Romana Exklusiv 0186
gehört“, unterbrach er sie. „Es ist bescheidener als der Palast, aber es gefällt mir.“
„Du überraschst mich“, sagte sie spöttisch. „Ich hätte gedacht, Tuarega würde genau deinem Geschmack entsprechen.“
„Und das beweist, wie wenig du mich kennst.“ Er betrachtete besorgt ihre nackten Schultern. „Lass uns ins Haus gehen. Es ist zu heiß hier.“
Cassandra wollte ihn nicht in ihr Wohnzimmer bitten. „Meinetwegen können wir draußen bleiben“, erwiderte sie und fuhr sich mit der Hand über die erhitzte Haut. „Warum sagst du nicht, was du wirklich willst?“
„Wann hörst du endlich auf, mich so feindselig zu behandeln?“ Seine Stimme klang plötzlich seltsam rau.
Sie schüttelte den Kopf. „Du hast doch selbst angedeutet, dass wir unseren Kontakt auf das Nötigste beschränken sollten. Dann kann es dir doch auch egal sein, was ich von dir denke, oder?“
„Es ist mir aber nicht egal.“
Cassandra sah ihm in die Augen. Seine Antwort überraschte sie. „Das meinst du nicht ernst. Ich glaube, wir haben beide etwas Besseres zu tun, als unsere Zeit mit dummen Bemerkungen zu verschwenden.“
„Es macht dir Spaß, mich zu beleidigen, stimmt’s?“
„Ich möchte nur, dass du gehst. Deine Mutter hätte sicher etwas gegen diese Unterhaltung.“
„Ich bin meiner Mutter keine Rechenschaft schuldig“, fuhr er sie an. „Außerdem bin ich nicht hier, um mit dir über meine Mutter zu reden.“
„Nein? Warum sonst? Willst du etwa mit mir über die Frau sprechen, die angeblich nicht deine Freundin ist?“
„Du legst es darauf an, mich zu provozieren, Cassandra“, stellte er spöttisch fest. „Aber ich bin froh, dass du das Thema anschneidest. Sanchia, die Frau, die mit meinem Bruder verlobt war, kommt heute Abend. Ich möchte dich bitten, mit uns zu Abend zu essen.“
10. KAPITEL
Warum habe ich mich darauf überhaupt eingelassen?, fragte Cassandra sich, während sie sich am Abend umzog. Sie riskierte, beleidigt und verletzt zu werden. Aber ihre Neugier war stärker gewesen als alle Bedenken. Sie gestand sich ein, dass sie die Frau kennenlernen wollte, die zumindest Antonio einmal geliebt hatte.
Doch das war nicht der einzige Grund. Antonio hatte ihr erzählt, er vermute, dass Sanchia de Silvestre lieber Enrique geheiratet hätte. Er hatte sich jedoch nicht für sie interessiert, und deshalb hatte sie sich seinem jüngeren Bruder zugewandt. Es sah momentan ganz so aus, als würde die Frau endlich ihr Ziel erreichen.
Cassandra betrachtete sich in dem großen Spiegel im Schlafzimmer. Sie war überzeugt gewesen, Enrique könne sie nicht mehr verletzen. Aber sie hatte sich geirrt. Es würde ihm wieder gelingen, die Schutzmauer, die sie um sich her errichtet hatte, zu durchbrechen. Und sie würde es immer wieder zulassen.
Wann ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, dass ich mich zu Enrique hingezogen fühlte und mich darauf freute, mit ihm allein zu sein?, fragte Cassandra sich. Warum hatte sie sich eingeredet, nur freundschaftliche Gefühle für ihn zu haben?
Während Antonio an seinem Abschlussexamen arbeitete, waren Enrique und sie sich immer näher gekommen. Natürlich hatte sie nicht geahnt, dass er dabei ganz andere Absichten verfolgte als sie.
Im Nachhinein war es leicht, sich zu sagen, dass ein Mann wie er sich niemals ernsthaft für eine einfache Bibliothekarin interessierte. Aber er war ungemein charmant und sexy, und sie war schon bald von ihm fasziniert gewesen.
Nur ungern erinnerte sie sich daran, wie hilflos sie sich ihm und seiner sinnlichen Ausstrahlung gegenüber gefühlt hatte. Alles hatte ganz harmlos angefangen, und Cassandra hatte erst gemerkt, was mit ihr geschah, als es schon zu spät gewesen war.
Damals hatte sie in einem möblierten Zimmer gewohnt, obwohl in dem Haus ihres verwitweten Vaters Platz genug für sie beide gewesen wäre. Sie wollte jedoch unabhängig sein und zog aus, nachdem sie die Stelle in der Bibliothek, der Kensington Historical Library, bekommen hatte.
Dort lernte sie auch Antonio kennen. Und bis zu dem Augenblick, als sie seinem Bruder begegnete, war sie überzeugt gewesen, ihn zu lieben. Natürlich verschwieg Antonio ihr seine Verlobte in Andalusien und ließ Cassandra glauben, er sei frei und ungebunden. Erst als sie anfingen, Heiratspläne zu machen, erfuhr sie die Wahrheit.
Zuerst wollte sie sich von ihm trennen. Aber er versicherte ihr, er habe die Verlobung bereits gelöst. Er liebe Cassandra und würde lieber allein bleiben,
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