Romana Exklusiv 0224
warf noch einen prüfenden Blick durchs Zimmer, ob sie wirklich nichts vergessen hatte, und schloss dann die Reisetasche. Ja, sie verließ sein Haus mit allem, was sie mitgebracht hatte. Nur ihr Herz blieb hier. Es gehörte ihm möglicherweise für immer.
„Esperenza, bitte erzählen Sie niemandem, wo ich bin.“ Rachel wandte sich zur Tür. „Ich werde Paul im Dorf abschütteln und mich versteckt halten, bis er die Suche nach mir aufgibt und abreist.“
Luis wird vermutlich ohnehin nicht nach mir fragen, dachte sie, und ihr wurde noch elender zumute. Denn wenn es nach ihm ging, würden sie sich nie wiedersehen. Und dabei wünschte sie sich nichts sehnlicher, als seine Arme um sich zu spüren.
Tief atmete Rachel ein und lächelte Esperenza tapfer an. „Vielen Dank für alles.“
Paul lief ungeduldig in der großen Diele auf und ab, als sie nach unten kam. Hocherhobenen Hauptes trat sie auf ihn zu. Die Männer in ihrem Leben mussten endlich begreifen, dass sie sich nicht wie eine Schachfigur hin und her schieben ließ.
„Also dann, Paul“, sagte sie in dem Bewusstsein, dass sie schon bald für ihn unauffindbar sein würde.
Luis stand in der Gartenlaube und sah nach draußen. Hier hatte er Rachel das erste Mal geliebt. Krampfhaft umklammerte er das Geländer. Ja, er war erneut zum Narren gehalten worden. Jene großen blauen Augen hatten nicht arglos geblickt. Worauf hatte sie es angelegt? Machte es ihr Spaß, einen Mann gegen den anderen auszuspielen? War sie das Leben in Kalifornien leid gewesen und hatte nach Abwechslung gesucht? Sich mit einem bekannten Autor zu zeigen verschaffte indirekt Glanz, wie er von Bonita gelernt hatte.
Er hatte von Anfang an gewusst, dass seine und Rachels Zeit begrenzt war, es nur ein Sommerflirt sein würde. Es war sein eigener Vorschlag gewesen, dass sie eine Affäre hatten. Sie hatten sich miteinander vergnügt, und jetzt war alles vorbei.
Warum nur fühlte es sich dann an, als hätte man ihm das Herz herausgerissen? Wieso fragte er sich, wo sie jetzt war? Warum quälte er sich mit Bildern von ihr und Paul, wie sie sich in einem Hotelzimmer amüsierten?
„Verdammt!“ In der Dämmerung sah Luis hinaus aufs Meer und erinnerte sich an ihre Freude im Café in Calpe. Würde er je aufhören, an Rachel zu denken, sie zu begehren?
Er hatte sie viel zu leicht davonkommen lassen. Bonita war geflohen, als er ihren Betrug entdeckt hatte. Und er hatte Rachel weggeschickt, anstatt ihr erst zu sagen, was er von Frauen wie ihr hielt. Auch hätte er Paul alles erzählen sollen. Ob er sie dann noch hätte heiraten wollen?
Plötzlich wurde Luis bewusst, dass dieser Mann sich nicht besonders verliebt gezeigt hatte. Und Rachel hatte die Verlobung geleugnet. Natürlich, was hätte sie auch anderes tun sollen!
Ja, er hatte sich zum zweiten Mal die Finger verbrannt und würde sich bestimmt unendlich lange mit keiner Frau mehr einlassen. Er hatte seine Lektion gründlich gelernt.
Noch Stunden blieb er in der Gartenlaube.
Rachel hatte Paul problemlos abschütteln können, sicher, weil er nicht im Mindesten damit gerechnet hatte, dass sie es versuchen würde. Sie hatte auch das Haus der Freundin von Esperenzas Cousine ohne Schwierigkeiten gefunden und dort ein schönes Zimmer bekommen, das zum Garten hinausging, von dem aus man aber auch die Burg sehen konnte.
Fast den ganzen Nachmittag über hatte sie am Fenster gestanden und sich gefragt, was Luis machte. Er hatte sie weggeschickt in dem Glauben, dass sie Paul genauso betrogen hatte wie Bonita ihn. Doch so war es nicht. Sie wollte unbedingt, dass ihm klar wurde, wie sehr er sich irrte, dass sie nicht so war wie seine Frau.
Nur war es nicht eigentlich egal, was er dachte? Er hatte lediglich eine Affäre mit ihr haben wollen, die wegen Pauls Erscheinen etwas früher geendet hatte, als er es sich vorgestellt hatte.
Tränen stiegen in ihr auf, die sie energisch unterdrückte. Sie war längst nicht so traurig wie wütend. Nein, sie würde nicht eher aus Spanien abreisen, bis er sie angehört hatte. Zumindest wollte sie erreichen, dass er sie in guter Erinnerung behielt. Er sollte in ihr keine Betrügerin sehen. Das verlangte schon ihr Stolz.
Und nun sollte sie auch endlich mit ihrem Vater Kontakt aufnehmen.
Todesmutig ließ sich Rachel am nächsten Morgen erneut vom örtlichen Taxifahrer zur Burg bringen. Während sie auf die Haustür zuging, wiederholte sie im Geiste, was sie sagen wollte, und atmete noch einmal tief durch, bevor sie
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