Romana Exklusiv 0188
die Zeit völlig vergessen.“
„Das bedeutet, dass Sie sich amüsiert haben.“
„Oh ja! Aber ich wollte Sie nicht warten lassen, nachdem Sie so nett waren, mich hierher mitzubringen.“
„Ich habe jetzt nichts Dringendes zu erledigen. Gehen wir doch irgendwo etwas trinken. Sie müssen darauf brennen, sich hinzusetzen, nachdem Sie so lange umhergelaufen sind.“
Gianni führte sie in ein Straßencafé mit bunten Sonnenschirmen und bestellte Wein für beide. Von ihrem Tisch aus konnten sie Passanten beobachten und einen wundervollen Blick über den Kanal genießen.
Jillian seufzte zufrieden. „Es ist schön zu sitzen. Hatten Sie ein nettes Treffen mit Ihrem Freund?“
Er zuckte die Achseln. „Wir haben über Geschäfte geredet. Nicht besonders aufregend.“
„Ich dachte, dass Männer es liebend gern tun – wenn sie nicht gerade über Frauen reden“, scherzte sie.
Er erwiderte ihr Lächeln. „Das Thema würde ich vorziehen.“
„Sie müssen alles wissen, was es darüber zu wissen gibt.“
„Welcher Mann weiß schon alles? Frauen sind wundervolle, geheimnisvolle Kreaturen, deren Mission im Leben darin besteht, Männer zur Verzweiflung zu treiben.“
„Das ist ein nettes Märchen. Männer können Frauen ebenso ärgern.“
Gianni wirkte amüsiert. „Man nennt es den Kampf der Geschlechter. Und wie bei den meisten Kämpfen wird schließlich Frieden geschlossen – es sei denn, das Paar heiratet.“
„Haben Sie eine unglückliche Ehe hinter sich, dass Sie so strikt dagegen sind?“
„Ich spreche nicht aus Erfahrung. Ich war nie verheiratet.“
„Dann verstehe ich Ihr Vorurteil nicht.“
„Meine Einstellung beruht auf Beobachtungen – übrigens in meiner eigenen Familie. Ich würde es normalerweise nicht erwähnen, aber Sie werden mit Sicherheit meine Schwester kennenlernen. Sie kommt ständig vorbei und beklagt sich über ihren Ehemann. Die beiden passen überhaupt nicht zusammen. Angelina und Rudolfo sind seit zehn Jahren verheiratet und haben seit neun Jahren kein höfliches Wort miteinander gesprochen.“
„Bestimmt übertreiben Sie. Vielleicht sind sie einfach nur temperamentvoll und merken nicht, wie ihr Verhalten auf andere wirkt.“
„Das kümmert sie nicht. Sie sind zu sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig bei ihren Streitereien zu übertrumpfen. Es beunruhigt mich, wie es sich auf die Zwillinge auswirkt.“
„Ich glaube allerdings auch, dass Kinder merken, wenn Spannungen zwischen ihren Eltern bestehen. Vielleicht könnten Sie das Ihrer Schwester gegenüber taktvoll erwähnen.“
„Das habe ich schon sehr häufig getan, aber sie weigert sich, es einzusehen. Sie und Rudolfo verwöhnen und vernachlässigen die Jungen abwechselnd. Es ist nicht verwunderlich, dass sie nicht auf das hören, was ihre Eltern ihnen sagen.“
„Wenn die Dinge wirklich so schlecht stehen, sollten sie vielleicht eine Scheidung erwägen.“
„Das kommt in unserer Familie nicht infrage.“ Gianni lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und zwang sich zu einem Lächeln. „Es tut mir leid, dass ich Sie damit langweile. Normalerweise belaste ich andere Leute nicht mit meinen Problemen.“
„Sie haben sich meine Sorgen doch auch angehört, und es hat mir geholfen.“
„Bei mir liegt der Fall etwas anders. Für gewöhnlich bin ich ein sehr verschwiegener Mensch.“
„Ich weiß. Es ist das erste Mal, dass Sie über etwas Persönliches reden. Zumindest verstehe ich jetzt, warum Sie so gegen die Ehe eingestellt sind.“
Er wirkte amüsiert, doch er wollte offensichtlich nicht näher darauf eingehen. Vielmehr blickte er auf seine flache goldene Uhr. „Haben Sie Hunger? Wir könnten ins Cipriani zum Lunch gehen.“
„Ich fürchte, es würde zu lange dauern“, entgegnete sie widerstrebend. „Ich muss um drei Uhr zu einer Besprechung mit dem Elektriker im Büro sein. Er will einige Vorschläge zur Beleuchtung des Kais unterbreiten.“
„Sie sind sehr gewissenhaft.“
„Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich gute Arbeit leiste.“
„Das bedeutet nicht, das Mittagessen ausfallen zu lassen.“
„Können wir nicht hier essen?“
„Wenn Sie möchten.“ Er winkte dem Kellner. Das Essen verlief sehr angenehm. Gianni verhielt sich sehr charmant und sah so gut und verwegen mit seinen windzerzausten Haaren aus, dass die meisten Passantinnen den Kopf nach ihm drehten.
„Habe ich Spaghettisauce am Kinn?“, fragte er, als ihm bewusst wurde, dass Jillian ihn anstarrte.
„Nein. Ich habe nur gerade
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