ROMANA EXKLUSIV Band 0179
spöttisch. „Im Übrigen, wenn ich da gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich noch im Keller gesessen.“
Er machte ein finsteres Gesicht und fuhrwerkte mit seinem Bettzeug herum. Inzwischen hatte Onkel Timothy einen Stapel förmlich aussehender Papiere aus seiner Aktentasche geholt und sie auf den Tisch neben dem Bett gelegt.
„Du hast ihn also geheiratet“, stellte Lester spöttisch fest. „Das war dumm von dir. Ich hatte dich gewarnt. Du hättest auf mich hören sollen. Nun, du brauchst nicht zu denken, dass ich der Auflösung der Treuhandschaft zustimmen werde.“
„Die kannst du leider nicht verhindern, alter Junge“, mischte sich Onkel Timothy zufrieden lächelnd ein. „Du hast keinen stichhaltigen Grund, deine Zustimmung zu verweigern.“
„Keinen Grund?“, fuhr Lester ihn fuchsteufelswild an. „Ich werde dir den Grund nennen, du verrückter alter Tattergreis! Er ist nichts als ein verdammter Mitgiftjäger, das ist mein Grund!“
„Oh?“ Timothy lächelte immer noch. „Dann hast du dich also über seine Verhältnisse erkundigt?“
„Nein, verdammt noch mal, das habe ich nicht“, schnauzte Lester. „Er hat dafür gesorgt, dass dafür keine Zeit mehr blieb, hat sie dazu getrieben, ihn überstürzt zu heiraten.“
„Nun, du hättest nicht lange dazu gebraucht“, antwortete Timothy ruhig. „Du hättest einfach nur in der Liste der fünfhundert erfolgreichsten Unternehmer nachsehen müssen.“
Er zog ein Magazin aus seiner Aktentasche, reichte es Lester mit aufgeschlagener Seite und deutete auf eine Stelle. Neugierig beugte Natasha den Kopf darüber. Sie sah ein kleines Foto von Hugh, daneben eine Notiz mit biografischen Angaben. Neben seinem Namen stand sein geschätztes Vermögen. Sie bekam große Augen und sah Hugh sprachlos an.
„Warum hast du mir nichts davon gesagt?“, fragte sie dann.
Er zuckte gleichmütig die Schultern. „Ich hatte befürchtet, du könntest mich nur wegen meines Geldes heiraten“, antwortete er ironisch.
„Oh!“ Sie spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen schoss. „Du … du hast dich die ganze Zeit über mich lustig gemacht.“
Er nahm ihre Faust, hob sie an die Lippen und drückte einen Kuss auf die Finger ihrer hartnäckig geballten Hand. Dabei lag in seinen Augen ein Versprechen, das ihr Herz wie wild schlagen ließ. „Nicht die ganze Zeit“, flüsterte er rau.
Die Nachtluft war mild, und nur eine leichte Brise regte sich. Sanft dümpelte The Kestrel auf dem Wasser. Hugh hatte es für sicherer gehalten, die Jacht von St. Paul’s Bay zu verlegen, und so waren sie am frühen Abend ein Stück weiter die Küste entlanggesegelt bis zu dieser kleinen, ruhigen Bucht.
Die Jungs waren zum Abendessen an Land gegangen. Natasha konnte den Schein ihres Lagerfeuers am Strand sehen. Einer von ihnen hatte eine Gitarre, und von Zeit zu Zeit drangen ihr Gesang und Gelächter über das Wasser herüber. Die einzigen anderen Geräusche waren das gelegentliche Knarren des Masts und das stetige Klatschen des Wassers gegen den Schiffsrumpf.
Natasha und Hugh hatten draußen zu Abend gegessen, und nun saßen sie auf den Bootskissen in der Plicht und betrachteten die Sterne. „Es ist eine wunderschöne Jacht“, sagte Natasha. „Selbst bei dieser leichten Brise hat man das Gefühl, als würde das Boot jeden Moment abheben und davonfliegen.“
Hugh lächelte voller Besitzerstolz. „Ja, sie ist wirklich eine Schönheit.“
„Und sie gehört dir?“, fragte sie etwas verlegen.
„Ja. Ich war auch an der Konstruktion beteiligt. Und ich hatte den Liegeplatz gekauft.“
„Du sagtest, du seist im Baugewerbe tätig.“
„Richtig, aber jetzt führt mein Bruder diesen Teil des Geschäfts für mich.“ Er lächelte müde. „Schon als kleiner Junge gab es für mich nichts Aufregenderes, als an Booten herumzubasteln. Ich habe zwanzig Jahre gebraucht und verdammt hart gearbeitet, um genug Geld zu verdienen, aber es hat sich gelohnt.“
Natasha war fasziniert von der Äderung im Teakholz des Deckbodens, und spielerisch zog sie eine Linie mit der Fingerspitze nach. „Ich … wünschte, ich hätte es gewusst“, sagte sie. „Lesters Verdacht hatte mich fast schon davon überzeugt, dass du ein Mitgiftjäger seist. Aber so etwas hättest du nicht nötig, oder? Ich meine … es würde für dich kaum etwas ändern …“
„Wohl kaum.“
„Warum hast du es mir nicht gesagt?“, fragte sie ihn und sah ihm in die Augen.
„Vielleicht weil das zu einfach gewesen
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