ROMANA EXKLUSIV Band 0178
finanziellen Problemen bewahren würde. Sein Erstaunen und seine Verärgerung darüber, sie in einer kleinen Wohnung vorzufinden, mit weniger zum Leben, als seine Schwester in einer Woche für Schuhe ausgab, waren nur zu verständlich.
„Ich habe nicht erkannt, wie unwohl du dich bei meiner Familie gefühlt hast … Ich habe über diese Möglichkeit nie nachgedacht“, gestand er rundheraus.
„Schon gut. Ich weiß gar nicht, warum ich es angesprochen habe“, erwiderte Eden in dem Drang, sich zu entschuldigen und ihn zu besänftigen. „Es ist jetzt so unwichtig …“
„Nein, das ist es nicht. Ich werde bis heute Abend bleiben, aber …“
O nein, dachte sie entsetzt, er will gleich wieder weg! Sie hatte es offenbar geschafft, ihn innerhalb kürzester Zeit zu vertreiben.
„Ich brauche einfach etwas mehr Raum … Okay?“
„Okay“, antwortete sie leise. Platz, Spielraum, persönliche Freiheit – vermutlich hatte Rodney Russell genau dafür vorhin in seinem Schnellkurs in Psychologie um ihr Verständnis geworben. Damiano wollte einen Freiraum fern von ihr, er wollte vor ihr flüchten.
„Vor mir liegen etwa vierundzwanzig Stunden mit Besprechungen“, informierte er sie ruhig. „Es gilt einige rechtliche Dinge zu klären, Pressekonferenzen abzuhalten und auch neue Regelungen in der Bank einzuführen. Ich kann nicht bleiben. Ich muss in London sein.“
Er hat nie vorgehabt zu bleiben, dachte sie mutlos und merkte überhaupt nicht, dass der Kaffee schon aus der Tasse lief, weil sie immer noch auf den Knopf der Maschine für das automatische Einschenken drückte.
„Porca miseria!“ Plötzlich war Damiano hinter ihr, fasste sie an den Schultern und zog sie zurück, denn die schwarze Brühe begann bereits, von der Arbeitsfläche zu tropfen. „Du hättest dich fast verbrannt.“
Eden zitterte am ganzen Körper und blickte auf den Boden.
„Geh und setz dich. Ich kümmere mich um die Überschwemmung“, versicherte er ihr und schob sie energisch zur Tür. „Ich glaube, du stehst noch unter Schock.“
Im Wohnzimmer drehte sie sich noch einmal um und verfolgte, wie er den Kaffee aufwischte. „Es kommt mir so unwirklich vor … dass du in der Küche hantierst … dass du da bist“, murmelte sie.
Aufmerksam sah er sie an. „Du bist weiß wie die Wand, cara . Setz dich.“
Das tat sie dann auch, denn sie hatte Angst, die Beine könnten ihr den Dienst versagen. Irgendwann kam er aus der Küche und stellte eine Tasse Kaffee vor sie hin. Damiano brachte ihr einen Kaffee! Er, der einst nur geklingelt hatte, wenn er etwas wollte! Ja, dachte sie dann, und Annabel wäre sofort zu ihm zurückgekehrt, wenn er nur mit den Fingern geschnippt hätte. Selbst noch, nachdem er geheiratet hatte! Wohin schweiften nur ihre Gedanken wieder ab? Verzweifelt rang sie um Fassung.
„Du siehst aus, als würdest du gleich ohnmächtig werden.“ Unvermittelt beugte er sich über sie, hob sie hoch und legte sie aufs Sofa. Er nahm die Decke, die über einer Lehne lag, und breitete sie fürsorglich über sie. Dann ging er neben ihr in die Hocke und strich ihr behutsam die Haare aus dem Gesicht. „Ich bin immer ein solch egoistischer Mistkerl gewesen“, erklärte er.
Während ihrer ganzen Ehe hatte Eden ihn nie so erlebt. Weder hatte er so mit ihr geredet, noch so ausgesehen oder sich je so verhalten. Verblüfft fragte sie sich, ob er Schuldgefühle ihr gegenüber empfand, weil er sie verletzt hatte, und deshalb so reagierte. Schließlich hatte sie gleich in der ersten Minute ihres Wiedersehens alles verkompliziert. Wie hatte sie ihm nur sagen können, dass sie ihn liebe ! Warum hatte nur ihr Verstand nicht funktioniert und ihr Stolz sie verlassen? Schon vor fünf Jahren hatte er gewusst, dass ihre Heirat ein Fehler gewesen war. Es war eigentlich ein Wunder, dass er sich überhaupt einige Stunden Zeit für sie genommen hatte. Er wollte ihr die Wahrheit offenbar schonend beibringen und dann so schnell wie möglich wieder in sein Leben zurückkehren – in die Bank, zu seiner Familie …
„Ich habe viel Zeit gehabt, über unsere Ehe nachzudenken“, erklärte er fast schroff.
„Ich weiß …“ Sie schloss die Augen, wollte ihn so zum Schweigen bringen, bevor er mehr sagte, als sie ertragen konnte. Hoffentlich begann sie nicht zu weinen oder ihn anzuflehen.
„Ich war grausam …“
Ihre Wangenmuskeln zuckten, dann drehte sie sich auf die Seite und wandte ihm den Rücken zu. Ihre Gefühle drohten sie zu überwältigen. Sie
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