ROMANA EXKLUSIV Band 0178
nichts von der Affäre erzählt, die sie gehabt haben sollte? Aber wie hatte er Damiano gegenüber dann begründet, warum er sie, Eden, nicht mit nach Brasilien gebracht hatte? Was würde Damiano überhaupt sagen, wenn er zurückkam? Wie sollte sie ihm erklären, warum sie das Familienanwesen verlassen hatte? Warum sie seinen Namen abgelegt hatte und sich hinter ihrem Mädchennamen versteckte? Weshalb sie sich ein neues Leben aufgebaut hatte?
Sie spürte, wie ihre Angst von Sekunde zu Sekunde wuchs, und konzentrierte den Blick auf das Foto, das auf dem Nachttisch stand. Es zeigte einen warmherzig lächelnden, umwerfend attraktiven Damiano mit all seinem italienisch charismatischen Flair. Das Bild hatte sie in Sizilien auf ihrer Hochzeitsreise gemacht.
Ihre Ehe hatte nur ein gutes halbes Jahr gedauert. Aber schon während dieser Zeit hatte er sich von ihr zurückgezogen, war er immer öfter und länger auf Geschäftsreisen gewesen und hatte sie die Hoffnung aufgegeben, dass sich die Verbindungstür zwischen ihren beiden Schlafzimmern doch noch einmal öffnen würde. In den wenigen Monaten war ihr Herz gebrochen. Eine so große Liebe verging nicht – sie tat einfach nur weh.
Constable Leslie klopfte an die angelehnte Schlafzimmertür. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
Eden schreckte aus ihren Gedanken. Sie kämpfte gegen ihre aufsteigende Panik an und wandte sich mit blassem und tränennassem Gesicht der jungen Polizistin zu. „Was geschieht nun?“
„In einer halben Stunde fahren wir zum Flugplatz. Ich an Ihrer Stelle würde jetzt das Geschäft schließen und mir überlegen, was ich anziehe.“
Was ich anziehe?, dachte Eden und unterdrückte ein gequältes Lachen. Was hatte Damiano alles durchlitten! Er war entführt und schwer verletzt worden, hatte um sein Leben fürchten und lange Zeit in einem primitiven Gefängnis sitzen müssen. Auf diesen Albtraum war er absolut nicht vorbereitet gewesen. Er war von klein auf an große Annehmlichkeiten und eine privilegierte Stellung gewöhnt. Früher hat er mich gern in Grün gesehen, schoss es ihr plötzlich und völlig zusammenhanglos durch den Kopf. Ja, Grün war seine Lieblingsfarbe gewesen.
Hektisch durchstöberte sie den Kleiderschrank. Aber vielleicht kommt Damiano nur, um mir zu sagen, dass er wieder zurück ist, und das nicht vor seiner ihm über alles geschätzten Familie tun möchte, überlegte sie. Und vor Annabel Stavely, seiner ersten und einzigen Liebe. Wie hatte sie nur seine Exverlobte vergessen können? Die junge Frau hatte inzwischen ein Kind bekommen, war aber allein geblieben und hatte den Namen des Vaters nie genannt. Eden schlug die Hände vors Gesicht.
Du bist das reinste Nervenbündel, dachte sie und spürte, wie sie vor Anspannung und Angst am liebsten laut geschrien hätte.
Kurz bevor sie zum Flugplatz aufbrechen wollten, klingelte das Telefon.
„Eden?“, fragte Damianos jüngerer Bruder Nuncio.
Nach so vielen Jahren des Schweigens meldete er sich wieder bei ihr? Sie hielt den Atem an und befürchtete augenblicklich, er würde in Damianos Auftrag anrufen, um ihr mitzuteilen, dass dieser nun doch nicht zu ihr kommen würde.
„Ja?“, antwortete sie leise.
„Ich habe Damiano nichts gesagt. Was wäre das für ein herzliches Willkommen, wenn ich ihn mit einer solchen Nachricht begrüßen würde?“, fuhr er mit bitterer Verachtung in der Stimme fort. „Ich war gezwungen zu lügen und habe ihm erzählt, dass wir nach deinem Auszug den Kontakt zu dir verloren hätten. Aber du sagst ihm besser die Wahrheit, denn ich habe nicht vor mit anzusehen, wie mein Bruder durch mein Schweigen zum Narren gemacht wird!“
Die Wahrheit?, dachte Eden, als sie den Hörer mit bebender Hand auflegte, und hätte ihn vor Bitterkeit am liebsten gleich wieder aufgenommen, um ihren Schwager zurückzurufen. Schnell unterdrückte sie den Impuls, denn es wäre ohnehin zwecklos. Nuncio würde ihr nicht glauben. Niemand würde oder wollte ihr die Wahrheit glauben: dass sie, Eden, von ihren zwei besten Freunden betrogen und dann im Stich gelassen worden war und die Sache ausbaden musste, die diese beiden ihr eingebrockt hatten.
„Sie müssen verstehen, Mrs. Braganzi, dass der Mann, an den Sie sich erinnern, nicht derselbe Mann sein wird, der zu Ihnen zurückkommt“, sagte Rodney Russell eindringlich auf der Fahrt zum Flugplatz. „Es wird sehr schwierig für Sie beide werden, Ihre Beziehung wieder aufzubauen …“
„Ja … natürlich.“ Wenn er doch
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