Romana Exklusiv 0190
wenn es schmerzte?
Das schrille Schreien des kleinen Mädchens lenkte beide ab. Er gab ihr das Kind zurück. Callum sah fasziniert zu, wie das Neugeborene sich zielsicher an die Brust seiner Mutter drängte.
Er saß auf dem Stuhl neben dem Bett und beobachtete seine Familie. Hätte Georgina ihn angesehen, hätte sie den ruhelosen, hungrigen Ausdruck seiner Augen bemerkt. Doch sie bemerkte es nicht einmal, dass Callum leise das Zimmer verließ. Er fühlte sich jetzt seltsam überflüssig und beschloss, seine sentimentale Stimmung zu überwinden, indem er sich um das Praktische kümmerte. Es mussten Leute informiert werden, und das Telefon konnte auch nicht länger defekt bleiben.
„Wie lange bleibt Mutter noch?“, fragte Georgina sechs Wochen später, als Callum eines Abends von der Weinkellerei zurückkehrte. Lydia war direkt nach der Geburt angereist, um ihr mit Rachel zu helfen. „Sie macht mich noch verrückt. In ihren Augen mache ich nichts richtig“, erklärte sie frustriert, als Callum ihr einen fragenden Blick zuwarf.
„Du solltest dich etwas entspannen“, bemerkte er einfühlsam. „Es ist noch früh am Morgen. Wenn Lydia Rachel noch einmal aufwecken sollte, werde ich sie strangulieren und im Garten begraben“, bot er großzügig an.
Sie musste lachen. Callums Ruhe erstaunte sie fortwährend. Weder ihre Tränenausbrüche noch das Schreien des Babys um zwei Uhr morgens regten ihn auf.
„Was würde ich nur ohne dich anfangen“, sagte sie heiser. „Mutter hat gefragt, was unsere Pläne sind.“
„Und was hast du geantwortet?“, fragte er beiläufig. Ein Zucken an seinem Hals verriet jedoch seine Anspannung.
„Ich habe gesagt, dass ich nicht an die Zukunft denken kann.“
„Ich verstehe.“
„Aber wir sollten die Sache wirklich klären. Wir können nicht ewig so weiterleben.“
„Ich habe dich gebeten, mich zu heiraten.“
„Du hast es getan, weil es sich gehört“, stimmte sie ihm zu. Ihr Herz pochte heftig, als sie nach den richtigen Worten suchte. „Aber woher weiß ich, ob du es dir nicht schon anders überlegt hast?“
„Ich möchte, dass du meine Frau wirst. Warum glaubst du mir nicht?“, erwiderte er einfühlsam.
„Ich könnte leicht aus den falschen Gründen Ja sagen. Verstehst du das nicht?“
„Du willst dich also noch nicht entscheiden.“
„Was soll das heißen?“
„Nachdem Rachel da ist, gibt es keinen Grund, mit May dort weiterzumachen, wo du aufgehört hast.“ Er sah sie durchdringend an.
Bei dieser unsinnigen Beschuldigung ging ihr Temperament mit ihr durch. „Du verbringst die Nacht vor der Geburt bei Josie und machst mir nun Vorwürfe!“
Einen Augenblick sah er sie ratlos an. Dann errötete er. „Das ist schon Ewigkeiten her“, bemerkte er trocken.
Er hatte es nicht einmal nötig, sich zu verteidigen. Georgina riss sich zusammen, um nicht in Tränen auszubrechen.
„Wenn ich dir sage, dass ich nach der Hochzeit treu bin …“
„Das ist ja lächerlich“, erwiderte sie steif.
Ihr Sarkasmus machte ihn wütend. „Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du an jenem Tag Mary treffen wolltest und nicht May?“
Sie sah ihn fragend an.
„Ich hatte eine sehr interessante Unterhaltung mit Mary, als ich ihr Rachels Geburt mitteilte. Sie meinte, an dem Vorfall damals sei ihre Verspätung schuld gewesen.“
Georgina sah ihn wütend an. Er hatte es schon so lange gewusst und nichts gesagt.
„Ich hätte den Bastard umbringen sollen“, sagte er wütend.
„Er hat mich ein paarmal angebaggert“, gestand Georgina. „Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.“
„Außer den wenigen unbeholfenen Versuchen mit Alex hattest du keine sexuelle Erfahrung, nicht wahr, Georgina?“
Sie lächelte schwach. „Insgesamt zwei Versuche“, gab sie zu. Es waren furchtbar gehemmte Begegnungen gewesen.
Seufzend schloss er für einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf. „Hättest du mir das nicht sagen können?“
„Nein, denn ich glaubte nicht, dass es dich interessieren würde.“
Er wurde blass, doch seine Augen funkelten immer noch.
„Ich habe dir ein paar ziemlich üble Dinge vorgeworfen“, stieß er zwischen den Zähnen hervor.
Das Baby war aufgewacht und hatte angefangen zu weinen. Georgina war froh, die Unterhaltung unterbrechen zu können. „Entschuldige mich, bitte. Ich glaube, Rachel hat Hunger.“
Als Georgina nach dem Stillen das kleine Bündel wieder in die Wiege legte, kam Callum beiläufig ins Kinderzimmer
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