Romana Exklusiv 0172
Mann, besonders wenn er seinen Neffen anlächelte. Doch als er sich an Davina wandte, lächelte er nicht mehr. So kühl, steif und höflich, als wäre sie eine Fremde, half er ihr auf den Rücksitz neben Jamie. Dann stieg er ein und fuhr los.
Davina äußerte ihre Überraschung, dass Ruy sie nicht selbst abholte. Im Rückspiegel blickte Sebastián sie kurz an, und sie erinnerte sich daran, wie sehr er seinen zwölf Jahre älteren Bruder verehrt hatte.
„Er konnte nicht kommen“, antwortete Sebastián nur.
Sie war froh, dass sie in Jamie keine zu großen Erwartungen geweckt und nicht damit gerechnet hatte, dass ein Mitglied der Familie sie abholen würde. Sie hatte gedacht, man würde den Chauffeur schicken.
Vor ihrer Heirat mit dem Conde de Silvadores, Ruys Vater, hatte seine Mutter in Südamerika gelebt. Sie war die einzige Tochter eines Großindustriellen und sehr streng erzogen worden. Einen Führerschein hatte sie nicht, deshalb stand ihr immer ein Fahrer zur Verfügung. Davina war es jedoch schwer gefallen, damit zurechtzukommen, sich als Frau eines Adligen nicht frei bewegen zu können. Man hatte ihr nicht erlaubt, ohne Begleitung aus dem Haus zu gehen. Sie hatte sich immer gegen die Einschränkungen gewehrt, die Ruys Mutter ihr hatte auferlegen wollen.
Als sie seufzte, betrachtete Sebastián sie unauffällig. Sie ist sehr schön, diese Frau mit dem silberblonden Haar, die mein Bruder geheiratet hat, dachte er. Sie war sogar noch schöner als damals, denn sie wirkte reifer. Dann warf er einen Blick auf den Jungen. Meine Mutter wird sich freuen, der Kleine ist ein echter Silvadores, schoss es ihm durch den Kopf.
Davina merkte nichts von den prüfenden Blicken ihres Schwagers. Sie sah hinaus in die Dunkelheit. Die Strecke kannte sie gut. Der Palacio lag zwischen Sevilla und Córdoba. Plötzlich stürzten die Erinnerungen an all das Schöne, das sie hier erlebt hatte, auf sie ein. Um sich von den quälenden Gedanken abzulenken, fing sie ein Gespräch mit Sebastián an.
Er hatte sein Studium beendet und leitete jetzt die Weingüter der Familie, wie er ihr höflich erklärte. Davina fiel das junge Mädchen ein, das seine Mutter schon damals für ihn ausgesucht hatte. Sie erwähnte die junge Frau und erfuhr, dass er mit ihr seit zwei Jahren verheiratet war.
„Aber leider haben wir keine Kinder“, fügte er traurig hinzu. „Rosita kann wahrscheinlich keine bekommen. Bei der Blinddarmoperation hat es Komplikationen gegeben …“ Er zuckte die Schultern. Davina hatte Mitleid mit seiner Frau, denn sie wusste, wie viel Wert die Familie ihres Mannes auf Kinder legte.
Jetzt verstand sie auch, warum Jamie sich früher oder später mit dem Gedanken vertraut machen sollte, der Erbe des riesigen Vermögens zu sein. Davina hatte vermutet, Ruy würde nach der Trennung die Ehe annullieren lassen, um Carmelita zu heiraten, und Jamie enterben. Aber sie kannte sich natürlich mit dem spanischen Erbrecht nicht aus. Sie hatte Ruy geschworen, ihn niemals um Unterhalt für seinen Sohn zu bitten. Daran hatte sie sich strikt gehalten. Wenn irgendjemand andeutete, sie sei wegen eines eventuellen finanziellen Vorteils nach Spanien gekommen, würde sie sogleich zurückfliegen. Die Reise war nicht ihre Idee gewesen. Ihr ging es vor allem um die Gesundheit ihres Sohnes. Ihrem Mann und seiner Familie gegenüber wollte sie zu nichts verpflichtet sein.
Der Rechtsanwalt, von dem sie sich hatte beraten lassen, hatte erklärt, nach spanischem Recht könne Ruy das alleinige Sorgerecht für seinen Sohn übertragen werden, weil Jamie sein einziger Erbe sei. Deshalb hatte Davina die Bedingungen akzeptiert, die man ihr in dem Brief gestellt hatte. So konnte sie wenigstens mit ihrem Kind zusammen sein.
Die Straße wurde etwas steiler, während sie in die Sierra de los Santos fuhren.
„Wir sind bald da“, sagte Sebastián über die Schulter. „Es ist schon alles vorbereitet. Meine Mutter hat eine Suite für dich herrichten lassen und ein Kindermädchen für den Kleinen eingestellt. Die Frau wird ihm Spanisch beibringen, obwohl er für einen richtigen Unterricht noch zu jung ist. Aber er muss natürlich dieselbe Sprache sprechen wie sein Vater.“
Du liebe Zeit, was diese arroganten Menschen alles für selbstverständlich halten, dachte sie betroffen. Ihre Schwiegermutter wollte offenbar Jamie an sich reißen. Davina war jedoch nicht mehr das scheue, gehemmte junge Mädchen von damals, sie ließ sich nicht mehr einschüchtern.
Als sie
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