Romana Exklusiv 0188
Blick in den Spiegel. Sie hatte sich einen blassblauen Cardigan um die Schultern gehängt und eine Halskette aus Aquamarinperlen angelegt, damit das weiße Kleid nicht so sehr wie ein Brautkleid aussah. Die Blautöne unterstrichen ihre Augenfarbe und bildeten einen hübschen Kontrast zu dem weißen Stoff.
Gianni las die Abendzeitung, als Jillian sich zu ihm in die Bibliothek gesellte. Bewunderung trat in seine Augen, als er aufblickte und sie musterte. „Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie eine sehr hübsche junge Frau sind?“
Sie lachte. „Meine Eltern, aber sie sind voreingenommen. Es ist immer erfreulicher, wenn ein Kompliment von einem Fremden kommt.“
„Sie können mich nicht als einen Fremden bezeichnen, nachdem wir praktisch zusammenleben.“
„Das klingt wesentlich pikanter, als es in Wirklichkeit ist.“
„Leider haben Sie recht.“ Schmunzelnd legte er einen Arm um ihre Schultern und führte sie hinaus.
Die anderen Gäste waren bereits anwesend, als Jillian und Gianni den vornehmen Palazzo erreichten. Aus den hohen Fenstern fielen warme Lichter, die tanzende goldene Bänder auf das dunkle Wasser des Kanals malten. Während sie darauf warteten, dass ihnen die Tür geöffnet wurde, sah Jillian im Salon einen Kellner zirkulieren und die Champagnergläser der Gäste auffüllen. Es wirkte wie eine Szene aus einem Film, doch diese Leute lebten wirklich so.
Alle Anwesenden waren sehr freundlich und zu gut erzogen, um Fragen zu stellen, obwohl sie offensichtlich neugierig waren. Jillian vermutete, dass jede neue Frau, mit der Gianni erschien, intensive Spekulationen erweckte.
„Ich bin sehr froh, dass Sie mitgekommen sind“, sagte Sophia. Sie war eine hübsche, sehr warmherzige Frau. „Gianni ist einer unserer liebsten Freunde.“
„Unsere Töchter wollen ihn beide heiraten, wenn sie erwachsen sind“, verkündete Dino.
„Vielleicht sind seine Reflexe bis dahin langsamer, und eine von ihnen kann ihn einfangen“, bemerkte einer der Männer lachend.
„Lasst Gianni in Frieden“, mahnte Sophia nach einem Blick in sein gezwungen heiteres Gesicht. Sie wandte sich an Jillian. „Er hat erwähnt, dass Sie aus den Staaten kommen. Dino und ich waren letzten Monat in San Francisco. Wir hatten eine wundervolle Zeit.“
Eine Weile redeten sie über Amerika. Dann verkündete Gianni, dass Jillian den Maskenball für ihn ausrichtete.
„Sie armes Ding!“, rief eine Frau namens Antonia. „Das ist ja eine Unmenge Arbeit!“
„Es macht Spaß“, entgegnete Jillian.
„Mit diesen Egozentrikern zu tun zu haben? Und damit meine ich nicht die Lieferanten. Es muss ein logistischer Albtraum sein, für eine Horde anspruchsvoller Leute Unterkünfte zu besorgen. Was man auch tut, einige kann man nie zufriedenstellen.“
„Das ist einfach im Vergleich dazu, diejenigen zu besänftigen, die überzeugt sind, dass ihre Einladung in der Post verloren gegangen ist“, warf eine andere Frau ein. „Wie bringen Sie ihnen bei, dass sie nicht eingeladen wurden? Das ist gesellschaftlicher Selbstmord!“
„Bei so vielen Leuten auf der Liste kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand ausgelassen wurde“, wandte Jillian ein.
„Machen Sie sich auf etwas gefasst. Sie werden von jedem Einzelnen hören.“
„Vielleicht sind wirklich einige Einladungen verloren gegangen. Wenn sich jemand darüber beklagt, werde ich prüfen, ob es stimmt.“
Sophia wandte sich mit hochgezogenen Augenbrauen an Gianni. „Glaubt sie auch, dass der Osterhase Schokoladeneier legt?“
„Wahrscheinlich.“ Er grinste. „Wo andere Unkraut sehen, blühen für Jillian Wildblumen.“
„Halte dir das Mädchen warm“, riet Dino. „Ihre Art ist seltener als Rubine.“
„Ich weiß“, murmelte Gianni sanft.
Kurz darauf wurde das Dinner im Esszimmer serviert.
Kerzen in hohen silbernen Haltern beleuchteten den langen Tisch, der mit exquisitem Geschirr und verschiedenen Kristallkelchen gedeckt war. Zu jedem Gang wurde ein anderer Wein serviert. Das Gespräch rangierte von Kunst über Politik zu gesellschaftskritischen Belangen, die zu angeregten Diskussionen führten. Alle Anwesenden waren intelligente, charmante und überaus freundliche Menschen.
Jillian genoss den Abend, und ihre Freude zeigte sich auf ihrem Gesicht. Gianni musterte sie gedankenverloren, doch ausnahmsweise war sie sich dessen nicht bewusst.
Nach dem Dinner zogen sich alle in den Salon zurück. Diesmal versammelten sich die Männer jedoch an einem und die Frauen am
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