Romana Exklusiv 0224
meinte sie und war beglückt, als Ray nicht aufhörte, sie zu küssen.
Plötzlich machte er sich von ihr frei. „Ich habe ganz vergessen, dass Philippe mich anrufen wollte.“ Schon schwang er die Beine aus dem Bett.
Enttäuscht beobachtete sie, wie er den Bademantel vom Stuhl nahm, ihn anzog und das Zimmer verließ. Wenn er doch nur nicht ganz so leicht vom Vergnügen aufs Geschäftliche umschalten könnte, dachte sie und war einen Moment beunruhigt. Warum hatte er den Anrufbeantworter nicht seinen Zweck erfüllen lassen, schließlich war heute Sonntag.
Sie seufzte und stand auf. Du bist ganz schön egoistisch, schalt sie sich insgeheim, während sie in den Morgenrock schlüpfte und ihn zuband. Dann schlenderte sie in die Küche und setzte den Wasserkessel auf den Herd.
„Ich habe schlechte Nachrichten“, erklärte Ray, als er sich kurz darauf zu ihr gesellte. „Ich kann nicht mit dir zurückfliegen. Der Anrufer war Philippe. Es haben sich Probleme ergeben, um die ich mich im Büro kümmern muss. Ich bringe dich vorher aber noch zum Flughafen.“
„Das ist nicht nötig, Ray. Ich kann mir ein Taxi bestellen.“
„Unabhängig wie immer“, spottete er und hielt sie am Arm fest, als sie sich abwenden wollte. „Okay, ich erlaube dir, mit dem Taxi zum Flughafen zu fahren, wenn du am Mittwochabend mit mir isst.“
Caitlin tat so, als müsste sie es sich erst überlegen. „Abgemacht, doch du kommst zu mir, und ich koche für dich.“
„Das klingt wunderbar.“ Er küsste sie auf den Mund. „Du kannst mich mit deiner englischen Kochkunst beeindrucken.“
„Und du kannst mich mit deinem architektonischen Sachverstand beeindrucken und mir deine Meinung zu dem Mauerdurchbruch sagen, den ich erwäge.“
„Ich dachte, du wolltest mich bekochen, und dabei hegst du solche Hintergedanken.“ Er schüttelte den Kopf. „In dir habe ich wahrlich meine Meisterin gefunden.“
„Ich fühle mich ertappt.“
Er hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Also dann am Mittwoch“, sagte er zärtlich und drehte sich um. „Leider muss ich jetzt ins Bad und dann los. Aber bevor ich gehe, bestelle ich dir noch das Taxi.“
Allein in Rays Wohnung zu sein, war irgendwie seltsam. Caitlin duschte, zog sich an und packte ihre Reisetasche. Schließlich schlenderte sie herum und räumte dabei ein wenig auf, während sie auf das Taxi wartete. Im Arbeitszimmer entdeckte sie das Champagnerglas auf dem Schreibtisch, das Ray am Vorabend dort vergessen hatte, und als sie es nehmen wollte, fiel ihr Blick auf einen Stapel Papiere, auf dessen oberstem Blatt Murdos Name prangte.
Einen kurzen Moment später erkannte sie, dass es sich um eine Kopie von seinem Letzten Willen handelte, und stutzte. Wieso hatte Ray sie zu dem Testament befragt, wenn er selbst eine Abschrift davon besaß? Und warum hatte er überhaupt eine? Darauf gab es nur eine Antwort: Er hatte noch immer vor, ihr Anwesen zu kaufen.
Stirnrunzelnd setzte sie sich hin und begann zu blättern. Das Testament trug eine französische Randnotiz von Philippe, die sie nicht ganz verstand. Eine Heirat sollte irgendwofür eine Lösung sein. Sie stieß auf mehrere Pläne und breitete sie auf dem Schreibtisch aus. Zunächst wurde sie aus ihnen nicht schlau, doch dann bemerkte sie, dass Rays Château darauf eingezeichnet war, Murdos Haus und dahinter noch einige andere Bauten.
Seltsam, dort ist doch nur die Villa Mirabelle, dachte sie, als sie die Wohnungstür ins Schloss fallen hörte.
„Hallo, Caitlin, ich bin es!“, rief Ray. „Ich habe einige Unterlagen vergessen, die ich dringend brauche.“
Schon wollte sie alles wieder übereinanderschichten, um nicht beim Herumschnüffeln ertappt zu werden, überlegte es sich dann jedoch anders. Hier ging es offensichtlich um ihr Eigentum, und sie musste unbedingt herausfinden, was das Ganze zu bedeuten hatte.
„Caitlin …“ Ray schwieg unvermittelt, als er sie im Arbeitszimmer am Schreibtisch sitzen sah. „Was tust du da?“
„Was tust du da?“
„Diese Papiere sind privat“, antwortete er leicht verärgert, während er näher kam.
„Aber sie beziehen sich auf meinen Besitz, oder, Ray?“
Ihr Herz begann, vor Angst wie wild zu klopfen. Vorhin waren sie beide so gut gelaunt gewesen, und jetzt hatte sie das Gefühl, dass sie von Misstrauen und Argwohn zerfressen wurde. „Du hast mich glauben gemacht, du wolltest das Anwesen besitzen, weil es dich stört, dass eine deiner vielen Zufahrten zum Château über mein Grundstück
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