber nicht den direkten Weg dorthin. Die Innenstadt von Sherwood umfasst gerade mal vier mal drei Blocks. Wir müssen also schon bald wieder kehrtmachen.
    Die Nacht ist drückend, sehr schwül, und das Popcorn, das wir in dem Laden gekauft haben, dörrt meinen Mund aus. Ich brenne förmlich darauf, das erste Bier hervorzuholen. Aber jedes Mal, wenn

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