ROMANA EXKLUSIV Band 0179
Frauenzimmer im Schlepptau hat, kannst du dir das Gerede vorstellen. Die Regenbogenpresse druckt bestimmt lieber einen Artikel über Jon und seine jüngste Eroberung, als sich mit dem eigentlichen Ereignis zu beschäftigen.“
„Und das wäre?“
„Über Luther Styles und die anderen Maler zu berichten und sie der Öffentlichkeit vorzustellen“, rief Victoria ungeduldig. „Wie ich sehe, ist es dir völlig egal, wie viel Arbeit ich in das Projekt gesteckt habe!“
Richard schüttelte den Kopf. „Das stimmt nicht. Ich weiß, dass du hart gearbeitet hast, um die Galerie auf die Beine zu stellen.“ Er zögerte. „Wie wäre es, wenn ich Jon ausdrücklich bitten würde, nicht an der Eröffnungsparty teilzunehmen? Außerdem interessiert er sich sowieso nicht dafür. Da er einen Gast mitbringt, wird er froh sein, deine Einladung ausschlagen zu können.“
Victoria schniefte und schaute zweifelnd zu ihrem Bruder auf. Mit seinen ein Meter neunzig war er beträchtlich größer als sie. Trotz ihrer üppigen Figur war sie sich neben ihm immer zierlich, klein und feminin vorgekommen. Richard war bisher der einzige Mann gewesen, der ihr dieses Gefühl vermittelt hatte. Und da sie wusste, dass sie ihre gesellschaftliche Stellung der Tatsache verdankte, dass ihr Bruder eine einflussreiche Position bekleidete, war sie im Nachhinein froh, dass seine Ehe gescheitert war.
Richards Beziehung zu Daphne war von Anfang an problematisch gewesen. Obwohl Daphne aus einer angesehenen Familie stammte, war sie zu ungestüm und abenteuerlustig, um sich an ein ruhiges Familienleben zu gewöhnen. Sie hatte ständig Abwechslung, Vergnügen und Aufmerksamkeit gesucht. Was Richard ihr nicht geben konnte, hatte sie bei anderen Männern gefunden. Deswegen hat sich Jon auch so entwickelt, überlegte Victoria. Was konnte man anderes erwarten? Schließlich hatten seine Eltern in den ersten zwölf Jahren seines jungen Lebens einen nervenaufreibenden Ehekrieg geführt. Aber Victoria hatte aus den Fehlern ihres Bruders gelernt und nie heiraten wollen. Erst nach Richards Scheidung war sie aus Amerika zurückgekehrt, um ihrem Bruder beizustehen.
Victoria zwang sich zu lächeln und strich Richard liebevoll über die Wange. „Willst du das wirklich tun? Dafür wäre ich dir natürlich sehr dankbar. Du kannst dir nicht vorstellen, wie wichtig es für mich ist, hier in Hamilton eine Galerie aufzumachen. Damit erfüllt sich für mich ein lang gehegter Traum.“
Richard wusste, dass seine Schwester seit ihrer Rückkehr auf die Insel darauf hingearbeitet hatte. Natürlich war sie unter dem Vorwand zurückgekommen, die Rolle zu übernehmen, die Daphne in seinem Leben nie gespielt hatte – sich um Jonathan und den Haushalt zu kümmern. Dennoch hatte er von Anfang an erkannt, dass Victoria eigene Ziele verfolgte. Früher hatte sie sich damit zufriedengegeben, in anderen Galerien zu arbeiten. Aber anscheinend hatte dies sie nicht ausgefüllt.
Kurz nach Richards Heirat war sie nach Amerika gezogen. In den Jahren davor hatte sie die Insel noch nie verlassen, und Ehrgeiz war für sie ein Fremdwort gewesen. Aber Victoria und Daphne waren nie gut miteinander ausgekommen, was ihn nicht überrascht hatte. Daphne konnte wirklich widerwärtig sein. Bei der Erinnerung an seine frühere Ehefrau verzog Richard gequält das Gesicht. Er hatte selbst oft genug unter ihrer Unberechenbarkeit leiden müssen.
Victoria hatte sich eines Tages entschlossen, die Bermudas zu verlassen und zu Freunden nach Long Island zu ziehen. Von dort aus war sie mit Richards tatkräftiger Unterstützung in eine eigene Wohnung in der Upper East Side von Manhattan gezogen. Schnell hatte sie einen Job in einer Galerie gefunden und sich energiegeladen in die Arbeit gestürzt, um so viel wie möglich über den Handel mit Bildern und Kunstobjekten zu lernen.
Es war jedoch ein beachtenswerter Schritt von der Arbeit in einer fremden Galerie bis zur Eröffnung einer eigenen. Vermutlich macht Victoria sich deshalb so große Sorgen wegen der Party, überlegte Richard, während er in seine Anzugjacke schlüpfte. Und da seine Schwester immer da gewesen war, wenn er sie gebraucht hatte, musste er ihr nun helfen, damit die Party ein Erfolg würde. Notfalls musste er Jon gegenüber den strengen Vater spielen. Aber sein Sohn verachtete sowieso die „feine Gesellschaft“ – wie er die Kreise nannte, in denen sein Vater verkehrte.
Wenige Minuten später fuhr Richard los in Richtung Büro. Von seinem Haus
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