Romana Exklusiv 0172
waren Liebe und Glück viel wichtiger. Doch Ruy hatte mit seiner Gefühllosigkeit und seinen haltlosen Beschuldigungen ihren Kampfgeist geweckt. Jamie hatte das Recht, hier im Palacio zu leben, und das musste sie seinem Vater klarmachen.
„Jamie ist dein Sohn, Ruy“, erklärte sie ruhig. „Ich weiß, warum du es abstreiten möchtest. Es überrascht mich sehr, dass du unsere Ehe nicht schon längst hast annullieren lassen. Dann hättest du Carmelita heiraten, mit ihr Kinder haben und dir das, was jetzt geschieht, ersparen können.“
Er lachte hart auf. „So einfach ist das alles nicht. Jamie wäre immer noch erbberechtigt, weil er meinen Namen trägt. Außerdem ist es egal, ob er mein Sohn ist oder nicht.“
„Wollte Carmelita dich deshalb nicht heiraten?“ Davina wusste selbst nicht, warum sie ihn ärgerte und verletzte. Vielleicht wollte sie sich rächen für den Schmerz, den er ihr zugefügt hatte. Zu sehr hatte sie gelitten, als sie herausgefunden hatte, dass Ruy sie nicht liebte. Er hatte sie nur benutzt, um der Frau, die er liebte, etwas zu beweisen.
„Carmelita hatte kein Interesse an einer rein platonischen Beziehung“, erwiderte er verbittert. „Und da ich ihr das, was sie braucht, nicht mehr geben kann, hat sie sich einen anderen gesucht.“
„Sie hat vor kurzem geheiratet und ist mit ihrem Mann nach Argentinien gegangen“, mischte Sebastián sich ein. Plötzlich wurde Davina alles klar. Ruys Mutter hatte sich immer gewünscht, er würde Carmelita heiraten. Doch da sich offenbar ihre Pläne in Luft aufgelöst hatten, hatte sie sich entschlossen, sich auf das zu besinnen, was noch übrig war: auf Jamie.
Niemals werde ich zulassen, dass mein Sohn so kalt und gefühllos wird wie sein Vater, nahm sie sich fest vor. Er würde nicht mit der Überzeugung aufwachsen, alles und jeden beherrschen zu können und auf niemanden Rücksicht nehmen zu müssen.
„Es war ein langer Tag, und Jamie ist müde“, sagte sie zu ihrer Schwiegermutter. „Könnte uns jemand auf die Zimmer begleiten?“
„Du bist richtig kühl und mutig geworden“, spottete Ruy. „Liegt es daran, dass du jetzt Mutter bist? Es wäre interessant, zu erfahren, was hinter dieser kühlen Fassade steckt.“
„Genug, um meinen Sohn zu beschützen“, erwiderte Davina betont ruhig. Wie lange würde sie seine herablassende und arrogante Art noch ertragen? Doch dann wurde ihr bewusst, dass sie ihn wahrscheinlich nicht oft sehen würde. Er würde ihr bestimmt aus dem Weg gehen.
„Dann willst du also wirklich hier bleiben?“ Seine Miene wirkte undurchdringlich.
Nein, noch einmal lasse ich mich von ihm nicht einschüchtern und ergreife die Flucht, sagte sie sich und hob entschlossen den Kopf. Stolz blickte sie Ruy an. „Jamie zuliebe – ja. Ich persönlich würde von dir keinen Pfennig annehmen, aber Jamie ist dein Sohn …“
„Und du hast keine Hemmungen, von dem Geld, das ihm einmal gehören wird, zu leben?“, fragte Ruy spöttisch.
Sie ballte ärgerlich die Hände zu Fäusten. So hatte sie es nicht gemeint. Sie hatte ihm erklären wollen, Jamie sei krank gewesen und brauche Erholung. Ihr war klar, dass sie hier unerwünscht war, aber es ging um ihr Kind.
„Welche Zimmer …“, wandte sie sich an seine Mutter und ignorierte ihn einfach.
Mit zorniger Miene drehte er sich zu der älteren Dame um. „Ja, Madre, welche Zimmer hast du für meine entzückende Frau und das Kind vorgesehen? Vielleicht die Hochzeitssuite, damit sie sich an unsere gemeinsame Zeit erinnert?“ Er schüttelte den Kopf und lächelte spöttisch. „Das werde ich nicht zulassen. Mit dem Rollstuhl kann ich keine Treppen steigen, und einen Lift haben wir noch nicht einbauen lassen.“
Nicht nur Davina war entsetzt, sondern auch die Condesa wurde blass.
„Was soll der Unsinn, Ruy? Jamie und Davina bekommen eine eigene Suite“, erklärte sie ärgerlich.
„Nein, sie werden in meiner untergebracht“, widersprach er ihr sanft. „Das Personal soll nicht über mich und meine Frau reden, die mich verlassen hat und erst jetzt, nachdem ich kein richtiger Ehemann mehr sein kann, zurückgekommen ist. Nun?“ Er drehte sich wieder zu Davina um. „Hast du dazu nichts zu sagen? Willst du nicht lieber sogleich nach England zurückfliegen, statt mit einem Behinderten die Suite und … das Bett zu teilen?“
Ihr wurde klar, dass er sie zwingen wollte, wieder abzureisen. Beinah hätte er es auch erreicht. Schon der Gedanke, mit ihm auf so engem Raum
Weitere Kostenlose Bücher