ROMANA EXKLUSIV Band 0173
angehört?“
„Was hätte er mir schon sagen können?“, entgegnete Marian mit erstickter Stimme. „Glauben Sie mir, ich kenne diese Ausflüchte zur Genüge. Kurz bevor er fortging, sagte er mir, seine Frau habe einen Schlaganfall erlitten. Das war alles. Und es war das erste Mal, dass ich überhaupt von seiner Frau erfuhr. Verständlicherweise war ich am Boden zerstört.“
„Oh nein!“ Tamsyn sah sie betreten an. „Er hat die Sache ziemlich vermasselt, nicht wahr? Was mich sehr überrascht, denn normalerweise weiß Robert immer genau, was er tut. Sie müssen ihn wie ein Blitz getroffen haben. Kommen Sie, trinken Sie den Tee. Sie sehen aus, also ob Sie es nötig hätten. Oder soll ich Ihnen einen Cognac bringen lassen?“
„Nein, danke.“ Marian nippte an ihrem Tee, ohne etwas zu schmecken.
„Sie haben ihn also wirklich fortgeschickt, ohne ihn anzuhören!“ Tamsyn schüttelte fassungslos den Kopf. „Aber warum? Nachdem er doch frei war von dieser unseligen Frau … Oh nein, das sollte ich nicht sagen. Sie war ein armes, bemitleidenswertes Geschöpf, und jeder hat sie zutiefst bedauert. Trotzdem hatte sie kein Recht, Robert in ihr Elend mit hinabzuziehen …“
„Hören Sie, wie ich bereits sagte, ich wusste und weiß nichts von Roberts Ehe.“ Marian mochte Tamsyn und wusste ihre Loyalität gegenüber Robert zu schätzen. Deshalb holte sie tief Luft und mäßigte ihren Ton. „Es ist vorbei, Mrs. Chapman.“
„Tamsyn. Bitte, nennen Sie mich Tamsyn.“ Ihre Gastgeberin betrachtete sie forschend. „Wenn es wirklich vorbei ist, warum ist er noch einmal zurückgekommen?“
„Weil er glaubte, mir eine Erklärung zu schulden.“
„Was ja auch stimmte. Warum haben Sie ihn nicht angehört?“
Marian seufzte müde. „Ich kann alles verzeihen, nur keine Lügen, und er hat mich von Anfang an belogen. Oh, nicht ausdrücklich, aber er vermittelte mir den Eindruck, dass er frei sei.“
„Und nun schleichen Sie wie ein Gespenst über die Insel, sodass all Ihre Freunde vor Sorge umkommen, und Robert arbeitet sich drüben in Neuseeland zu Tode.“ Tamsyn schüttelte den Kopf. „Louise hat ihn am Wochenende besucht und rief mich an, weil sie Angst hatte, er sei krank!“
„Schuldgefühle können einen Menschen sehr mitnehmen.“
Tamsyn winkte verächtlich ab. „Warum sollte er sich schuldig fühlen?“
„Weil er mit mir geschlafen hat, obwohl er eine Frau hatte, verdammt!“ Zu ihrem eigenen Entsetzen brach Marian in Tränen aus.
Tamsyn wartete, bis sie sich wieder gefasst hatte, ehe sie beschwörend sagte: „Hören Sie, Marian, ich kann Ihnen nichts über Roberts Ehe erzählen. Das ist seine Sache. Aber eines ist gewiss, es hätte ihm nichts Besseres passieren können, als Sie kennenzulernen. Er lebte wieder auf, war fast der Robert, wie wir ihn von früher kannten. Seine Ehe hat ihn so viel gekostet. Wir, alle seine Freunde, mussten hilflos zusehen, wie er sich in diesen vergangenen sechs Jahren immer mehr verschloss und alle Lebensfreude verlor. Es hat uns sehr wehgetan.“
„Seiner Frau sicher auch.“
Tamsyn hob in einer hilflosen Geste die Hände. „Schön, ich kann es Ihnen nicht verübeln, dass Sie verbittert sind. Er hätte es Ihnen sagen müssen, aber ich glaube, er hatte Angst davor.“
„Robert? Angst?“
„Er ist auch nur ein Mensch. Bei all seiner Stärke fühlt und leidet er genauso wie wir alle. Und Loyalität bedeutet ihm viel. Er litt, weil er wusste, dass Gina ihm sein Glück mit Ihnen missgönnt hätte.“
„Jede Ehefrau hätte das getan.“
„Aber Gina hatte kein Recht dazu!“
„Wie können Sie so etwas sagen?“ Marian schüttelte fassungslos den Kopf. „Welche Frau hätte kein Recht dazu, sich verletzt zu fühlen, wenn ihr Ehemann eine Affäre hat? Mir ist es jedenfalls so ergangen, obwohl mein Exmann sein Verhalten sicher auch für entschuldbar hielt.“
Tamsyn machte ein betretenes Gesicht. „Ich wusste nicht, dass Sie geschieden sind, aber glauben Sie mir, Robert ist anders.“ Ihre Stimme wurde beschwörend. „Marian, könnten Sie ihn nicht wenigstens anhören? Seine Ehre und Integrität bedeuten ihm so viel, dass er sich dafür verachtet, dass er sich ein bisschen Glück gegönnt hat.“
„Ich verachte ihn auch dafür“, entgegnete Marian heftig. „Denn er hat es sich gestohlen.“
„Und das haben Sie ihm auch gesagt?“
„Nicht ausdrücklich, aber er hat die Botschaft sicher verstanden.“
Tamsyn seufzte. „Dann ist er also überzeugt,
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