Romana Exklusiv 0224
geblieben war und überhaupt nicht gemerkt hatte, welchen Schlag er ihr versetzt hatte.
„Und?“
„Ich war nachher nicht viel klüger als vorher. Allerdings weiß ich nun, dass er mich über zwanzig Jahre lang belogen und um die Chance gebracht hat, meine Mom kennenzulernen.“
Luis schwieg einen Moment. „Und so bist du weggelaufen?“
Zornig blickte sie ihn an. „Nein, ich bin weggefahren. Was etwas anderes ist.“
Er runzelte die Stirn. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Unterschied sehe.“
„Ich habe es getan, um mit mir ins Reine zu kommen, um mich zu entscheiden, was ich tun will. Ich habe nicht vor, mich mein restliches Leben ergeben dem Diktat meines Dads zu beugen.“
„Was ist mit deiner Mutter? Hast du versucht, mit ihr in Verbindung zu treten? Möglicherweise, um herauszufinden, warum sie sich all die Jahre nicht bei dir gemeldet hat?“
Rachel atmete tief ein. „Diese Tatsache macht mir zu schaffen. Warum hat sie nicht irgendwann Kontakt zu mir aufgenommen? Wenn nicht, als ich noch ein kleines Kind war, dann hätte sie es doch tun können, als ich ein Teenager war, oder zumindest später, als ich erwachsen war.“ Sie seufzte leise und sah ihn an. „Oder interessiere ich sie nicht genug?“
„Das solltest du sie fragen.“
„Ich weiß nicht, wo sie ist. Sie könnte zwischenzeitlich auch verstorben sein.“
„Das ist unwahrscheinlich. Sie müsste jetzt in den Vierzigern sein, oder?“
„Vermutlich.“
„Dein Dad hat dir nichts erzählt?“
„Nein. Er meinte lediglich, dass es seine Sache wäre und nicht meine und es schon so weit zurückliegen würde und jetzt unwichtig wäre. Ich habe nichts aus ihm herausbekommen.“ Selbst als sie ihrem Vater gesagt hatte, sie würde weggehen, hatte er nicht reagiert. Interessierte auch er sich nicht für sie? War sie ihm aus irgendeinem Grund geblieben, sodass er sie hatte großziehen müssen und nun froh war, sie endlich loszuwerden?
Er hatte eindeutig darauf gedrängt, dass sie sich mit Paul verlobte. Sobald sie verheiratet wäre, wäre sie versorgt und jemand anders würde sich um sie kümmern. Ihr Dad würde dann zum ersten Mal seit über zwanzig Jahren ein freier Mann sein.
„Was willst du machen?“
Energisch hob Rachel das Kinn. „Ich werde meine Mom finden und sie fragen, was passiert ist. Kannst du mir helfen?“
„Ich?“ Luis blickte überrascht drein. „Was kann ich tun?“
„Mir einige Tipps geben. Du weißt bestimmt, wie man einen Menschen aufspürt, der sich versteckt. Hat nicht einer der Akteure in deinem zweiten oder dritten Buch jemanden gesucht? Du hast dich sicher vorher schlau gemacht, wie man solche Nachforschungen anstellt.“
„Glaubst du, dass sich deine Mutter versteckt?“
„Nein. Deshalb dürfte es auch leichter sein, sie zu finden, oder? Ich habe es im Internet probiert, aber keine Anhaltspunkte bekommen.“
„Wahrscheinlich hat sie wieder geheiratet und einen anderen Nachnamen.“
Und eine neue Familie, die sie vermutlich über alles liebt, dachte sie und nickte. Was würde ihre Mom wohl empfinden, wenn sie, die inzwischen erwachsene Tochter, plötzlich vor ihr stehen würde?
„Ich wollte schon einen Privatdetektiv beauftragen, dachte dann allerdings, dass ich erst einmal selbst versuchen sollte, soviel wie möglich in Erfahrung zu bringen“, sagte sie. „Würdest du mir wirklich helfen?“
„Das ließe sich einrichten.“
„Um welchen Preis?“
„Wie bitte?“
„So läuft es doch im Allgemeinen, oder etwa nicht?“
„Das nenne ich zynisch.“
„Und ich realistisch. Was ist dein Preis?“
Luis triumphierte innerlich. Rachel fragte ihn, was er dafür verlangte, wenn er sie bei der Suche nach ihrer Mom unterstützte. Sollte er ihr antworten: eine gemeinsame Nacht ?
Sie war wirklich seltsam, denn einerseits gab sie sich weltklug und andererseits so unschuldig. Ihre Verwirrung, als er ihr den Vorschlag mit der Affäre unterbreitet hatte, war bezaubernd gewesen. Sie war nicht abgestumpft wie Rosalie und auch keine verkappte Reporterin.
Und sie war empfänglich für seine Zärtlichkeiten und Küsse. Ja, sie reagierte stark auf ihn, was sein Verlangen nur verstärkte. Aber er musste geschickt vorgehen.
„Wir machen weiter wie bisher. Und wenn ich eine gesellschaftliche Verpflichtung habe, spielst du die sehr gute Freundin aus Amerika.“
Rachel runzelte die Stirn. „Das ist alles?“
„Was sonst noch?“ Er zuckte mit den Schultern.
„Wie war das …?“ Sie schwieg
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