ROMANA EXKLUSIV Band 0178
in ihr aufkam. Glaubte er, sie wären alle dumme Kinder, denen man den Kopf zurechtrücken und befehlen könnte, wie sie sich zu benehmen hätten? Schon wollte sie ihn dieser Illusion berauben, als ihr der Gedanke kam, dass es vielleicht klüger wäre, ihn in der Vorstellung zu belassen. Warum sollte sie schlafende Hunde wecken? Fragt sich nur, wie lange sie schlafen?, dachte sie beunruhigt, als der Chauffeur vor dem schmalen Gebäude hielt, in dem sie arbeitete und wohnte.
„Du bist etwas anderes gewöhnt, aber es ist nicht so schlimm, wie es zunächst aussieht“, meinte sie, als Damiano den Blick über die Häuserzeile schweifen ließ und die Augenbrauen hochzog. Eilig stieg sie aus und musste dann einen Moment warten, als er dem Fahrer auf Italienisch Anweisungen gab.
Kaum hatten sie ihr Apartment betreten, sah sich Damiano erstaunt in dem kleinen Wohnbereich um, von dem aus das Schlafzimmer, die Küche und das Bad abgingen. „Ich glaube es nicht, dass du unser Zuhause verlassen hast, um hier zu leben.“
„Ich wünschte, du würdest aufhören, von dem Familiensitz als unserem Zuhause zu sprechen. Du warst dort vielleicht zu Hause, aber ich habe das für mich nie so empfunden.“ Eden war überrascht von ihrer heftigen Reaktion und Damiano offenbar auch, denn er blieb unvermittelt stehen.
„Wovon redest du?“, fragte er stirnrunzelnd.
„Ich hatte immer das Gefühl, in einer Wohngemeinschaft zu leben …“
„In einer Wohngemeinschaft ?“
„Ja, ganz nach italienischem Muster: Egal, wie groß das Haus ist, es gibt nirgendwo eine Ecke, die dir allein gehört“, erklärte sie.
„Mir war nicht bewusst, dass du das Zusammenleben mit meiner Familie so empfunden hast.“
Eden verschränkte die Hände ineinander. Entsetzt spürte sie den Drang, ihn wegen seines mangelnden Verständnisses anzuschreien. Die fehlende Privatsphäre in ihrem vermeintlichen Zuhause hatte nur noch zu den Problemen beigetragen, die sie beide gehabt hatten.
„Wenngleich es unter meiner Würde ist, dich daran zu erinnern, aber du stammst aus einem Haus, das nicht größer war als ein Kaninchenstall, und dort dürfte es noch schwieriger gewesen sein, eine Ecke zu finden, die dir gehörte.“
Es ist verrückt, ausgerechnet jetzt darüber zu streiten, dachte sie, war aber zu verletzt von seiner Antwort, um schweigen zu können. „Weil du unsere Ehe als eine Art Neuauflage von Der König und die Bettlerin angesehen hast, sollte ich also dankbar dafür sein, in einem Haus leben zu dürfen, das nicht nur einer, sondern zwei anderen Frauen gehörte!“
„Welchen anderen Frauen?“
„Nuncios Frau Valentina und deiner Schwester Cosetta. Es war ihr Zuhause, lange bevor ich dort eingezogen bin …“
„Ich kann nicht glauben, dass wir diese absurde Unterhaltung führen.“
„Ich konnte noch nicht einmal mein Schlafzimmer neu gestalten, ohne jemanden zu beleidigen … Und du meinst, ich hätte gern so leben sollen? Wir hatten ständig Gäste bei Tisch. Immer musste ich höflich sein und mich von meiner besten Seite zeigen. Ich konnte mich nie entspannt zurücklehnen oder irgendwo mit dir allein sein, außer im Schlafzimmer …“
„Und dort am liebsten auch nicht“, erklärte Damiano nachdenklich. „Eher bist du unten auf dem Stuhl eingeschlafen, bevor du abends nach oben gegangen bist. Ich habe das begriffen.“
Eden wurde blass und spürte, wie ihr Ärger sich in nichts auflöste. Sie war betroffen und peinlich berührt, dass sie etwas angesprochen hatte, das angesichts dessen, was er durchlebt hatte, so banal und unwichtig war. Vor Scham wandte sie sich ab und eilte in die Küche. „Du möchtest bestimmt einen Kaffee.“
Mit bebenden Händen bestückte sie die Maschine. „Möchtest du auch etwas essen?“
„Nein, danke.“ Er blieb auf der Türschwelle stehen. „Nuncio hat mich von vorn bis hinten bemuttert, sodass ich praktisch während des ganzen Rückflugs zwangsernährt worden bin.“
Eden sah ihn kurz aus den Augenwinkeln an. Er war immer noch ein umwerfend attraktiver Mann, und er war zu ihr zurückgekommen. Ja, ich liebe ihn, liebe ihn sehr, dachte sie und fragte sich, was in sie gefahren war, ihn mit Dingen von vor fünf Jahren zu konfrontieren.
Es war nicht fair von ihr, ihm seine Reaktion auf ihre jetzige Lebensweise zu verübeln. Er hatte sie in einem Herrenhaus mit fünfundzwanzig Schlafzimmern und einem Heer von Angestellten zurückgelassen und natürlich angenommen, dass sein Bruder sie vor
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