Romana Exklusiv 0197
konnte. „Ich brauche wohl nicht zu fragen, wie es dir geht, Cate. Du scheinst dich hier blendend amüsiert zu haben.“
Sie blickte mit leuchtenden Augen zu ihrem Vater auf. „Ich habe Dad in einigen Punkten auf die Sprünge geholfen.“
„Ich hatte gar nicht gewusst, wie dumm ich bin, bis sie mich aufgeklärt hat.“
Cate versetzte ihm einen liebevollen Stoß. „Ich habe nie gesagt, du wärst dumm.“
Er lächelte Rosalie an. „Sie hätte mir nicht verraten dürfen, weshalb ich immer beim Scrabble verloren habe. Die letzten drei Partien habe ich haushoch gewonnen.“ Er nahm den Koffer und deutete auf den Jeep neben der Landebahn. „Lassen Sie uns aus der Sonne verschwinden, bevor unsere Hirne gegrillt werden.“
Rosalie lief zwischen den beiden, Cate bestritt die Unterhaltung mit ihren Plänen für den Nachmittag. Da die Mittagszeit bereits nahezu vorbei war, würden sie die Küste entlang nach Road Town fahren, in einem Restaurant am Hafen den Lunch einnehmen, dann vielleicht einen Bummel durch die bunten Geschäfte in der Main Street machen – falls Rosalie es wünschte –, bevor sie über Cane Garden Bay zur Villa zurückkehrten.
„Ich freue mich schon darauf, mir von dir die Insel zeigen zu lassen, Cate.“ Rosalie war erleichtert, bei dem Mädchen keinerlei Anzeichen von Unzufriedenheit zu entdecken.
Vielleicht hatte Adam die Wahrheit gesagt, als er erklärt hatte, die Idee mit der Einladung sei genauso von seiner Tochter wie von ihm. Cate schien tatsächlich nicht im Mindesten betrübt zu sein, dass die traute Zweisamkeit mit ihrem Vater gestört wurde. Im Gegenteil, sie beanspruchte nachdrücklich Rosalies Aufmerksamkeit, indem sie die Fremdenführerin spielte, von den Aktivitäten der vergangenen Wochen berichtete und sich eifrig nach dem Fototermin und künftigen Engagements erkundigte.
Adam beschränkte sich hauptsächlich darauf zuzuhören und warf nur gelegentlich ein paar Worte ein. Der Lunch – köstliche Meeresfrüchte und exotische Säfte – verlief in ähnlich ungezwungener Atmosphäre, der perfekte Beginn eines Urlaubs, in dem nichts von ihr verlangt wurde. Inzwischen konnte Rosalie Adam anschauen, ohne sich von seiner überwältigenden Männlichkeit bedroht zu fühlen.
Er war gut zu Cate. Sehr gut sogar. Die Zuneigung zwischen den beiden erinnerte sie an die Unbeschwertheit, die sie bei Zachary Lee empfand – keine Geheimnisse, völliges Verstehen. Beide Männer waren groß.War das einer der Gründe, weshalb sie Adam Cazell so attraktiv fand? Ihr Unterbewusstsein verband vermutlich überdurchschnittliche Stärke mit der Fähigkeit zu beschützen – für sie ein tief verwurzeltes Bedürfnis. Aber Stärke musste man auch vertrauen können, sonst konnte sie Schmerzen zufügen.
Von ihm schien jedoch keine Gefahr auszugehen. Eine unterschwellige Zielstrebigkeit, geduldiges Warten auf den richtigen Moment, ja, aber die Erkenntnis, dass er nichts überstürzen würde, erlaubte es Rosalie, noch eine Weile die Touristin zu spielen. Die Geschäfte, in die Cate sie nach dem Lunch führte, boten viel Lokalkolorit: faszinierendes Kunsthandwerk von farbenprächtigen Aquarellen bis hin zu Skulpturen, herrliche Strandkleider und T-Shirts.
Sie fühlte sich sogar mutig genug, Adam zu necken. „Hier haben Sie also Ihr hinreißendes Hemd gekauft.“ Es war mit roten und rosafarbenen Hibiskusblüten bedruckt.
Er lachte. „Man muss sich der Umgebung anpassen.“
„Sie wirken darin nicht ganz so … beeindruckend.“
„Ich möchte Sie überhaupt nicht beeindrucken.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass erst die Kleidung einen Mann macht.“
„Oder eine Frau“, erwiderte er schlagfertig.
Mit klopfendem Herzen erinnerte sie sich daran, dass mehr zwischen ihnen war als nur oberflächliche Sympathie. Sie spürte, dass tief in ihrer beider Inneren etwas sehnlichst darauf brannte, entdeckt, geteilt und vollständig erkundet zu werden.
Es war richtig gewesen herzukommen.
Allerdings wurde dadurch der Urlaub mit ihm nicht berechenbarer oder weniger Furcht einflößend. Alles in Rosalie sträubte sich gegen die Vorstellung, dass sie sich ihm ganz öffnen sollte. In ihrem Leben gab es Details, die sie unter Verschluss hielt. Und so sollte es auch bleiben. Das Zusammensein mit Adam Cazell durfte die Grenze nicht überschreiten. Das würde sie nicht dulden.
Als sie den Bergkamm überquert hatten, der die Insel durchzog, und die Villa erreichten, wurde deutlich, was Cate mit
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