Romana Exklusiv 0186
was vor meiner Fahrt nach Sevilla geschehen ist, unterhalten. Du kannst nicht meine Welt zusammenbrechen lassen und dann so tun, als wäre alles in Ordnung. Ganz so rücksichtslos bist du sicher nicht.“
Sein Vorwurf verletzte sie.„Ich bin nicht rücksichtslos, sondern eher dumm und naiv. Aber wenn wir schon über Welten reden, die zusammenbrechen, dann …“
„Ich weiß“, unterbrach er sie und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Mir ist jetzt klar, dass es wahrscheinlich für dich … sehr schwierig gewesen ist.“
„O, danke.“
„Spar dir den Sarkasmus, er passt nicht zu dir.“ Er atmete tief ein. „Wir müssen uns später unterhalten, jetzt haben wir keine Zeit.“
„Fährst du wieder weg?“, fragte Cassandra angespannt.
„Nein.“ Er kam auf sie zu und blieb erst stehen, als sie die Hand hob, um ihn aufzuhalten. „Cassandra, du weißt doch, was ich empfinde. Zugegeben, ich war schockiert, als du mir gesagt hast, ich sei Davids Vater. Das ändert jedoch nichts an meinen Gefühlen für dich.“
„Was meinst du damit?“
Enrique nahm ihre Hand und hob sie an die Lippen. „Ich bin der Meinung, ich hätte dir an dem Abend erklärt, was ich für dich empfinde.“
„Das war, ehe ich …“
„Ehe du mir verraten hast, dass David mein Sohn ist?“ Er liebkoste mit der Zunge ihre Handfläche. „Das stimmt. Aber wieso sollen sich meine Gefühle für dich dadurch verändert haben?“
„Das … weiß ich nicht.“ Cassandra wusste überhaupt nichts mehr.
„Dann werde ich es dir …“
In dem Moment erschien Consuela. „Señor Enrique, Ihr Vater erwartet Sie“, begann sie zögernd und etwas nervös. „Er lässt ausrichten, dass …“
„Ja, wir kommen“, unterbrach er die Haushälterin und schickte sie weg.
„Du solltest gehen“, sagte Cassandra dann. Er durfte nicht merken, wie sehr er ihr unter die Haut ging. „Lass deinen Vater nicht warten.“
„Er will nicht mich, sondern dich sehen, Cassandra“, erklärte Enrique leicht resigniert. „Er hat mich zu dir geschickt, um dich zu holen. Er möchte endlich seine Schwiegertochter begrüßen.“
„Wie bitte? Er will mich sehen?“, wiederholte sie und konnte es kaum glauben. „Stimmt das?“
„Natürlich.“ Er zuckte die Schultern. „Du bist Davids Mutter. Es ist höchste Zeit, dass er dich als Familienmitglied akzeptiert.“
Cassandra schüttelte langsam den Kopf. „Du hast ihn dazu überredet.“ Sie blickte ihn vorwurfsvoll an. „Warum nimmst du eigentlich keine Rücksicht auf meine Gefühle? Vielleicht will ich ihm ja gar nicht begegnen.“
„Würdest du ihn wirklich brüskieren, obwohl du weißt, dass er noch nicht wieder ganz gesund ist?“, fragte er.
„Das ist Erpressung.“
„Nein, mit Erpressung hat es nichts zu tun“, entgegnete Enrique geduldig. „Ich habe gedacht, du würdest dich darüber freuen, dass mein Vater sich mit allem abgefunden hat. Es war nicht leicht, ihm die Neuigkeiten beizubringen.“
Cassandra hielt den Atem an. „Hast du ihm etwa erzählt, dass David dein Sohn ist?“
„Ja.“ Er zuckte gleichgültig die Schultern. „Nur David weiß es noch nicht. Ich nehme an, es ist dir lieber, wenn du es ihm selbst sagst.“
„Richtig.“ Sie hatte das Gefühl, ihr ganzes Leben würde auf den Kopf gestellt. „Dann will er David sehen. Warum gibst du nicht zu, dass Julio de Montoya keinen Wert darauf legt, mir zu begegnen?“
„Du irrst dich“, antwortete er. „David hat er schon kennengelernt. Der Junge konnte es kaum erwarten, seinen Großvater zu begrüßen. Er hat das Auto gehört und kam angelaufen.“
Natürlich, dachte Cassandra. Jetzt wusste sie auch, was David den ganzen Nachmittag gemacht hatte. Es schmerzte etwas, dass ihr Sohn sie nicht um Erlaubnis gebeten hatte. Aber seit sie hier waren, hatte er sich sowieso verändert.
„Wo ist David?“, fragte sie.
„Bei meinem Vater. Irgendwie habe ich das Gefühl, du machst mich für das verantwortlich, was David getan hat.“
„Wen denn sonst?“ Sie war sich bewusst, dass sie nicht ganz fair war. „Wenn du nicht zu uns in die Pension gekommen wärst, brauchten wir beide uns jetzt nicht zu unterhalten.“
Enrique versteifte sich. „Heißt das, es wäre dir lieber, wir hätten uns nicht wiedergesehen?“
„Ja. Nein. Ach, ich weiß es nicht.“ Cassandra war irritiert. „Lass mich allein.“ Als er eine Augenbraue hochzog, fügte sie hinzu: „Ich kann deinen Vater nicht in Shorts und T-Shirt
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