Romana Exklusiv 0172
konnte, weil die derzeitige Mieterin nicht ausziehen wollte.
Nachdem sie einige Sätze gelesen hatte, legte sie den Brief weg und rief den Makler an. „Ich kann Ihnen nicht sagen, wo mein Vater sich zurzeit aufhält“, erklärte sie bedauernd. „Ich habe schon länger nichts mehr von ihm gehört.“
„Die alte Dame ist zu Verwandten gezogen. Wenn Ihr Vater das Cottage wieder vermieten will, muss er es renovieren und einiges investieren. Allerdings“, fuhr der Makler fort, „würde sich das Grundstück sehr gut als Baugrund verkaufen lassen.“
Und genau das hätte ihr Vater gewollt. Er würde das Haus verkaufen und den Erlös in wenigen Monaten verspielen. Ohne zu überlegen, fragte sie den Makler, ob sie die Schlüssel bei ihm abholen könne.
Als sie wieder auflegte, schwirrte ihr der Kopf. Sie brauchte ein Zuhause, und sie hatte das Landleben immer geliebt. Wenn sie den Mut hatte, konnte sie noch einmal ganz von vorn anfangen. In London hielt sie ohnehin nichts mehr. Sie konnte sich in dem Ort einen Job als Verkäuferin oder in einer Kneipe suchen. Schließlich hatte sie beides schon als Schülerin gemacht, und sie war nicht wählerisch.
Als Liz zurückkehrte, schilderte Maxie ihr begeistert ihre Pläne.
„Wenn das Cottage heruntergekommen ist, kostet die Renovierung ein Vermögen“, wandte Liz besorgt ein. „Ich möchte kein Spielverderber sein, aber so, wie es sich anhört …“
„Liz … ich wollte nie Model werden, und momentan bekomme ich sowieso keine Aufträge“, erinnerte Maxie sie zerknirscht. „Dies ist vielleicht meine Chance, ein neues Leben zu beginnen, und ich möchte es wenigstens versuchen. Ich werde der Agentur sagen, wo ich bin, aber ich kann es mir nicht leisten, untätig hier herumzusitzen. Wenn ich einen Job habe, kann ich wenigstens anfangen, Angelos das Geld zurückzuzahlen.“
Da sie sich dazu verpflichtet fühlte, erzählte sie Liz notgedrungen auch von ihrer Krankheit und der Frau von der Housesitter-Agentur. Liz störte es jedoch überhaupt nicht, dass eine Fremde bei ihr eingehütet hatte, sondern war vielmehr besorgt wegen ihrer Erkrankung. Außerdem wollte sie unbedingt wissen, welche Rolle Angelos Petronides dabei gespielt hatte.
„Ich wette, der Mann ist bis über beide Ohren in dich verliebt!“ Verwundert schüttelte sie den Kopf.
Maxie lachte humorlos. „Angelos weiß überhaupt nicht, was Liebe ist. Aber er wird vor nichts zurückschrecken, um zu bekommen, was er will. Wahrscheinlich glaubt er, je mehr ich ihm schulde, desto eher wird er meinen Widerstand brechen …“
„Maxie, du wärst jetzt vielleicht tot, wenn er dich hier liegen gelassen hätte. Empfindest du denn überhaupt keine Dankbarkeit?“, fragte Liz unbehaglich. „Er hätte auch einfach einen Krankenwagen rufen können …“
„Und die Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen, mich in seine Gewalt zu bringen? Auf keinen Fall. Ich weiß, wie er denkt.“
„Dann musst du mehr mit ihm gemeinsam haben, als du denkst“, bemerkte Liz.
Zwei Tage später traf Maxie beim Cottage ein. Fluchend lenkte der Taxifahrer den Wagen den mit Schlaglöchern übersäten Weg entlang. Im Sonnenschein sah das Cottage heruntergekommen aus, doch die Lage war herrlich, denn es war von alten Bäumen umgeben, und in wenigen Metern Entfernung floss ein kleiner Bach.
Sie hatte auch wieder etwas Geld auf dem Konto, da sie die Designersachen, die Leland ihr geschenkt hatte, an mehrere Secondhandläden verkauft hatte.
Eine halbe Stunde später hatte sie ihr neues Zuhause erkundet und war immer noch begeistert. Das Haus war zwar einfach und musste dringend gestrichen und sauber gemacht werden, doch was die notwendigen Renovierungsarbeiten betraf, hatte der Makler ihrer Ansicht nach übertrieben.
Sie war hingerissen von dem Kamin in dem kleinen Raum auf der Vorderseite und versuchte, darüber hinwegzusehen, dass die Küche winzig und das Badezimmer sehr vorsintflutlich war. Unter den schlichten, abgenutzten Möbeln befanden sich sogar einige passable alte Stücke. Das Bett, das sie gekauft hatte, sollte später an diesem Tag geliefert werden.
Der Ort war ungefähr eine Meile entfernt. Sobald sie das Bett aufgebaut hatte, wollte sie in dem Hotel in der Hauptstraße anrufen, das sie im Vorbeifahren gesehen hatte, und sich nach einem Job erkundigen. Schließlich war Hochsaison, und daher bot sich bestimmt irgendwo eine Möglichkeit …
Fünf Tage später hatte Maxie bereits drei Abende in ihrem neuen Job als
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