Romana Exklusiv 0224
Esperenzas Stimme drang aus einem kleinen Lautsprecher, den Rachel überhaupt nicht bemerkt hatte.
Sofort beendete Luis den Kuss, eilte zu der Box und drückte einen Knopf. „Si.“
„Ihre Schwester ist am Telefon und muss Sie dringend sprechen.“
„Ich bin gleich da.“ Er blickte Rachel an. „Bis später.“
Geistesabwesend sah sie ihm nach. Bis später? Das hatte fast wie ein Ultimatum geklungen. Er wollte es also einige Tage auf ihre Weise probieren, und was war danach? Würden sie die Situation neu betrachten, oder erwartete er dann, dass sie auf seinen Vorschlag einging?
Würde sie Luis widerstehen können? Rachel hatte das unbestimmte Gefühl, dass sie ihm vermutlich nur zu gern nachgeben würde, sollte er versuchen, sie zu verführen. Na wunderbar, dachte sie spöttisch, eigentlich bist du in die Gartenlaube gekommen, um deine Gedanken zu ordnen. Doch nach den atemberaubenden Küssen war sie noch verwirrter als zuvor.
Esperenza hatte gerade den Braten auf den Tisch gestellt, als Rachel auf die Terrasse trat. „Señor Alvares musste geschäftlich nach Benidorm und lässt sich entschuldigen.“
„Hoffentlich nichts Unangenehmes.“
Die Haushälterin zuckte mit den Schultern.
„Essen Sie mit mir?“
„Ich habe schon gegessen.“
„Es duftet hervorragend.“
„Vor dieser geschäftlichen Angelegenheit hat Señor Luis einen Anruf von seiner Schwester bekommen. Sie hat sich nach Ihnen erkundigt.“
Rachel war versucht, ihr zu erzählen, dass sie von Sophias Telefonat wusste, wollte aber nicht erklären, warum. Daher nickte sie lediglich und begann zu essen. Der Abend verlief anders, als sie es sich vorgestellt hatte. War Luis zu seiner Schwester gefahren, oder erforderte der Job seine Anwesenheit?
Luis raste nach Hause zurück, sobald er das Problem in der Firma gelöst hatte. Warum hatte es ausgerechnet heute auftreten müssen, da er entscheidende Fortschritte darin gemacht hatte, Rachel davon zu überzeugen, ein Verhältnis mit ihm einzugehen? Hatte er durch seine Abwesenheit an Boden verloren? Wartete sie vielleicht noch auf ihn, um ihn weiter kennenzulernen und ihre Bereitschaft rechtfertigen zu können?
Frauen verhielten sich seltsam. Er wollte sie, und sie wollte ihn. Was sollte sich daran ändern, wenn sie warteten, bis sie mehr voneinander wussten? Zum Beispiel, welchen Schulabschluss sie hatten oder wie ihre Großeltern hießen? Er wollte keine feste Beziehung. Diese Erfahrung hatte er ein Mal gemacht, und das reichte, zumindest für sehr lange.
Rachel verbrachte ihren Urlaub hier und würde danach in die Staaten zurückkehren. Welch perfekte Konstellation für eine Affäre! Und diese würde auch noch einen netten Nebeneffekt haben: Er hätte erst einmal Ruhe vor Rosalie und anderen Frauen.
Luis war nicht sicher, ob er je einer Frau wieder genug vertrauen würde, um sie zu heiraten und eine Familie mit ihr zu gründen. Wenn nicht, dachte er, können Sophias Kinder mich beerben. Schließlich stamme ich aus keinem uralten Geschlecht und bin deshalb nicht verpflichtet, den Namen weiterzugeben.
Endlich war er zu Hause angekommen und parkte den Wagen auf dem Vorplatz. Bis auf die Außenbeleuchtung, die Esperenza für ihn angelassen hatte, schien die Burg im Dunkeln zu liegen. In keinem der vorderen Räume brannte Licht, also auch in Rachels Zimmer nicht. Luis fluchte leise. Vermutlich war sie schon zu Bett gegangen. Oder wartete sie vielleicht noch im Arbeits- oder Wohnzimmer auf ihn?
Nein, das tat sie nicht, wie er kurz darauf feststellte. Er weigerte sich, sich seine Enttäuschung einzugestehen. Wenn er sie beim Wort nahm, müsste er aus ihrem Verhalten eigentlich schließen, dass sie weniger an ihm interessiert war als er an ihr.
Am Samstagmorgen wachte Luis sehr früh auf. Als er schließlich die Küche betrat, hatte er sich eine Strategie für seinen Eroberungsfeldzug zurechtgelegt.
Rachel betrachtete ihn misstrauisch, während Esperenza, die gerade das Frühstück zubereitete, ihn überrascht ansah. „Guten Morgen, Señor Luis. Ich habe gleich alles fertig.“
„Nur keine Eile. Ich frühstücke hier, wenn es recht ist.“ Er setzte sich Rachel gegenüber an den Tisch. „Hast du gut geschlafen?“
„Ja.“
„Was hältst du davon, heute an den Strand zu gehen?“, schlug er vor und ignorierte ihren argwöhnischen Blick. „Es wäre eine Schande, wenn du die weite Reise bis ans Mittelmeer gemacht hättest und es nicht auskosten würdest.“
Erfreut lächelte sie ihn
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