Romana Exklusiv 0186
und habe sie auf der Stelle gekauft. Champagnerfarbene Mäntel mag ich nicht.“
„Wir werden sehen.“ Er nahm ihr Orchideen und Brosche aus den bebenden Händen und befestigte das Sträußchen mit der Anstecknadel, deren Edelsteine tiefblau, gold und grün funkelten. Die Juwelen glitzerten, als Lukas ihr die Jacke schwungvoll über die Schultern legte.
„Können Sie niemals ein Nein akzeptieren?“, fragte Bliss, den Kopf erhoben, als sie zu ihm aufblickte. Sie reichte ihm bis ans kantige Kinn und musste daran denken, was für ein entschlossener Mann er doch war.
„Nicht, wenn ich es verhindern kann“, erwiderte er. „Du wirst zugeben, dass ein reicher Ehemann besser ist als ein mittelloser. Denn Liebe in einer Dachkammer mag sich in einem Zeitschriftenroman gut ausnehmen. In Wirklichkeit bedeutet es aber, zu hungern und zu frieren, und wo sich Feuchtigkeit und der Geruch von gekochtem Kohl im Treppenhaus breitmachen, hat die Liebe keine Chance mehr.“
„Wahre Liebe kann viele Schwierigkeiten überwinden“, sagte sie, obwohl sie bei der Erwähnung des Kohlgeruchs die Nase gerümpft hatte. Kohl konnte sie nicht ausstehen, und einer der Mieter in diesem Haus kochte ihn liebend gern.
„In der Theorie erscheint vieles möglich, in der Praxis aber erblüht Liebe wie eine Rose nur im warmen Sonnenlicht. Was Armut betrifft, so spreche ich aus Erfahrung.“ Seine Miene wirkte plötzlich wie versteinert. „Ich habe selbst gesehen, wie ein hartes Leben meine Mutter verändert hat. Sie war noch ein Mädchen, als sie den Fehler beging, ein wenig Wärme in den Armen eines Mannes zu suchen. Und es war ihr nicht vergönnt, diesen Fehler jemals zu vergessen, weil ich als Folge daraus hervorging.“
„Sind Sie deshalb ein solcher Menschenverächter geworden?“, fragte Bliss. Sie empfand Mitleid mit dem Jungen, der er gewesen war. Der harte und energische Erwachsene jedoch, zu dem er sich entwickelt hatte, vermochte sie kein bisschen zu rühren. Er trug nicht die sichtbare Rüstung eines normannischen Ritters, mit Sicherheit aber hatte er ein dickes Fell und eine strenge Meinung über andere.
„Muss man Menschen mögen?“, fragte er. „Einige schätze ich wegen ihres Scharfsinns, andere bewundere ich wegen ihres Aussehens, manche verachte ich zutiefst wegen ihres beschränkten Horizonts. Ich bin nur ein Mensch, und Heuchelei liegt mir nicht. Ich leide nicht an der Volksseuche, die darin besteht, den Leuten Nettigkeiten ins Gesicht zu sagen und schlecht über sie zu reden, sobald sie einem den Rücken kehren. Kurz gesagt, ich trage nicht die Maske der Höflichkeit, während mir böswillige Gedanken durch den Kopf gehen.“
„Für einen englisch sprechenden Griechen haben Sie einen sehr guten Wortschatz, Mr. Angelos.“
„Ich bestehe weiterhin darauf, dass du mich bei meinem Vornamen nennst und duzt.“ Unvermittelt packte er sie bei den Schultern, mit einer Kraft, die sie beinahe umgeworfen hätte. „Wenn du die Wahrheit hören willst: Ich betrachte dich wie Cathlamet als mein Eigentum. Dort gehörst du hin, schon immer, und nicht in diese heruntergekommene Pension in Earls Court, wo man die Essensdünste der Nachbarn riecht und ihre Radios und sie selbst im Streit plärren hört.“
Er verstärkte seinen Griff, besitzergreifend. „Um Himmels willen, du kleine Närrin, weißt du denn nicht, dass ich deinem Vater versprochen habe, auf Cathlamet würde immer Platz für dich sein? Er war in vielerlei Hinsicht ein törichter und leichtsinniger Mensch, aber dich hat er geliebt, und es hat ihm fast das Herz zerrissen, als du dein Zuhause verloren hast. Glaubst du etwa, ich würde dieses riesige steinerne Herrenhaus im Moor behalten, wenn nicht für dich?“
Bliss blickte zu ihm auf, in sein dunkles, grimmiges Gesicht, und ihr Herz klopfte zum Zerspringen. „Ich weiß, dass Sie mir deshalb schon einmal einen Heiratsantrag gemacht haben. Und ich weiß, Sie haben es getan, um Ihr Gewissen zu beruhigen …“
„Zum Teufel mit dem Gewissen!“ Er schloss sie heftig in die Arme, presste schonungslos den Mund auf ihren und zwang ihre Lippen auseinander, sodass sie seinen heißen Atem spürte. Das machte ihr bewusst wie nie zuvor, dass er ein Eroberer war, ein Mann, der sich nahm, was er begehrte, gleich jenem, der als Erster seinen Fuß auf die Schwelle Cathlamets gesetzt hatte, als Herr und Gebieter über das Land.
Schließlich löste er sich von ihren Lippen. Bliss war viel zu benommen, um etwas zu sagen, zu
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