Romana Exklusiv 0172
drehte er sich mit dem Rollstuhl unvermittelt um und kehrte ihr den Rücken zu.
„Schick sie wieder weg“, forderte er seine Mutter ruhig auf. „Ich will sie nie wieder hier sehen.“
„Und was ist mit deinem Sohn?“, fragte seine Mutter leise.
Er drehte sich wieder zu Davina um und betrachtete das Kind, das sie wie schützend an sich drückte.
„Meinst du meinen Sohn oder deinen Enkel, Madre?“ Seine Stimme klang ironisch. „Sag mir eins: Hättest du das alles auch dann inszeniert, wenn ich noch andere Kinder zeugen könnte? Oder wenn Sebastián dir Enkelkinder schenken könnte?“
Bei seiner verächtlichen Bemerkung überkam Davina kalte Wut. Sie ging auf den Rollstuhl zu. Sie war sich nicht bewusst, wie beeindruckend sie mit der stolzen Haltung und dem blassen Gesicht wirkte.
„Hier geht es um deinen Sohn“, erklärte sie zornig. „Um genau den Sohn, den du gleich nach der Geburt abgelehnt hast. Aber er ist trotzdem dein Sohn, Ruy, und er wird hier leben, weil er das Recht dazu hat.“
„Ah ja, offenbar hast du deine Meinung geändert“, fuhr er sie verbittert an. „Kurz nach unserer Hochzeit hast du noch behauptet, du wünschtest dir, ich hätte nicht so viel Geld. Angeblich wäre es dir lieber gewesen, wir hätten ein ganz normales Leben führen können. Was ist passiert, Davina? Oder ist dir mittlerweile klar geworden, dass du nicht immer jung bleiben wirst und dass die Männer eines Tages das Interesse an dir verlieren? Deine zahlreichen Affären nützen dir dann auch nichts mehr. Wie kann ich denn sicher sein, dass der Junge wirklich mein Sohn ist?“
Ohne nachzudenken, versetzte sie ihm eine schallende Ohrfeige. Und dann blickte sie fassungslos den Abdruck ihrer Hand auf Ruys gebräunter Haut an. Wie komme ich dazu, so etwas Unerhörtes zu tun?, überlegte Davina entsetzt. In dem Moment sah Jamie seinen Vater aufmerksam an. Man erkennt doch auf den ersten Blick die Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn, warum will Ruy es nicht wahrhaben?, fragte sie sich leicht verzweifelt.
„Entschuldige bitte, dass ich dich geschlagen habe“, sagte sie unsicher. „Aber du hast mich provoziert. Glaubst du etwa, ich wäre gekommen, wenn Jamie nicht dein Sohn wäre?“
„Ich weiß nur, dass du aus meinem Leben verschwunden bist und jetzt, auf Befehl meiner Mutter, wieder auftauchst. Ich bin nicht dumm, Davina. Du hast wohl der Versuchung nicht widerstehen können. Mit einem Ehemann, der ein nutzloser Krüppel ist und dich nicht belästigen wird, kannst du dich offenbar abfinden, wenn du dafür den Rest deines Lebens im Luxus verbringen kannst.“
„Hör auf, es reicht, Ruy“, forderte seine Mutter ihn auf. „Ich habe Davina gegenüber so getan, als wäre es dein Wunsch, Jamie zu sehen.“ Sie zuckte die Schultern, als er sie stirnrunzelnd ansah. „Jetzt vergiss mal deinen Stolz. Jamie ist dein Sohn, noch einen wirst du wahrscheinlich nicht bekommen. Vermutlich wird er auch mein einziger Enkel bleiben. Deshalb sollte er dort aufwachsen, wohin er gehört und wo er später sowieso einmal leben wird.“
In dem Moment beschloss Jamie offenbar, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Er zappelte mit Händen und Füßen, bis Davina ihn auf den Boden stellte. Dann lief er zu dem Rollstuhl hin. Vor Ruy, der ihn hochmütig ansah, blieb er stehen.
„Ist er mein Daddy?“, durchdrang die kindliche Stimme die Stille.
Davina räusperte sich. „Ja“, erwiderte sie dann.
„Warum spricht er nicht mit mir?“, wollte Jamie wissen und drehte sich zu Davina um. „Hat er mich nicht lieb?“
Es schnürte Davina die Kehle zu, und Tränen schimmerten in ihren Augen. Vor diesem Augenblick hatte sie sich gefürchtet. Es kam ihr vor wie ein Albtraum, ihrem Sohn erklären zu müssen, warum sein Vater ihn ablehnte. Doch dass sie es in Ruys Gegenwart tun musste, machte alles noch viel schlimmer.
Zum Glück rettete die Condesa die Situation. Sie legte Jamie die Hand auf die Schulter und lächelte ihn freundlich an.
„Natürlich hat er dich lieb, mein Kleiner. Das stimmt doch, Ruy, oder?“
„Welcher Mann kann schon sein eigen Fleisch und Blut verleugnen?“, antwortete Ruy ironisch.
Wieso tun plötzlich alle so, als wäre alles in Ordnung?, überlegte Davina. Ruy hatte sie beleidigt, doch ihrem Kind zuliebe war sie bereit, es hinzunehmen. Nie hätte sie sich vorstellen können, auf Jamies und ihrem Recht zu bestehen, falls Ruy sie wegzuschicken versuchte. Reichtum und Titel bedeuteten ihr nichts, für sie
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