Romana Exklusiv 0186
Haut als sie. Dennoch bestand Cassandra darauf, dass er sich mit einem Sonnenschutzmittel schützte. Aber da er einen spanischen Vater hatte, vertrug er das heiße Klima besser als sie, obwohl er in England aufgewachsen war.
So braun wie er werde ich nie, dachte sie, während sie mit ihren schlanken Fingern den Sand von ihren Armen wischte. Ihre Haut wurde nur rosa oder rot, und sobald Cassandra sich nicht mehr der Sonne aussetzte, wurde sie rasch wieder hell.
Sie sah sich um und stellte fest, dass sich der Strand, der beinah ausschließlich von Touristen benutzt wurde, rasch leerte. Die meisten Urlauber gingen in ihre Hotels und Pensionen zurück, die an dem Hügel oberhalb des kleinen Ortes Punta del Lobo lagen. Cassandra gab ihrem Sohn ein Zeichen, dass sie auch gehen wollten.
David zuliebe aß Cassandra früher zu Abend als viele der anderen Gäste, weil er morgens schon sehr früh aufstand. Es gefiel ihr, in einem der Straßencafes oder kleinen Restaurants um den Marktplatz herum zu sitzen. Sie freute sich schon auf das Glas Wein, das sie sich normalerweise nach dem Abendessen gönnte.
Nachdem sie ihre und Davids Sachen in die Strandtasche gesteckt hatte, blickte sie sich noch einmal um. Obwohl Tuarega ungefähr eine Autostunde von hier entfernt war, verspürte sie immer ein seltsames Unbehagen, wenn der Strand so menschenleer war wie jetzt.
Eigentlich rechnete sie nicht damit, irgendwelchen Bekannten zu begegnen. Niemand wusste, dass sie hier war, und sie brauchte nichts zu befürchten. Es wäre ein großer Zufall, wenn die de Montoyas in Punta del Lobo auftauchten. Wahrscheinlich machte sie sich unnötige Sorgen.
Als David wieder einmal davon geredet hatte, in den Ferien nach Spanien zu fliegen, hatte sie lange gezögert. Zum ersten Mal hatte er es mit sechs oder sieben Jahren vorgeschlagen, und es war relativ leicht gewesen, es ihm auszureden. Doch in diesem Jahr hatte er sich nicht davon abbringen lassen. Schließlich hatte sie nachgegeben und sich gesagt, Spanien sei groß genug, sie würde den de Montoyas sicher nicht über den Weg laufen.
Dann hatte David ausgerechnet diesen kleinen Ort in Andalusien als Urlaubsziel ausgesucht. Um keine neugierigen Fragen zu provozieren, hatte Cassandra sich dann entschlossen, die Reise zu buchen. Glücklicherweise hatte in der Pension niemand gefragt, ob sie mit den de Montoyas verwandt sei. Punta del Lobo war eben nicht Cadiz, und sie war sich jetzt sicher, in diesem kleinen Ort würde niemand sie mit den de Montoyas in Verbindung bringen.
Ihr Vater war natürlich entsetzt gewesen. Aber er war sowieso der Meinung, sie hätte ihrem Sohn nicht erzählen dürfen, dass er einen spanischen Vater hatte. Doch weshalb hätte sie es ihrem Kind verschweigen sollen? David hätte es früher oder später selbst gemerkt, schon allein wegen des spanischen Namens. War es ein Fehler gewesen, dass sie nicht auf ihren Vater gehört hatte?
Ach, es darf einfach nichts passieren, dachte sie, während David angerannt kam und sie mit Wasser bespritzte. Horst folgte ihm. Cassandra lächelte den Jungen freundlich an. Seine Eltern waren nach Sevilla gefahren. Ihr Sohn war nicht mitgefahren, sondern hatte lieber mit David spielen wollen. Deshalb hatte Cassandra sich bereit erklärt, auf ihn aufzupassen. Er war ein netter Junge und viel gehorsamer als ihr eigener Sohn.
Bei dem Vater ist es auch nicht überraschend, dass David so eigenwillig ist, sagte sie sich. Doch sogleich verdrängte sie den Gedanken wieder. Sie wollte sich nicht daran erinnern, was für stolze, arrogante Vorfahren ihr Sohn hatte. Es war sowieso beinah unmöglich, zu vergessen, was vor zehn Jahren geschehen war, denn der Junge sah seinem Vater sehr ähnlich.
Sie konnte sich ein Leben ohne ihren Sohn nicht vorstellen. Die Angst, die Familie seines Vaters würde eines Tages etwas von seiner Existenz erfahren, war allgegenwärtig. Wenn David erwachsen war und eigene Entscheidungen treffen konnte, würde sie ihm vielleicht erzählen, wer sein Vater war. Doch das hatte noch Zeit.
„Müssen wir schon gehen?“ David rieb sich mit dem Badetuch das Haar trocken.
Cassandra lächelte und reichte Horst auch ein Badetuch. „Ja. Alle anderen sind schon weg. Fällt dir nicht auf, dass wir die Letzten sind?“
David schnitt ein Gesicht und zog leicht arrogant eine Augenbraue hoch.
Er reagiert genau wie sein Vater, schoss es ihr durch den Kopf. „Es ist wirklich schon spät, wir sollten zurückgehen“, erklärte sie betont
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