ROMANA EXKLUSIV Band 0178
Verbindung gesetzt hat. Sie brauchten einige Informationen, um Ihrem Ehemann einen Ersatzpass auszustellen, damit er in die Heimat zurückreisen konnte.“
Eden sagte noch immer nichts. Mit brennenden Augen blickte sie zu Boden und betrachtete geistesabwesend das Muster des Teppichs. Wahrscheinlich hatte Nuncio Damiano schon erzählt, warum er sie, Eden, nicht nach Brasilien mitgebracht hatte. Vermutlich hatte er ihm schon die schrecklichen Lügen über sie wiedergegeben, die nur drei Monate nach seinem Verschwinden in der Boulevardpresse verbreitet worden waren. Jener ehrenrührige, verleumderische Klatsch, der ihr so zugesetzt hatte, dass sie das Haus der Braganzis in London verlassen hatte, um nicht verrückt zu werden.
„Ihr Ehemann hat sich auch erkundigt, warum man Sie nicht informiert habe, und wusste offenbar nicht, dass seine eigene Familie uns hinsichtlich der neuen Entwicklungen nicht auf dem Laufenden gehalten hatte.“
Langsam sah Eden auf. „Wirklich?“
„Soweit ich verstanden habe“, erwiderte Mr. Marshall mit beruhigendem Lächeln, „hat Ihr Mann es sehr eilig, wieder hier bei seiner Frau zu sein …“
Verwirrt blickte sie ihn an. „Damiano hat es eilig, hier bei … mir zu sein?“, fragte sie leise und glaubte, sich verhört zu haben.
„Er kommt heute Mittag in London-Heathrow an und wird dann von einem Hubschrauber zu einem Landeplatz außerhalb der Stadt geflogen. Wir bringen Sie dorthin. Man hofft offenbar, damit die Aufmerksamkeit von Journalisten zu vermeiden.“
„Er möchte mich sehen?“ Sie lachte fast ein wenig hysterisch auf, wandte den Kopf zur Seite und spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten.
Wie gern wäre sie jetzt allein und nicht unter Fremden, die jede ihrer Regungen beobachteten. Unter Fremden, denen bekannt sein musste, wie zerrüttet ihre Ehe zum Zeitpunkt von Damianos Verschwinden gewesen war. Eigentlich sollte sie sich inzwischen an den Gedanken gewöhnt haben, dass nichts zu heilig gewesen war, um es nicht irgendwo zu den Akten zu nehmen. Aber auch wenn das nicht geschehen wäre, sprach allein schon das Verhalten seiner Familie Bände.
Nach Damianos Verschwinden hatten sowohl die britischen als auch die italienischen Behörden umfassende Nachforschungen angestellt. Finanzexperten hatten die Braganzi-Bank überprüft, ob sie noch ein gesundes Unternehmen war. Auch hatte man nach geheimen Konten gesucht und nach Hinweisen, ob sie vielleicht erpresst wurde oder in betrügerische Machenschaften verwickelt war. Man hatte sogar dahin gehend ermittelt, ob es Verbindungen zwischen Damiano und dem organisierten Verbrechen gab. Und schließlich hatte man sich mit seiner Familie befasst, um zu überprüfen, ob nicht irgendjemand seiner Angehörigen einen Killer beauftragt hatte.
Man hatte nichts unversucht gelassen und jedem Wort Gehör geschenkt. Keine Frage war zu persönlich oder verletzend gewesen, um sie nicht zu stellen. Da Damiano einfach zu wohlhabend und einflussreich gewesen war, war nach seinem Verschwinden unweigerlich jeder aus seiner Umgebung zum Verdächtigen geworden. Und am meisten hatte Eden unter der Situation gelitten. Seine snobistischen Geschwister hatten sie noch nie gemocht, sie insgeheim schon immer verachtet und dann bald ihren Schmerz und ihre Verwirrung an ihr ausgelassen. Sie waren sogar so weit gegangen, Eden dafür verantwortlich zu machen, dass Damiano überhaupt nach Montavia geflogen war.
„In einem Fall wie diesem“, erklärte Rodney Russell, „arrangieren wir es normalerweise, dass das Opfer eine Zeit lang von der Außenwelt abgeschirmt und speziell beraten wird. Aber Ihr Ehemann hat das kategorisch abgelehnt.“
„Wenn ich richtig informiert bin“, fügte der Superintendent leicht amüsiert hinzu, „hat Ihr Mann gesagt, dass er dann lieber ins Gefängnis gehen würde.“
Constable Leslie stellte eine Tasse Tee vor Eden auf den Couchtisch. „Diese ganzen Neuigkeiten sind ein Schock für Sie“, meinte sie freundlich. „Aber heute Nachmittag werden Sie Ihren Ehemann wiedersehen.“
Unvermittelt stand Eden auf und ging in ihr Schlafzimmer. Sie schloss die Augen und rang um Fassung. Damiano lebte und war auf dem Weg nach Hause. Zu mir? Im Stillen schalt sie sich, weil sie ihre Gedanken erneut in eine falsche Richtung hatte schweifen lassen. Sie sollte nicht so egoistisch sein. Wenn Damiano sie sehen wollte, würde sie für ihn da sein, und nichts und niemand konnten sie daran hindern.
Hatte Nuncio wider Erwarten
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