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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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    Anmerkung: Bei Vampiren mit gewissen Merkmalen – hierzu gehören psychische Instabilität während der Lebenszeit, extreme Jugend oder hohes Alter zum Zeitpunkt der Verwandlung ebenso wie einige unbekannte Faktoren – ist damit zu rechnen, dass sie auf die sich wandelnde Welt mit Gewalttätigkeit reagieren. Da es die oberste Pflicht eines Agenten ist, menschliches Leben zu schützen, sollte er Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, was Präventivmaßnahmen mit einschließt (vergleiche hierzu im Leitfaden: Kapitel 16: ›Beseitigung‹).
    Wie bitte?!
    Das also hatte ich lesen sollen! David glaubt, die DJ s seien Vampire. Die DJ s glauben, sie seien Vampire.
    Nein, niemand mit solchen Wahnvorstellungen lebt außerhalb einer psychiatrischen Klinik! Das Ganze muss eine Show sein. Ein Scherz. Ein Scherz, der kein Stück lustig ist.
    Ich schaue mir das Heftchen noch einmal genau an. Das Papier sieht nicht nur alt aus, es fühlt sich auch brüchig an und riecht muffig-verstaubt wie ein Dachboden. Also haben sie altes Papier verwendet – und eine Schreibmaschine, denn die Seiten würden sich in einem Drucker oder Kopierer sofort in ihre Bestandteile auflösen.
    Warum betrieben sie so einen Aufwand, bloß um die Neue auf den Arm zu nehmen? Haben sie diese Farce auch für die anderen Stellenbewerber durchgespielt?
    Ich balle die Hände zu Fäusten, zerknülle die Broschüre. Vielleicht gab es gar keine Mitbewerber. Schließlich hat David mich wegen des Vorstellungsgesprächs angerufen, nicht ich ihn. Warum? Wegen meiner Vergangenheit, hat er behauptet. Aber wie viel kann er tatsächlich über meine Vergangenheit wissen?
    Und was verflucht noch mal hat das alles mit Vampiren zu tun?
    Es ist egal. Wenn es nach Fisch stinkt, wie ein Fisch schwimmt und quakt wie ein … na gut, in jedem Fall aber stinkt die ganze Sache zum Himmel! Wir überspringen Alarmstufe Orange und gehen gleich auf Alarmstufe Rot.
    Ich hole mein Handy heraus und wähle Davids Nummer, die mitsamt seines Namens sorgsam im Deckel des Bildbandes geschrieben steht.
    Niemand geht ran. Das macht’s noch leichter.
    »David, entschuldigen Sie bitte, dass ich es einfach so auf Ihrer Mailbox hinterlasse, aber ich habe eine andere Anstellung gefunden.« Jetzt sollte ich wohl noch etwas Nettes hinzufügen. »Danke dafür, dass Sie mich in die engere Wahl genommen haben.« Oje. Ich versuch’s noch mal. »Ich meine, danke, dass Sie mir den Job beim Sender angeboten haben. Ich glaube, die Arbeit hätte mir durchaus Spaß gemacht.«
    Ich klappe das Handy rasch zu, ehe meine Stimme verrät, wie hin und her gerissen ich bin. Es ist an der Zeit, wieder die Stellenangebote zu durchsuchen.
    Als ich den Poolbereich verlasse, stopfe ich Die Wahrheit über Vampire in den Mülleimer, wo sie hingehört.

3
    Run like Hell
    Das Smoking Pig ist gerammelt voll mit den üblichen FreitagAbend-Gästen – größtenteils College-Studenten, die in der Stadt geblieben sind, um Ferienseminare zu belegen oder ihren Eltern zu entgehen. Das Pig ist aus alten Mühlenteilen gebaut worden: Früher hat es in der Umgebung so viele Mühlen gegeben, wie es schwarze Punkte auf einem Dalmatinerfell gibt. Um noch für etwas Atmosphäre zu sorgen, liegen verrostete Teile von Landmaschinen auf den dunklen, hölzernen Deckenbalken.
    Nachdem ich den ganzen Nachmittag damit verbracht habe, die Aushilfsjobs durchzusehen (Burger-Patties wenden gegen Betonmischer fahren), brauche ich einen Drink. Ich quetsche mich durch die Menge hindurch bis zum Messinggeländer der Theke und winke Lori an der Kasse zu. Sie hebt einen Finger. Während sie die Bestellungen eintippt, wiederholen ihre Lippen lautlos jeden einzelnen Posten. Dann kommt sie zu mir herüber, ihr hellblonder Pferdeschwanz hüpft fröhlich auf und ab.
    »Du hast toll Farbe gekriegt!«, brüllt sie gegen den Lärm der Menge und den neuesten Song der Killers an. Sie hebt ihren Pony und dreht ihr Kinn ins Licht. »Kann man sehen, dass ich eine Sonnenbrille getragen habe?«
    »Ein wenig.« Loris Gesicht sieht aus, als sei sie die Negativvariante eines Panzerknackers. Ich sollte sie tagsüber wirklich nicht hinauslassen. Der Gedanke erinnert mich wieder an die Vampire, also nichts wie weg mit dem Thema.
    Lori wischt mit einem Lappen über das blank polierte Holz der Theke. »Was darf ich dir bringen?«
    »Etwas Starkes – pur, bitte.«
    Sie schaut mir prüfend in die Augen, die vom Anstarren der Jobangebote ganz rot sind – das weiß ich. »Was Starkes,

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