Romana Exklusiv 0186
peinlich berührt den Kopf. „Ich kann es nicht glauben, Enrique. Und die ganze Zeit, während ich mich auf Tuarega mit David unterhalten habe, war ich überzeugt, er sei Antonios Sohn.“
Er zuckte die Schultern. „Es tut mir leid.“
„So, es tut dir leid.“ Seine Mutter sah ihn verbittert an. „Wieso bist du dir so sicher, dass diese Frau … dass Cassandra nicht lügt? Vielleicht ist er gar nicht dein Sohn.“
„Doch, das ist er“, antwortete er ruhig. „Sie war noch Jungfrau, als ich mit ihr geschlafen habe. Sie und Antonio konnten die Ehe nicht vollziehen. Er ist wenige Stunden nach der Trauung bei einem Unfall ums Leben gekommen, wie du dich sicher erinnerst.“
„Natürlich habe ich das nicht vergessen.“
In diesem Moment kam Bonita mit Kaffee und Orangensaft herein und stellte das Tablett auf den kleinen Tisch neben Elena. „Möchten Sie etwas essen, Señor?“, wandte sie sich an Enrique.
„Nein danke, ich trinke nur einen Kaffee“, erwiderte er und lächelte höflich.
„Und Sie, Señora?“
„Ich möchte gar nichts. Lassen Sie uns bitte allein. Mein Sohn schenkt uns den Kaffee ein. Er kann sowieso alles besser, wie er glaubt.“
Bonita warf Enrique einen erstaunten Blick zu, ehe sie sich zurückzog.
Als sie die Tür hinter sich zugemacht hatte, verzog er das Gesicht. „Du brauchst deinen Ärger nicht am Personal auszulassen“, sagte er vorwurfsvoll. „Bonita kann nichts dafür, dass du Stress hast.“
Elena presste die Lippen zusammen. „Aber ich kann auch nichts dafür“, entgegnete sie angespannt. „Und rede bitte nicht so mit mir. Du bist immerhin ein de Montoya. Das sollte dir etwas bedeuten.“
„Das tut es auch. Es bedeutet Stolz, Arroganz und die Überzeugung, nur der schöne Schein und Äußerlichkeiten seien wichtig. Aber weißt du was, Mutter? Das alles kommt mir plötzlich leer und sinnlos vor.“
„Weil du jetzt einen Sohn hast, von dem du nichts gewusst hast?“, fragte seine Mutter verächtlich. „Niemand ist perfekt, Enrique. Sogar du machst Fehler.“
„Ja, sicher“, stimmte er zu. Auf einmal wollte er nur noch weg von dieser Frau, die fest davon überzeugt war, immer recht zu haben. „Aber du wirst nie erraten, was mein größter Fehler war. Niemals!“
13. KAPITEL
An dem Abend kam Enrique nicht nach Tuarega zurück. Cassandra war den ganzen Vormittag sehr aufgeregt gewesen. Sie war sich sicher, dass er noch mehr Erklärungen verlangen würde, und sie machte sich auf seinen Zornausbruch gefasst. Nach dem Mittagessen beruhigte sie sich jedoch etwas.
Sie wagte nicht, sich seine nächsten Schritte vorzustellen. Natürlich wäre es für Cassandra die einfachste Lösung, wenn er annahm, sie hätte das alles nur erfunden. Aber er hat es geglaubt, überlegte sie deprimiert.
Am besten wäre es, sie würde ihre Sachen packen, sich ein Taxi bestellen und mit David zum Flughafen fahren, um in den nächsten Flieger nach England zu steigen. Doch das war unmöglich. David würde wahrscheinlich protestieren. Außerdem musste sie sich sowieso früher oder später mit der ganzen Sache auseinandersetzen.
Warum habe ich es Enrique überhaupt verraten?, überlegte sie am Nachmittag, während sie zu den Weiden ging, um David zu suchen. Es wäre überhaupt nicht nötig gewesen, ihm ihr Geheimnis zu verraten. Hatte sie vielleicht nur auf eine Gelegenheit gewartet, ihn von seinem hohen Ross herunterzuholen? Hatte ihm ein für alle Mal das selbstgefällige Lächeln vergehen sollen? War es ihr eine Genugtuung gewesen? Nein, ganz bestimmt nicht, sagte sie sich sogleich.
„Señora?“, ertönte plötzlich Carlos’ Stimme neben ihr.
„Hallo“, begrüßte sie den Mann und rang sich ein Lächeln ab. „Ich habe den Stieren zugeschaut.“ Sie machte eine Handbewegung in Richtung der Weide.
In Carlos’ Augen leuchtete es auf. Doch dann zuckte er die Schultern. „Sie mögen Stiere ja nicht, oder?“
„Ich habe nur etwas gegen Stierkämpfe“, erwiderte sie. „Ich finde sie brutal und grausam.“
„Señor Enrique hat das auch gesagt, als er jünger war.“
„Wie bitte?“ Cassandra konnte es kaum glauben.
„Ja. Er geht nie zu einem Stierkampf. Er will nicht wissen, was mit den Tieren passiert, nachdem er sie verkauft hat.“
Sie erinnerte sich daran, was sie Enrique vorgeworfen hatte, und schüttelte den Kopf. Bestand ihre Beziehung nur aus Missverständnissen? Immer wieder musste sie feststellen, dass sie sich in ihm getäuscht hatte.
„Kommen Sie,
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