ROMANA EXKLUSIV Band 0173
ihr nichts von Roberts Ehe erzählt hatte. Nach kurzem Zögern warf Marian den Zettel in den Mülleimer. Sie würde erst einmal duschen und danach entscheiden, wie sie auf Tamsyns Einladung reagieren wollte.
Aber nach dem Duschen war sie immer noch nicht zu einem Entschluss gelangt. Müde ging sie in die Küche, goss sich ein Glas Limonensaft ein und strich mit dem Finger bewundernd über die leuchtenden Hibiskusblüten, die Sina natürlich und doch kunstvoll in einer Vase auf der Fensterbank arrangiert hatte. Würde es ihr je gelingen, die schimmernden, satten Farben und die herrliche Form dieser Blumen auf die Leinwand zu bannen? Sie hatte es oft versucht, aber das Ergebnis hatte sie nie wirklich zufriedengestellt.
Langsam schlenderte Marian mit ihrem Glas auf die Terrasse hinaus. Jenseits des Rasens und des weißen Strandes lockte das Blau der Lagune. Aber die Farben von Meer und Himmel verrieten durch feine, kaum merkliche Veränderungen, die das Auge viel früher registrierte als der Verstand, dass sich der Tag dem Ende neigte. Seufzend sank Marian in einen Korbsessel und blickte auf die Lagune hinaus.
Die stete, unausweichliche Wiederkehr des Tageskreises hätte sie eigentlich trösten, ja, mit wohltuender Zuversicht erfüllen müssen. Stattdessen fühlte sie eine innere Anspannung, die sie zu verzehren drohte.
Als sie ihn über den Strand kommen sah, glaubte sie zunächst an eine Sinnestäuschung, eine trügerisch Vorspiegelung ihrer Fantasie. Doch im Näherkommen waren seine eindrucksvolle Gestalt und sein geschmeidiger, eleganter Gang unverkennbar. Robert war zurück.
Im ersten Moment durchzuckte Marian eine unbändige Freude, die aber sogleich von einer nicht minder heftigen Wut verdrängt wurde. Reglos saß sie da und beobachtete mit angehaltenem Atem, wie Robert die Stufen emporstieg und über den Rasen auf sie zukam. Sein Gesicht war wie versteinert. Er sieht älter aus, dachte Marian unwillkürlich.
„Wie geht es deiner Frau?“, fragte sie kühl, wobei ihre Stimme erstaunlich normal klang.
„Sie ist gestorben“, antwortete er ausdruckslos.
Trotz allem verspürte Marian sofort das Bedürfnis, ihn zu trösten. Und das machte sie noch wütender. „Warum also bist du gekommen?“
„Ich schulde dir eine Erklärung.“
Marian sprang auf. Ihre heftigen Bewegungen verrieten, wie aufgebracht sie war. „Du schuldest mir gar nichts!“, zischte sie. „Du hast mir nichts versprochen. Würdest du jetzt bitte gehen? Ich will dich nicht hierhaben.“
Robert sah sie an. Sein Blick war erschreckend leer, fast gespenstisch. „Es tut mir leid“, sagte er dann. „Ich dachte, es würde niemandem wehtun. Eine kleine Urlaubsaffäre mit einer erfahrenen Frau, die wusste, worauf sie sich einließ. Niemand und schon gar nicht Gina, meine Frau, würde dadurch verletzt werden. Leider ist es ganz anders gelaufen.“
„Du Schuft!“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich stellte bald fest, dass ich dich mehr begehrte, als es gut war. Schon nach kurzer Zeit war ich geradezu besessen von dir. Ich wollte dich ganz für mich. Wir lebten in unserem eigenen kleinen Paradies. Ich hätte wissen müssen, dass früher oder später die Welt dort eindringen und ich mein Paradies verlieren würde.“
„Warum bist du nach dem ersten Mal überhaupt zurückgekehrt?“, fragte sie zornig. „Wenn du nicht wiedergekommen wärst, hätte ich dich …“
„Hättest du mich vergessen? Mich als eine flüchtige Romanze von vielen abgeschrieben?“ Er lächelte spöttisch. „Ja, genau davor hatte ich Angst. Deshalb musste ich zurückkommen. Und dann verlor ich meine Seele an dich. Ich beruhigte mein Gewissen, indem ich mir einredete, dass mir ein paarmal im Jahr eine gewisse Zeit des Entspannens zustehen würde; dass mich keiner vermissen würde, wenn ich auf meinen Reisen ein paar Tage länger fortbliebe … Ich dachte, ich könnte alles haben, ohne Reue.“
„Ich war dein Bonbon, dein kleines Extra!“
„Du bist eine intelligente, sehr sinnliche Frau, Marian, und ich habe dich geliebt. Gina verlor nichts dabei …“
„Nein! Genauso hat mein Exmann seine kleine Affäre entschuldigt. ‚Du wolltest nicht mehr mit mir schlafen‘, sagte er so verdammt selbstgerecht. ‚Also konnte meine Affäre mit Joanne dir doch nicht wehtun.‘ Während ich verzweifelt versuchte …“ Sie verstummte, holte bebend Luft. „Wie auch immer, wenn ich gewusst hätte, dass du verheiratet bist …“
„Du musst es gewusst haben!“,
Weitere Kostenlose Bücher