Romana Exklusiv 0186
das ist er“, stimmte sie hastig zu, um ihrem Sohn zu verstehen zu geben, dass sie mit allem einverstanden war.
Sogleich versicherte David seinem Großvater, dass er gern auf Tuarega war.
Elena erzählte ihrem Mann, David könne schon etwas Spanisch sprechen und verstehen, was Cassandra nicht gewusst hatte. Der alte Mann freute sich jedenfalls. Dann schickte er alle höflich, aber energisch aus dem Zimmer und erklärte, er wolle mit seiner Schwiegertochter allein reden. Alle Missverständnisse müssten ausgeräumt werden, ehe sich eine dauerhafte Beziehung entwickeln könne.
Seine Frau protestierte und erinnerte ihn an seine angeschlagene Gesundheit. Auch Enrique hatte Einwände.
„Ich bleibe hier“, sagte er bestimmt.
„Es wäre mir lieber, du würdest auch gehen“, mischte Cassandra sich ein. „Ich möchte allein mit deinem Vater sprechen.“
In Enriques Augen blitzte es ärgerlich auf, doch er verließ mit seiner Mutter und seinem Sohn langsam den Raum.
Julio war erschöpft, es war ein anstrengender Tag für ihn gewesen. Er forderte Cassandra auf, sich in den Sessel neben ihm zu setzen, und bot ihr etwas zu trinken an. Sie lehnte jedoch dankend ab, denn sie wollte die Sache so rasch wie möglich hinter sich bringen. Aber Julio hatte es nicht eilig. Er erkundigte sich nach ihrer Familie und ließ sich erzählen, wie David in England lebte.
Cassandra hatte mit Kritik und Vorwürfen gerechnet. Stattdessen erwies sich der alte Mann als tolerant und freundlich.
„Enrique hat mir alles erzählt“, sagte er schließlich, als sie ihre Meinung über ihn längst geändert hatte. „Er ist nicht stolz auf die Rolle, die er gespielt hat. Und er bereut es zutiefst, dass er für die Entfremdung zwischen dir und uns verantwortlich ist. Es ist sein ausdrücklicher Wunsch, dich zu entlasten und sich an der Erziehung des Jungen zu beteiligen.“
Sie war bestürzt. Doch ehe sie protestieren konnte, redete Julio weiter. Er schlug vor, David noch einige Wochen länger in Spanien zu lassen, und fragte sie, was sie davon halte. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Und als er andeutete, dass er selbst vielleicht nicht mehr lange die Möglichkeit hätte, mit dem Jungen zusammen zu sein, war ihr klar, dass sie zustimmen musste. Es war sehr geschickt von Julio, auf seine angeschlagene Gesundheit zu verweisen.
Eine Bedingung stellte sie jedoch: David sollte noch nicht erfahren, dass Enrique sein Vater war. Sie wollte ihn damit nicht belasten und warten, bis er älter war.
In der Nacht schlief sie schlecht, und am nächsten Morgen war Enrique wieder weg. David schien gut über die Vorgänge im Palast unterrichtet zu sein. Er erzählte ihr, Enrique sei im Auftrag seines Vaters geschäftlich nach Cadiz gefahren und würde frühestens am nächsten Tag zurückkommen.
Jetzt reichte es Cassandra. Offenbar hatte Enrique bei allem, was er getan hatte, einen bestimmten Zweck verfolgt. Nachdem sie eingewilligt hatte, David noch einige Wochen bei ihm und seiner Familie zu lassen, gab es für Enrique nichts mehr zu gewinnen. Er brauchte sie nicht mehr und hatte ihr noch nicht einmal für die Zusammenarbeit gedankt. Während der nächsten drei Tage quälte sie sich mit allen möglichen Gedanken herum, und dann entschloss sie sich, nach Hause zurückzufliegen. Was sollte sie noch hier?
David protestierte natürlich und bat sie, wenigstens noch so lange zu warten, bis Enrique wieder da war.
„Er rechnet bestimmt damit, dass du noch hier bist“, meinte der Junge.
„Ich habe es dir doch erklärt“, entgegnete sie sanft. „Enrique und ich haben nichts gemeinsam. Er wird froh sein, sich nicht mehr um mich kümmern zu müssen.“
Schon einen Tag später saß sie im Flieger nach England. Julios Chauffeur hatte sie nach Sevilla zum Flughafen gefahren. Den alten Mann hatte sie nicht mehr gesehen, aber Elena hatte sich höflich von ihr verabschiedet und ihr versprochen, gut auf David aufzupassen.
Cassandra seufzte. Es war sinnlos und reine Zeitverschwendung, über etwas nachzudenken, was sie sowieso nicht ändern konnte. Sie hatte es zugelassen, dass die de Montoyas eine gewisse Rolle im Leben ihres Sohnes spielten. Wenn ihr Vater sie deshalb für verrückt hielt, war es sein Problem.
Als Cassandra eine Woche später einen Kunden bediente, fiel ihr plötzlich die Limousine auf, die vor dem Geschäft anhielt. Es ist sicher ein Fremder, sonst würde er das Parkverbot beachten, überlegte sie.
Ein Fremder? Du liebe Zeit, was
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