Romana Exklusiv 0197
Garten, wo seine schwangere Schwägerin saß.
Der Gesichtsausdruck des Königs wurde weicher. „Das stimmt, aber Habiba und ich wurden einander bereits versprochen, als wir Kinder waren. Wir haben uns im Laufe der Jahre kennen- und lieben gelernt. Aber selbst, wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte ich sie geheiratet, zugunsten der Stabilität unseres Landes. Und deswegen musst auch du deinen Teil beisteuern.“
„Nein.“
„Willst du dich also meinem direkten Befehl widersetzen?“
Rayhan schaute seinen Bruder an, der ihn im Fall einer Ablehnung des Landes verweisen konnte. „Heirate doch du sie, wenn dir das so wichtig ist.“
„Das geht nicht. Habiba ist durch ihre Schwangerschaft sehr verletzlich. Du bist Minister ohne Amt und bereits mit Matana verlobt. Es ist an dir zu handeln.“
Im letzten Monat hatte Rayhan bereits festgestellt, dass er als Minister ohne Amt eigentlich für alles und jedes verantwortlich war, aber keine richtigen Entscheidungsbefugnisse hatte.
„Ich könnte nach Texas reisen und meine Frau bitten, nach Adnan zu Besuch zu kommen. Unter den gegebenen Umständen zeigt sie sich vielleicht verhandlungsbereit.“ Vielleicht gibt Cami nach, überlegte Rayhan. Er vermisste sie so sehr, das er es kaum noch aushielt. Außerdem fehlten ihm Texas und seine Pferde mehr, als er erwartet hatte.
Nichts hatte sich für Rayhan wirklich so entwickelt, wie er es erhofft hatte, seit er in Adnan mit dem Schnellboot gelandet war. Er hatte mit einem neuen Start in seiner Heimat das Leben in Texas für immer hinter sich lassen wollen, aber er hatte sich in den Jahren der Abwesenheit doch sehr verändert.
„Nein, nein“, wehrte der König ab. „Du kannst dich nicht so weit herablassen. Das würde Schande über unsere Familie bringen. Und würde uns beim Volk schlecht aussehen lassen. Ich werde jemanden in deinem Auftrag schicken.“
Rayhan war leicht beunruhigt. „Aber ich will, dass sie aus freien Stücken kommt.“
„Natürlich. Sie ist deine Frau, die Gefährtin eines Prinzen von Adnan. Wir werden ihr schon klarmachen, dass sie kommen muss.“
Mit der Morgenzeitung unter dem Arm verließ Cami müde ihr Apartment. Nachdem sie die Tür abgeschlossen hatte, stieg sie die Treppen hinunter und trat hinaus auf die Straße. Trotz des leichten Sommerkleids traf sie die Augusthitze wie ein Schlag.
In den vergangenen Wochen hatte sie sich zunehmend erschöpfter gefühlt. Sie hoffte nur, dass sie nicht schwanger war. Andererseits wies sie viele Symptome einer Schwangerschaft auf. Ihr war häufig schlecht, sie hatte sich mehrfach übergeben müssen.
Eine Schwangerschaft wäre allerdings katastrophal. Cami musste an die Misere ihrer Freundin Jenelle denken: neunzehn Jahre, schwanger und gefangen in einer schlechten Ehe. Cami presste die Lippen zusammen und marschierte entschlossen die Straße entlang zur nächsten Apotheke. Aber sie würde nicht bei einem Ehemann bleiben, der sie so schändlich hintergangen hatte. Die Scheidung einzureichen war der erste Schritt in die richtige Richtung gewesen. Und sie besaß genügend Geld, um ihr Kind auch allein großzuziehen.
Auf dem Weg zur Apotheke besuchte sie noch wie jeden Morgen das Java-Cafe. Sie liebte es, bei einem Milchkaffee ihre Zeitung zu lesen. Am heutigen Tag fiel ihr ein neuer junger Angestellter auf. Mit seiner olivfarbenen Haut und seinem dunklen Haar erinnerte er sie an Ray. Schon bei dem Gedanken an ihren Mann wurde ihr ganz schwer ums Herz.
Sie trank von ihrem Kaffee und versuchte die Zeitung zu lesen. Aber ihre Gedanken schweiften immer wieder ab.
Sie hatte in den vergangenen Wochen viel nachgedacht, aber das Chaos in ihrem Kopf und ihrem Herzen war dadurch nicht kleiner geworden. Sie hatte starke Schuldgefühle, was ihren Vater anbelangte. Aber sie war auch wütend auf ihn. Wieso hatte er ihr all die Jahre nichts von dem Geschäft mit Ray erzählt? Hatte er etwa ein schlechtes Gewissen gehabt?
Nachdem sie ihren Vater in die Klinik gebracht hatte, war Cami auf die Ranch zurückgekehrt und hatte in den Unterlagen nach dem alten Vertrag gesucht. In einem extra Paragraphen „Gewährung von Mineralrechten“ war die Förderung von Öl sowohl unter der C-Bar-C-Ranch als auch unter der zum Verkauf stehenden Ranch Double Eagle ausgeschlossen worden. Die umständlichen Formulierungen schienen erst eine Möglichkeit einzuräumen, um sie dann kategorisch abzulehnen. Ein junger Ausländer, der schlecht Englisch sprach, konnte die juristischen
Weitere Kostenlose Bücher