Romana Exklusiv 0186
auch“, gab er zu und zuckte die Schultern. Es war die Wahrheit, und er wollte Natalia nicht mehr belügen. „Aber da glaubte ich noch, du seist die Geliebte meines Schwagers und hättest seine Ehe zerstört.“
„Ah ja, das entschuldigt natürlich alles“, entgegnete sie spöttisch.
„Was hätte ich denn sonst denken können?“ Er seufzte ungeduldig. „Hast du eine Ahnung, wie sehr dieser Gedanke mich gequält hat?“
„Nein, habe ich nicht, ich weiß nur, wie gemein und hinterhältig du warst“, fuhr sie ihn ärgerlich an.
„Ausgerechnet du musst mir das vorwerfen! Du hast mich doch vom ersten Tag an belogen!“
„Aber nur um einen Menschen, den ich liebe, zu schützen.“
„Ich auch“, erinnerte er sie. „Alegra ist für mich so wichtig wie Edward für dich.“
„Der große Unterschied zwischen dir und mir ist, dass du auf deine altmodische sizilianische Art nicht nur deine Schwester schützen, sondern dich zugleich an mir rächen wolltest“, stellte Natalia fest. „Ich wollte aus Überzeugung mit dir zusammen sein und hatte keine Hintergedanken. Aber du hast mich in der Absicht verführt, mich zu quälen und zu verletzen.“
Giancarlo schwieg sekundenlang. Was hätte er auch antworten können? Schließlich seufzte er und änderte die Taktik.
Er kam herüber und zog den Stuhl neben Natalia unter dem Tisch hervor. Dann drehte er ihn herum und setzte sich rittlings darauf.
Natalia beobachtete ihn scharf, was ihn jedoch nicht störte. Mit ihrer Vorsicht oder ihrem Misstrauen konnte er besser umgehen als mit ihrem Schmerz und ihrer Verbitterung. Er verschränkte die Arme über der Stuhllehne und stützte sich mit dem Kinn darauf.
„Heirate mich“, bat er sanft und lächelte.
Giancarlos Lächeln berührte Natalia zutiefst, und ihr wurde ganz schwindlig bei seinem Heiratsantrag. Sein Blick ging ihr unter die Haut. Er war ein ungemein geschickter Verführer. Aber glaubte er wirklich, sie würde ihn nicht durchschauen?
„Jetzt hör mal zu“, erwiderte sie. Ihre Stimme klang heiser, Natalia wusste einfach nicht, wie sie sich gegen diesen Mann wehren sollte. „Lass uns erst einige Dinge klären, ehe wir überhaupt weiterreden“, schlug sie vor. „Selbst wenn ich schwanger wäre, was ich für unwahrscheinlich halte, erwarte ich nicht und wünsche es mir auch nicht, dass du mir einen Heiratsantrag machst. Heutzutage ist es keine Schande mehr, eine allein erziehende Mutter zu sein. Ich würde damit genauso gut zurechtkommen wie meine Mutter.
Du brauchst dich nicht verpflichtet zu fühlen, Edwards uneheliche Tochter zu heiraten, weil du sie falsch beurteilt und sie in gewisser Weise gequält hast. Wir wissen beide, dass eine Heirat bis heute Abend überhaupt nicht zur Debatte stand. Unsere gemeinsame Zeit war schön. Wir haben sie genossen. Sie hat jedoch mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Irgendwann fliegst du zurück nach Mailand oder Sizilien, und alles ist vergessen. Versuch deshalb bitte nicht, aus falschem Ehrgefühl heraus etwas wiedergutzumachen“, bat sie ihn. „Nichts im Leben ist völlig sicher. Wir alle machen Fehler, ändern uns, gehen weiter. Wir sollten uns nicht auch noch mit einem Ehegelöbnis belasten, vor allem deshalb nicht, weil wir nie die Absicht gehabt haben zu heiraten.“
Er hörte ihr zu, schweigend und ohne eine Miene zu verziehen, während sie ihre kleine Rede hielt. Keine Sekunde lang ließ er sie dabei aus den Augen. Als sie fertig war, gönnte er ihr noch eine kleine Verschnaufpause, ehe er ruhig wiederholte: „Heirate mich.“
Natalia schreckte auf. „O nein!“, rief sie aus. „Warum hast du mir nicht zugehört? Du weißt genau, dass du mich eigentlich gar nicht heiraten willst.“
„Du kannst nicht wissen, was ich mir wünsche“, fuhr er sie an. „Du solltest mich zumindest erst fragen, ehe du mir etwas unterstellst.“
„Nein.“ Sie hatte alles gesagt, was für sie wichtig war, und wollte aufstehen.
Doch in dem Moment umfasste er ihr Handgelenk. Es durchfuhr sie wie tausend kleine Stromstöße. Wilde, heftige Erregung breitete sich in ihr aus. Ärgerlich entzog sie ihm die Hand. Sie musste unbedingt von hier weg, ehe sie schwach wurde und seinen Heiratsantrag annahm. Schnell stand sie auf und wünschte sogleich, sie hätte es nicht getan, denn ihr wurde schwindlig.
Giancarlo hatte es kommen sehen. Er fluchte leise vor sich hin, sprang auf, schob den Stuhl ungeduldig mit dem Fuß weg und hielt Natalia fest. „Brich nicht schon wieder
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