Romana Exklusiv 0186
denn Flugzeuge erreichen ihr Reiseziel zu bald. Nach dem, was Sie mir über diesen Magnaten erzählt haben, ist er in der Lage, verschiedene Flughäfen auf die Ankunft Ihres Bruders hin überwachen zu lassen. Er ließe ihn der Polizei ins Netz gehen, und das möchten Sie doch gerade vermeiden, nicht wahr, mein Kind?“
Bliss nickte und blickte starr auf die Karte mit der Adresse der Firma. Der Gedanke, dort hinzugehen und um ein Darlehen zu bitten, war ihr zuwider. Doch was Madame Lilian vorgeschlagen hatte, würde Justin und sie aus dem Dilemma führen. Justin würde sofort auf den Vorschlag anspringen. Er würde alles tun, um einer Verhaftung und Inhaftierung zu entgehen. Zwar wäre es möglich, dass Lukas Angelos die Passagierlisten auslaufender Schiffe überprüfen und Justin vom Captain festnehmen ließe, aber ihr Gefühl sagte ihr, er würde es nicht tun.
Sie wusste instinktiv, dass es ihm nicht so sehr darum ging, Justin hinter Gitter zu bringen, sondern vielmehr darum, sie zu besitzen, und dass Justins Vergehen ihm dazu die Möglichkeit gab.
„Dem Feigen kehrt das Glück den Rücken, Bliss“, sagte Madame leise.
„Mir bleibt wirklich nichts anderes übrig, oder?“ Bliss umklammerte die Karte.
„Zwei Fliegen mit einer Klappe.“
Bliss nickte. Wenn Justin nach Australien ginge, müsste er auf eigenen Füßen stehen und könnte ihr nicht mehr die Sorgen bereiten, die sie jetzt durchmachte. Die halbe Welt würde zwischen ihnen liegen, und sie könnte Lukas Angelos ins Gesicht sagen, was er mit seinem Heiratsantrag machen sollte.
Bei dem Gedanken an Cathlamet spürte sie ein leises Bedauern, aber schließlich war es nur ein Haus, ein Gebäude aus Stein und Ziegel … eigentlich ein Gefängnis, wenn sie mit einem Ehemann dorthin zurückkehrte, der sie als eine gekaufte Ware betrachtete.
Entschlossen stand Bliss auf. „Ich werde es tun“, verkündete sie. „Lieber habe ich bei dieser Firma Schulden als bei dem Mann, von dem ich Ihnen erzählt habe. Rücksichtsloser als er können sie nicht sein.“
„Das ist die richtige Einstellung, Bliss!“ Madame Lilian nickte zustimmend. „Machen Sie uns jetzt eine Kanne Kaffee, während ich bei P&O anrufe und mich für Sie erkundige, ob in Kürze ein Schiff nach Australien oder in sonst ein fernes Land ablegt und was eine Einzelkabine kostet. Ihr Bruder ist diese Mühe gar nicht wert!“
„Tue ich auch das Richtige?“ Bliss sah immer noch verunsichert aus.
„Es steht in den Sternen“, rief die Hellseherin.
4. KAPITEL
Das Telefon klingelte beharrlich, und das Läuten ging Bliss auf die Nerven. Sie war gerade aus der Badewanne gestiegen, und während sie zum Telefon hastete, wickelte sie sich ein Frotteetuch um.
„Hallo?“
„Die Elias Finanzierungsgesellschaft ist am Apparat, Miss Mallon. Der Geschäftsführer möchte Sie sprechen.“
Bliss klopfte das Herz bis zum Hals. Die Elias Finanzierungsgesellschaft, kurz EFG genannt, war die Geldverleihfirma, bei der sie ein Darlehen über mehrere hundert Pfund beantragt hatte, das ihr auch bewilligt worden war, nachdem sie Madame Lilian als Bürgin angegeben hatte. Sie hatte vertraglich vereinbart, das Darlehen in monatlichen Raten zurückzuzahlen, die glücklicherweise nicht zu hoch waren.
„Ist was?“ Bliss fröstelte plötzlich und zog sich das Badetuch fester um den feuchten Körper.
„Sie klingen nervös.“ Die Stimme war tief und rau, und der fremde Tonfall ließ sie leicht schwanken und sich am Telefontischchen festhalten.
„Sie sind doch hoffentlich nicht ohnmächtig geworden?“
Bliss blickte starr auf den Hörer. Es war nicht möglich, dass zwei Männer in demselben Tonfall und auf dieselbe Weise sprachen, und der Angestellte in der Vermittlung hatte klar und deutlich gesagt, der Geschäftsführer der EFG möchte sie sprechen.
„Mit wem spreche ich?“
„Es ist nicht gerade schmeichelhaft, dass du meine Stimme nicht wiedererkennst, Bliss, vor allem in Anbetracht unserer besonders gearteten Beziehung.“
Lukas Angelos! Aber das konnte nicht sein!
„Sie führen die Elias Finanzierungsgesellschaft?“, brachte sie mühsam hervor.
„Mit allem Drum und Dran, wie man so sagt.“
„O nein!“
„Was für eine Ironie des Schicksals, dass du dir ausgerechnet meine Firma ausgesucht hast, um dir das Geld zu leihen, um deinen Bruder aus meiner Reichweite zu bringen.“
Wenigstens war Justin außerhalb seiner Reichweite. Denn wie der Zufall es wollte, hatte es bei der
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