Romana Exklusiv 0186
P&O-Schifffahrtsgesellschaft für eine Fahrt nach Singapur eine Stornierung gegeben, und Justin hatte die Gelegenheit ergriffen, seine Sorgen hinter sich zu lassen. Es hatte ihn nicht im Mindesten gekümmert, dass Bliss ihre Prinzipien über Bord geworfen und seinetwegen Schulden gemacht hatte. Er hatte sie so fest umarmt, dass ihr die Luft weggeblieben war, daraufhin war er losgestürmt, um seine Sachen in eine Reisetasche zu werfen und einen Zug nach Southampton zu erwischen.
„Ich schick dir eine Ansichtskarte“, hatte er gesagt und war verschwunden, bevor die Bombe platzte.
Justin musste gewusst haben, dass die EFG eine der Gesellschaften war, die Lukas Angelos besaß und leitete.
Die höchst angesehene und seriöse Gesellschaft, die Madame Lilian wärmstens empfohlen hatte, Madame, die den Stolperdraht, der auf Bliss lauerte, in ihrer Kristallkugel nicht gesehen hatte.
„Haben Sie sich eingebildet“,sagte Bliss mühsam beherrscht, „ich würde Ihren Heiratsantrag zu Ihren Bedingungen kampflos annehmen?“
„Einbildung hat damit nichts zu tun“, erwiderte er. „Ein Grieche hält sein Wort, wenn er eine Vereinbarung getroffen hat. Es ist dir sicher unangenehm, wegen des Darlehens an meine Firma geraten zu sein. Du hast rasch gehandelt, Bliss. Und ich bewundere deine Einstellung, aber fairerweise musst du zugeben, dass du mehr denn je in meiner Schuld stehst.“
Verdammt! Bliss hätte am liebsten den Hörer hingeknallt und wäre wie Justin auf und davon gelaufen. Aber sie hatte ein anderes Wesen als er und sah ein, dass Lukas Angelos recht hatte.
„Du tust mir leid, Bliss. Wie enttäuschend für dich, dass die Seherin, für die du arbeitest, meinen Namen in ihrer Kristallkugel nicht gesehen hat. Ich weiß, sie war Kundin bei EFG, daher nehme ich an, sie hat dir den Vorschlag gemacht, an eine Geldverleihfirma heranzutreten. Ich glaube nicht, dass du sonst an so etwas gedacht hättest.“
„Ja“, gab Bliss zu. „Madame Lilian sah darin einen Ausweg für mich.“
„Hat sie denn die Tarotkarten nicht gelegt?“, machte er sich lustig.
„Sie … Sie sind ein Teufel!“, rief sie aus.
„Wenn du meinst, Bliss.“ Er lachte, aber eigentlich war es gar kein Lachen, sondern der Ausdruck eines sehr sardonischen Humors. „Wir beide müssen einiges besprechen. Ich bin in etwa einer Stunde bei dir und hole dich zum Essen ab. Sei bereit, ja?“
Es machte „klick“, dann ertönte der Summton, das Zeichen, dass er aufgelegt hatte. Auf unsicheren Beinen ging Bliss zur Couch, ließ sich darauf sinken und griff sich ein Kissen. Sie brauchte irgendetwas, an dem sie sich festhalten konnte, während ihr bewusst wurde, dass sie noch immer in dem Netz verfangen war, das ihr mittelloser Bruder gesponnen hatte.
Von Anfang an hatte sie das verhängnisvolle Gefühl gehabt, Lukas Angelos nicht entkommen zu können, und es überraschte sie nicht mehr, dass er neben dem Spielclub auch die Geldverleihfirma besaß. Es war unschwer zu erkennen, was für ein ungewöhnlicher Mann er war. Einer, der sich gern an Projekten beteiligte, die sich am Rande der Gefahr bewegten. Aus solchen Projekten Geld zu schlagen, machte die Sache für ihn nur noch reizvoller.
Bliss konnte sich sein sardonisches Vergnügen gut vorstellen, das ihm die Nachricht, sie sei in ihrer naiven Unschuld Kundin seiner Geldverleihfirma geworden, bereitet haben musste.
Jetzt hielt er sie tatsächlich mit einer Peitsche in Schach, dieser Mann, dem schon seit langer Zeit nicht sehr viel daran lag, geliebt zu werden, solange man ihn nur fürchtete. Während er aufgewachsen war, hatte ihn das Leben hart gemacht gegen Menschen, die grausam zu einem vaterlosen Kind sein konnten.
Immer weiter hatte sich sein Schutzpanzer ausgedehnt und ihn unempfindlich gemacht, bis dieser letztlich sein Herz umschloss. Niemand konnte bis dahin vordringen, darauf achtete er.
Er ist uneinnehmbar wie eine Festung, sagte sich Bliss … aber sie war es nicht!
Eine Stunde, hatte er gesagt. Er kam in ihre Wohnung und war offensichtlich davon überzeugt, dass sie ihn heiratete, ob sie nun wollte oder nicht.
Und wie er festgestellt hatte, stand sie mehr denn je in seiner Schuld. Sie hatte ihm direkt in die Hände gespielt, und ihre einzige Waffe war die Zurschaustellung ihrer Würde. Schon immer hatte sie sich einer gewissen Beherrschung und Würde rühmen können. Sie würde ihm begegnen mit hoch erhobenem Kopf und nicht etwa in der gebeugten Haltung, die er wahrscheinlich bei
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