Romana Exklusiv 0190
überwunden hatte, wollte sie deswegen nicht verbittert erscheinen. Ihre Beziehung war einfach zu Ende gewesen. Damit würde sie sich wohl oder übel abfinden müssen, ob es ihr gefiel oder nicht.
Sie bemerkte, dass der Fremde sie weiterhin amüsiert betrachtete.
„Sie irren sich, ich habe nichts gegen Männer“, antwortete sie kühl.
„Verstehe. Dann erklären Sie mir doch mal, warum Sie so niedergeschlagen wirken.“
„Kann ich Ihnen sagen: Weil Sie an meinem Tisch sitzen.“ Sie hatte den Eindruck, dass er noch immer nicht verstanden hatte, worum es ihr ging. „Ich weiß, es klingt komisch, aber ich habe bisher immer dort gesessen und mich einfach an den Platz gewohnt.“
„Nein, das klingt gar nicht komisch“, erwiderte er kopfschüttelnd. Erneut fiel Catherine sein weicher irischer Akzent auf. „Der Ausblick aufs Meer ist wirklich fantastisch.“
Plötzlich erblickte Catherine eine Sternschnuppe, die blitzschnell am Himmel verglühte. Der Anblick stimmte sie melancholisch, denn sie hätte nicht gewusst, was sie sich wünschen sollte.
„Ja, da haben Sie recht“, antwortete sie resigniert.
„Warum kommen Sie nicht einfach rüber?“, schlug er vor. „So haben wir beide etwas davon.“ Er bemerkte ihre Unentschiedenheit. „Was spricht dagegen? Haben Sie etwa Angst vor mir?“
Ja, warum eigentlich nicht?, dachte Catherine. Nachdem sie seit zwölf Tagen allein zu Abend gegessen hatte, hätte sie im Grunde gegen ein wenig Gesellschaft gar nichts einzuwenden gehabt. Denn natürlich drehten sich ihre Gedanken weiterhin nur um ein Thema: Hatte sie versäumt, sich um ihre Beziehung zu kümmern? Wäre Peter so leicht abgesprungen, wenn sie mehr für ihr Privatleben getan hätte? Sie bedauerte sehr, dass es so weit hatte kommen müssen. Drei Jahre waren eine lange Zeit, und sie, Catherine, hatte immer geglaubt, dass sie glücklich miteinander waren. Seine Ankündigung, sie zu verlassen, war ein Schock für sie gewesen.
„Ich beiße auch nicht“, versicherte er ihr. Natürlich fiel ihm auf, wie traurig sie war, und er fragte sich insgeheim, weshalb das so war.
Catherine blickte ihn forschend an. Obwohl der Fremde einen entspannten Eindruck machte, war ihr klar, dass er hartgesotten war. Von seiner Attraktivität gar nicht zu sprechen. Die unverhüllte Sexualität, die von ihm ausging, ließ sie erschauern. Obwohl sie sich innerlich leer fühlte, konnte sie sich seiner starken Ausstrahlung nicht entziehen. Aber schließlich war das ja auch ihr Job. Sie war darauf trainiert, Menschen einschätzen zu können.
„Ich habe keine Angst vor Ihnen“, erwiderte sie. „Wir kennen uns ja gar nicht.“
„Das könnte sich ändern, wenn Sie sich entschließen würden, sich zu mir zu setzen.“
„Ich dachte, wir wollten nur die Aussicht genießen. Das haben Sie jedenfalls gesagt.“
„Stimmt.“ Er sah sie weiterhin unverwandt an. Ein Stich durchzuckte plötzlich ihr Herz. Catherine hätte selbst nicht zu sagen vermocht, warum ihr mit einem Mal so beklommen zumute war.
Es musste das Gefühl sein, dass eine Gefahr von ihm ausging. Mit den dunkelblauen Augen, dem schwarzen Haar und dem herausfordernden Lächeln sah er fast wie einer der heimischen Fischer aus, die abends ihren Fang an Land brachten. Was machte er wohl beruflich? Mit hundertprozentiger Sicherheit würden sie sich nach diesem Abend niemals wiedersehen. Was hatte sie also schon groß zu verlieren?
„Also gut“, willigte sie ein. „Ich komme rüber.“
Er wartete, bis sie sich hingesetzt hatte. Überrascht atmete er ihren Duft ein, eine Mischung aus Rosen und Honig, die ihn überwältigte und all seine Sinne zum Erwachen brachte. Dann lächelte er sie an.
„Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wie Sie heißen.“
Sie zögerte unmerklich und gab sich dann einen Ruck.
„Catherine. Catherine Walker.“ Sie wartete auf eine Reaktion, aber es kam keine. Nun gut, es war ja auch recht unwahrscheinlich, dass Finn ein Klatschmagazin wie „Pizzas!“ kannte, für das sie gerade arbeitete. Ihre Leserschaft bestand vorwiegend aus Frauen. Catherine war vor einem Jahr der Redaktion beigetreten.
„Freut mich sehr, Sie kennenzulernen“, sagte er und hielt ihr die Hand entgegen. Dann sahen sie schweigend hinaus aufs Meer. Die letzten Sonnenstrahlen fielen gerade aufs Wasser, das sich zu einem tiefen Rotgold verfärbt hatte.
„Atemberaubend, finden Sie nicht auch?“, fragte er leise.
„Ja, traumhaft“, erwiderte Catherine und nippte
Weitere Kostenlose Bücher