Romana Exklusiv 0224
Familie und er sich so nahestanden.“ Sie spielte mit ihrem Weinglas. „Dennoch sind Sie nicht bei der Beisetzung gewesen.“
„Ich war geschäftlich in Paris und habe erst von seinem Tod erfahren, als es zu spät war.“
„Ich verstehe.“
„Was haben Sie nun mit Murdos Haus vor? Sein Anblick war bestimmt ein noch größerer Schock als die Erbschaft als solche.“
„Ja. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, doch sicherlich nicht das.“
„Ich habe versucht, ihm klarzumachen, dass die Villa Mirabelle inzwischen baufällig ist, nur hat er mir vermutlich nicht zugehört.“
„Darin war er gut. Wenn er etwas nicht hören wollte, hörte er es einfach nicht.“ Caitlin lächelte. „Und er konnte ganz schön mürrisch sein. Auch wenn es seltsam ist, ich werde ihn vermissen. Wir sind uns in den zwei Jahren, in denen ich mich um ihn gekümmert habe, immer nähergekommen. Er war eine Vaterfigur für mich“, fügte sie eilig hinzu.
„Nun, ich denke, das haben wir geklärt.“
„Es setzt mir wohl noch immer zu, dass Sie dachten, Murdo wäre in mich verliebt … Das ist so … verrückt.“
„Er hatte immer einen Blick für hübsche Frauen.“
„Aber er war sehr krank.“
„Allerdings nicht zu krank, um sich auf seine letzten Tage noch als Kuppler zu betätigen.“
„Manchmal hatte er sehr merkwürdige Ideen.“
„Ja, wie wahr. Ich habe mir so meine Gedanken gemacht und nehme an, dass er Ihnen das Haus als eine Art letzten Versuch hinterlassen hat, uns doch noch zusammenzuführen.“
„Nein, das glaube ich nicht“, erwiderte sie schnell.
Ruhig sah Ray sie an. „Warum nicht? Mir scheint es offensichtlich. Wenn Murdo sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, verfolgte er es immer mit großer Ausdauer.“
„Für so beharrlich halte ich ihn nicht“, erwiderte sie bestimmt. Auch sie hatte diese Vermutung schon gehegt, aber energisch beiseitegeschoben, und dies sollte er ebenfalls tun. Sie fand es schrecklich peinlich, sich nur eine Sekunde lang damit zu befassen. „Es ist völlig absurd.“
„Völlig.“ Er begegnete ihrem Blick und lächelte. „Genauso wie die Vorstellung, in der Villa Mirabelle leben zu wollen. Sie ist unbewohnbar, und es wird viel Arbeit erfordern, sie wieder auf Vordermann zu bringen. Deshalb halte ich es auch für das Beste, wenn Sie sie an mich verkaufen …“
„Moment mal.“ Caitlin ging in die Defensive. „Ich bin gerade erst angekommen und hoffe, dass ich das Haus behalten kann. Ich würde gern hier leben und bin harte Arbeit gewohnt.“
„Das ist sicherlich richtig. Doch wird das alte Gebäude Ihnen viel abverlangen. Sie werden sich um Bauunternehmer und Maler kümmern müssen, und bestimmt sprechen weder Sie noch David Französisch.“
„Ich spreche Französisch.“ Sie hob das Kinn. Was erdreistete er sich, ihr zu erklären, sie könne nicht bleiben. Diese Entscheidung sollte er tunlichst ihr überlassen. „Und ich kann gut selbst zum Pinsel greifen.“
Er sah sie amüsiert an. „Das Anwesen braucht mehr als nur ein bisschen Farbe.“
„Ich bin nicht unfähig.“
„Das Land mit seinen über hundert Olivenbäumen und dem kleinen Weinberg erfordert Sachkenntnisse und harte Arbeit.“
„Ich hatte keine Ahnung, dass ein Weinberg dazugehört.“
„Murdo hat den Wein nicht selbst gekeltert, sondern die Trauben verkauft. Es war eine Art Hobby von ihm.“
„Das könnte ich auch machen“, überlegte Caitlin laut.
„Sie meinen das nicht im Ernst?“
„Warum nicht?“
„Sich um das Anwesen zu kümmern verlangt bestimmte Sachkenntnisse, wie ich bereits sagte.“
„Die könnte ich mir aneignen. Wenn ich will, kann ich alles lernen.“
Ray bemerkte ihren entschlossenen Blick. „Vielleicht … Aber warum wollen Sie sich diese Bürde aufladen? Sie sind eine ausgebildete Krankenschwester.“
„Mir ist nach einer Veränderung.“ Alte und Kranke zu pflegen war eine lohnende Aufgabe, doch in letzter Zeit hatte es sie körperlich und seelisch sehr erschöpft. Und nach dem Fiasko mit David wünschte sie sich einen ganz neuen Anfang. „Ich hatte mir überlegt … das Haus in eine kleine Frühstückspension umzuwandeln.“
Ray betrachtete sie einen Moment mit zusammengekniffenen Augen. „Und was hält David von der Idee?“
Sie runzelte die Stirn. Warum brachte er immer wieder David ins Spiel? „Noch ist nichts beschlossen. Ich muss mir das Anwesen bei Tageslicht erst einmal näher betrachten.“
„Was wohl heißt, dass er nicht wirklich so
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