Romana Exklusiv 0224
Blick.
Er sah sich die Villa Mirabelle genau an, kratzte sich hin und wieder am Kopf und machte eine ziemlich besorgte Miene. Caitlin fühlte sich, als würde sie auf einen Arztbericht warten, in dem es um Leben und Tod ging.
„Was meinen Sie, Patrick?“, fragte sie schließlich, als sie die Ungewissheit nicht länger ertragen konnte.
„Ich schätze, das Haus erfordert viel Arbeit“, antwortete er vorsichtig in holprigem Englisch. „Zunächst muss es neu verkabelt werden … dann braucht es eine neue Dämmung … eine neue Treppe … ein neues Dach …“
„Wie viel wird es insgesamt kosten? Und vergessen Sie die neuen Bäder nicht.“
Wieder kratzte er sich am Kopf. „Das Dach ist ein Job für meinen Bruder Raul. Alles andere kann ich erledigen. Es wird wahrscheinlich einige Monate dauern. Wenn Sie wollen, können Sie mich wöchentlich bezahlen und die Materialien getrennt kaufen.“
„Das klingt akzeptabel. Und wie hoch veranschlagen Sie die Kosten?“
Er nannte ihr eine Summe, die gerade noch im Bereich ihrer Möglichkeiten lag, und Caitlin war maßlos erleichtert – bis Patrick weitersprach.
„Leider muss jedoch noch mehr getan werden. Das Haus ist nämlich nicht an die Hauptwasserleitung angeschlossen, und das sollten Sie ändern.“
„Ich habe Wasser.“
„Ja, es stammt aus einem Brunnen in der Nähe. Nur weiß man nie, wie lange der Vorrat reicht. Einen Monat … sechs Monate … sechs Jahre …“ Er zuckte die Schultern. „Sie sollten den Anschluss dringend legen lassen.“
„Wie viel Geld müsste ich dafür aufwenden?“
„Das ist eine große Aufgabe, die ich nicht übernehmen kann“, erklärte er ernst. „Mein Cousin hatte letztes Jahr ein ähnliches Problem.“
„Und wie hoch war seine Rechnung?“
Patrick nannte ihr den Betrag, der zusätzlich zu der anderen Summe ihr Budget bei Weitem überstieg.
Noch am späten Nachmittag, als sie sich auf den Abend bei Ray vorbereitete, fühlte sie sich wie erschlagen. Wenn ihr das Wasser ausging, war sie verloren. Aber wenn sie den Anschluss als Erstes legen ließ, konnte sie sich die anderen Arbeiten nicht mehr leisten. Welch eine ausweglose Situation. Alles wird gut, redete sie sich ein, während sie sich das Haar unter kaltem Wasser wusch. Vielleicht reichte das Wasser ja für sechs Jahre und nach dem Regen kürzlich möglicherweise sogar für sechzehn. Patrick hat selbst gesagt, dass er kein Experte sei, führte sie sich vor Augen und beschloss, optimistisch zu sein.
Schließlich zog sie ihr schwarzes Kleid an und betrachtete sich prüfend im Spiegel. Dadurch, dass sie abgenommen hatte, saß es nicht mehr ganz so perfekt, doch machte sie darin immer noch eine gute Figur. Ob Ray dies ebenfalls fand? Ärgerlich auf sich, wandte sie sich um und nahm ihre Handtasche. Es war egal, was er meinte, denn sie war nicht darauf aus, ihn zu beeindrucken.
Sie blies die Kerzenflammen im Esszimmer aus und durchquerte gerade den Wohnraum, als sie draußen einen Wagen vorfahren hörte. Misstrauisch blickte sie durch eines der Fenster und sah im Mondlicht einen großen Mann aus dem Auto steigen. Erst beim Näherkommen erkannte sie Ray, der einen dunklen Anzug trug, und öffnete erleichtert die Tür, noch bevor er dort angelangt war.
„Hallo.“ Eigentlich hätte ihr Herz wieder ruhiger schlagen sollen, da sie nun wusste, dass kein verrückter Mörder mit Beil auf ihr Haus zukam, aber es klopfte nur noch schneller, als sich ihre Blicke begegneten. „Hatten wir nicht vereinbart, dass Sie mich nicht abholen sollten?“
„Doch.“ Er lächelte sie an. „Ich bin auf dem Rückweg und dachte, ich könnte Sie mitnehmen, falls Sie schon fertig sind.“
„Danke. Ich bin tatsächlich so weit. Ihr Timing hätte nicht besser sein können. Ich brauche nur noch einen Moment, um die Kerzen im Wohnraum auszupusten.“ Und während sie zum Sideboard ging, spürte sie, dass er sie beobachtete.
„Sie sehen heute Abend fantastisch aus“, sagte er leise.
„Danke.“ Jetzt sei nicht so entsetzlich nervös, ermahnte sie sich, er verhält sich nur höflich.
„Wie entwickeln sich die Dinge?“
„Alles läuft prima.“ Nein, sie würde ihm nicht erzählen, dass sie bereits Probleme hatte. „Patrick wird schon morgen anfangen.“
„Wollten Sie nicht mehrere Kostenvoranschläge einholen, bevor Sie den Auftrag erteilen?“
„Doch, aber Patrick war mir gleich sympathisch, und er kann sofort beginnen. Zeit ist Geld, und je eher die Arbeiten beendet sind,
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