Romana Exklusiv 0186
seiner Ankunft erwartete.
Bliss ging ins Schlafzimmer und warf einen Blick auf die Kleider in dem eingebauten Schrank. Sie nahm das Schwarze mit dem weißen Kragen heraus. Das würde sie tragen, und er würde verstehen. Für sie gab es nichts zu feiern bei der Aussicht auf die Heirat mit einem Mann, der an Geld und Gewinn dachte anstatt an Liebe.
Schwarz stand ihr, weil sie eine so helle Haut hatte. Sie nahm ihr silberblondes Haar zusammen und band es im Nacken sorgfältig zu einem Knoten. Dann trug sie dezent etwas Lipgloss auf und befestigte kleine Perlenohrstecker an ihren Ohrläppchen. Danach betrachtete sie ihr Spiegelbild und entdeckte den Ausdruck von Besorgnis, der ihre Pupillen gegenüber der grauen Iris groß und dunkel erscheinen ließ.
Sie sah, was Lukas Angelos an ihr gefiel – ihr helles Aussehen im Gegensatz zu seiner eigenen dunklen Erscheinung. Ihre Abstammung im Ausgleich zu seiner unbekannten Herkunft. Ja selbst ihre Rebellion, wobei sich ihre Angst im Funkeln der Augen zeigte.
Vor langer, langer Zeit hatte ein normannischer Ritter, der Cathlamet auf dem Land errichtet hatte, das ihm für seinen Beitrag zur Belagerung Yorks geschenkt worden war, die Tochter eines angelsächsischen Ritters zur Ehe mit ihm gezwungen. Als Bliss noch ein kleines Kind gewesen war, hatte ihr Vater sie in eine Kirche in York mitgenommen und ihr das Buntglasfenster gezeigt, auf dem die angelsächsische Ehefrau des normannischen Eroberers auf ihrem Prie-Dieu, ihrem Betpult, kniete. Schon damals hatte Bliss in der auffälligen Hellhäutigkeit eine Ähnlichkeit zu sich selbst gesehen. Sie war ihr Erbe. Wenn sich die angelsächsischen Gene mit den normannischen bekriegten, gab es dabei hin und wieder Nachkommen mit silberblondem Haar und hellgrauen Augen.
Bliss war weder eitel noch gespielt bescheiden, und tief im Innern wusste sie, dass Lukas Angelos ihr Aussehen bewunderte und fest entschlossen war, sie zu besitzen.
Sie atmete tief durch, denn ihr kam der Gedanke, er könnte die Geschichte von dem angelsächsischen Mädchen kennen, das von einem Normannen in voller Rüstung nach Cathlamet gebracht worden war. Solche Geschichten hatten ihren Reiz für einen Mann, der ausgezogen war, seine eigenen armseligen Anfänge zu bezwingen und durch seinen Umgang mit Geld heute Menschen als Bittsteller zu sich kommen lassen konnte.
Deshalb macht es ihm Spaß, die EFG zu besitzen, dachte Bliss. Ihm gefiel es, wenn Menschen seiner Gnade ausgeliefert waren, so wie sie. Bei dieser Erkenntnis rauschte ihr das Blut durch die Adern, sodass, als er klingelte und sie ihm die Tür öffnete, ihre Wangen vor Wut gerötet waren.
Er betrat das Wohnzimmer, und wie immer traf es sie wie ein Schock: seine schlanke, dunkle, große Gestalt, diese bernsteinfarbenen Augen, deren Blick über sie glitt, als würde sie ihm schon gehören … was in gewisser Weise auch der Fall war.
„Wie außergewöhnlich attraktiv du bist.“ Er kam zu ihr und blieb dicht vor ihr stehen. Instinktiv wich Bliss zurück, aus Angst, er könnte seinen neuen Besitz mit einem Kuss besiegeln wollen.
„Nur keine Panik“, sagte er, „ich werde schon nicht dein Make-up ruinieren oder dir das Haar in Unordnung bringen – nicht jetzt gleich. Hier, steck dir das an deinen Mantel.“
Er reichte ihr eine Schachtel mit durchsichtigem Deckel, und ihr Blick fiel auf einen Strauß kleiner, wundervoller Orchideen, die darin lagen. „O, danke!“ Sie nahm den Deckel ab, froh, sich auf die Blumen konzentrieren zu können, denn so musste sie Lukas’ Blick nicht begegnen. Sie nahm die Orchideen heraus, dann verschlug es ihr vor Überraschung den Atem. Zwischen den Blumen fand sie eine mit Juwelen besetzte Brosche in der Form eines Schmetterlings.
Sie sah zu ihm auf. „Du solltest doch nicht …“
„Es hat schon nicht die Welt gekostet“, erklärte er spöttisch. „Und es ist durchaus ehrenhaft, wenn ein Mädchen von seinem Verlobten ein Schmuckstück annimmt – daran hat sich nichts geändert, weißt du?“
„Ich hatte gehofft …“ Sie biss sich auf die Lippe, als sie sich an der Nadel der Brosche in den Finger stach.
„Geschieht dir recht“, sagte er unfreundlich. „Ist das dein Mantel?“ Er nahm die Persianerjacke, die sie an jenem Abend getragen hatte, und sah sie stirnrunzelnd an. „Ich werde dir einen Nerz kaufen, wie versprochen.“
„Diese Jacke gefällt mir aber“, wehrte sie seinen Vorschlag ab. „Ich bin in einer Secondhandboutique darauf gestoßen
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