Romana Exklusiv 0197
heiraten, nicht ich!“
Damit hatte er natürlich recht. „Vor wenigen Minuten war dir das noch völlig egal“, wandte sie ein.
„Da hatte ich für kurze Zeit vergessen, dass du anderweitig versprochen bist“, entgegnete er kurz angebunden.
„Ich bin kein Gegenstand, den man jemandem versprechen kann!“ In ihren Augen blitzte es zornig auf.
„Nein, aber Jungfrau. Ich schlage vor, du lässt den Mann, den du heiraten wirst, den ersten in deinem Bett sein.“
Dann drehte Enrico sich um, durchquerte den Raum und verschwand. Lysan hätte ihm am liebsten irgendetwas hinterhergeworfen, fand aber so schnell nichts.
Dieser verdammte Kerl! Noch nie war sie so zornig und so verwirrt gewesen. Es war ihr so richtig erschienen, mit Enrico zu schlafen, sie hatte keine Schuldgefühle gehabt. Und dann machte er sie ganz allein für alles verantwortlich. Es war einfach unglaublich.
Wenig später wurde ihr klar, dass sie nur deshalb keine Schuldgefühle gehabt hatte, weil sie Enrico liebte. Er hingegen wies jegliche Verantwortung von sich, weil für ihn alles ein Spiel gewesen war. Er fühlte sich nur körperlich zu ihr hingezogen, sonst nichts.
Gegen Mitternacht legte Lysan sich nach endlosem Grübeln ins Bett. Dass Enrico sich nicht gemeldet und sie nicht zum Abendessen eingeladen hatte, bewies ihr, wie wenig ihm an ihr lag. Von ihm aus hätte sie wahrscheinlich verhungern können.
Nach dem wunderschönen Tag verbrachte Lysan eine schreckliche Nacht. Sie fühlte sich elend und war unglücklich. Eigentlich hätte sie sich denken können, dass die Wirklichkeit sie einholen und den Zauber, in dem sie den ganzen Tag gefangen gewesen war, zerstören würde.
7. KAPITEL
Nach der ihr endlos lang erscheinenden Nacht war Lysan froh, als endlich der Morgen dämmerte. Langsam stand sie auf, duschte und zog sich an. Um Enrico nicht zu begegnen, der sich wahrscheinlich sowieso nicht mit ihr an einen Tisch setzen würde, ging sie vor dem Frühstück spazieren.
Länger als eine Stunde wanderte sie durch die Straßen und am See entlang, ohne etwas um sich her wahrzunehmen, denn ihre Gedanken kreisten unentwegt um Enrico. Ihr war klar, dass er jetzt abreisen würde, vielleicht hatte er es sogar schon getan.
Als sie ins Hotel zurückkehrte und an der Rezeption den Zimmerschlüssel holen wollte, ertönte hinter ihr eine ihr vertraute Stimme.
„Lysan!“
Sie wirbelte herum und war völlig verblüfft, als sie Noel erkannte.
„Noel!“, rief sie und ging ihm entgegen.
Er stellte den Koffer und die Reisetasche hin und nahm Lysan in die Arme.
„Was machst du denn hier?“, fragte sie erstaunt, nachdem sie sich zur Begrüßung flüchtig auf die Wangen geküsst hatten.
Noel kam nicht dazu zu antworten, denn plötzlich tauchte Enrico auf und drängte sich zwischen sie. Lysan schaute ihn überrascht an. Er war offenbar sehr wütend und bereit, Noel niederzuschlagen.
„Hat dieser Mann dich belästigt?“, stieß er hervor, während es in seinen Augen zornig aufblitzte.
Sie musste handeln, sonst würde es noch eine Schlägerei mitten im Foyer des Hotels geben.
„Nein. Er ist Noel Whitmore, mein Verlobter“, stellte sie Noel rasch vor und bekam Herzklopfen, wie immer in Enricos Gegenwart. Sein Zorn verrauchte, und Enrico bedachte sie mit einem kühlen Blick. Wie kann er es wagen, mich so anzusehen, nachdem wir gestern Abend beinah ein Liebespaar geworden wären?, überlegte sie ärgerlich.
„Noel wird schon auf mich aufpassen“, fügte sie hinzu, weil sie das Gefühl hatte, es sich und ihrem Stolz schuldig zu sein. Andererseits brach es ihr fast das Herz, dass er jetzt glauben musste, sie brauchte ihn nicht mehr.
Noel reichte Enrico die Hand. „Sie sind bestimmt Enrico Viveros. Nach meiner Ankunft in Santiago habe ich gestern bei Ihnen zu Hause angerufen. Glücklicherweise hatten Sie die Adresse hinterlassen, unter der Sie im Notfall zu finden sind.“
Enrico warf Lysan einen feindseligen Blick zu und ignorierte sie danach völlig. Er wandte sich an Noel. „Entschuldigen Sie das Missverständnis.“ Er schüttelte ihm die Hand. „Ihre Verlobte hat mir nicht gesagt, dass Sie kommen würden. Deshalb wusste ich nicht, wer Sie sind.“
„Alles halb so schlimm“, versicherte Noel. „Lysan hatte keine Ahnung von meinen Plänen. Ich habe mich sehr kurzfristig entschlossen, nach Chile zu fliegen. Ich muss mir jetzt erst einmal ein Zimmer besorgen. Vielleicht können wir zusammen essen?“
„In wenigen Minuten fahre ich nach
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