ROMANA EXKLUSIV Band 0179
verlieren – ich muss sowieso abhauen. Ich habe schon alles vorbereitet, wollte hier nur noch ein paar Sachen abholen. Und jetzt seid ihr alle da und gebt mir die perfekte Gelegenheit, mit euch abzurechnen, bevor ich verschwinde.“
Natasha wurde nervös. In diesem Augenblick war er so wütend, dass er zu allem imstande war.
„Ich habe viel darüber nachgedacht, dich umzubringen, Garratt.“ Blanker Hass glitzerte in seinen Augen, als er ein Gewehr anlegte und auf Hugh richtete. „Alles, wofür ich in den ganzen Jahren geschuftet habe, hast du mir weggenommen – in einer einzigen Nacht. Aber dich zu erschießen würde viel zu schnell gehen. Ich will, dass du leidest. Deshalb werde ich dir das wegnehmen, was dir am meisten bedeutet.“
Unvermittelt richtete er den Gewehrlauf auf Natasha, und voller Entsetzen sah sie, dass er tatsächlich abdrücken wollte.
„Nein!“ Blitzschnell stieß Hugh sie zur Seite.
„Nein …!“ Natasha fiel nach hinten, ihr Schrei galt Hugh, der nun in der Schusslinie stand.
„Nein …!“
Der Gewehrschuss knallte genau in dem Moment, als Debbie panisch aufschrie und sich auf Lester stürzte, um ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen.
Sekundenlang herrschte absolute Stille, dann fing Debbie an zu schreien.
Natasha, von Hughs Gewicht auf den Boden gedrückt, sah eine Blutlache, die sich scharlachrot auf Debbies rosa Bluse an der Schulter ausbreitete. Lester fluchte heftig und versuchte verzweifelt, sich unter ihr und einem umgekippten Stuhl hervorzukämpfen, als Jurgens, blass, aber entschlossen hereinstürmte und ihm die Flinte aus der Hand riss. Von unten drangen Rufe und Schrittgeräusche herauf, da die Kasinoangestellten, die den Schuss gehört hatten, heraufgerannt kamen, um zu sehen, was passiert war.
Augenblicklich sprang Hugh auf die Füße und zog Natasha hoch. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er, umfasste ihr Gesicht und sah sie besorgt an.
„Ja.“ Sie legte ihm die Arme um den Nacken, schloss die Augen und atmete tief den warmen Moschusduft seiner Haut ein. „Ich dachte, er würde dich umbringen.“
„Ich dachte, er würde dich umbringen“, erwiderte er rau, drückte sie einen Moment ganz fest an sich, bevor er sie freigab und sie sich mit Blicken sagten, dass alles andere bis später Zeit habe.
Natasha wandte ihre Aufmerksamkeit der armen Debbie zu und eilte an ihre Seite. Erleichtert stellte sie fest, dass ihre Verletzung viel schlimmer hätte sein können, obwohl sie aus der Wunde an der Schulter schrecklich blutete. „Du dumme Person!“, tadelte sie sanft, griff nach einem von Lesters Hemden, das auf dem Stuhl lag, und benutzte es, um die Blutung zum Stillstand zu bringen. „Was du getan hast, war verrückt.“
„Ich wollte nicht, dass man ihn ins Gefängnis steckt“, flüsterte Debbie und lehnte sich geschwächt an Natasha. „Wenn er einen von euch umgebracht hätte, hätte er lebenslänglich bekommen. Ich weiß, dass er einige schreckliche Dinge getan hat, aber … ich liebe ihn immer noch.“
Hugh hatte Lester in Sitzposition gebracht, Jurgens das Gewehr abgenommen und sah nun so aus, als wäre er bereit, es, wenn nötig, selbst zu gebrauchen. Lester sah Debbie an und wirkte fast ebenso geschockt wie sie. „Debbie …? Es … es tut mir leid …“, brachte er stockend hervor und streckte unsicher die Hand aus, um ihren Arm zu berühren.
„Oh Lester …! Du Narr.“ Sie brach in Tränen aus.
„Jurgens, du solltest besser den Krankenwagen rufen – und die Polizei“, sagte Hugh mit grimmiger Miene. „Und sag ihnen, sie sollen sich beeilen.“
Einige Stunden später, nachdem Debbie von der Ambulanz und Lester von der Polizei abgeholt worden waren, hatten sie dem aufgeregten Kasinopersonal Bericht erstatten und die Leute beruhigen müssen. Der Mond stand hoch am Himmel, als sie aus dem Taxi stiegen, das sie vom Kasino zu der abgelegenen kleinen Bucht gebracht hatte, wo The Kestrel ruhig vor Anker lag.
Natasha blieb einen Moment stehen und blickte zu der silbernen Mondsichel hinauf, während Hugh das Taxi bezahlte. Dann stand er hinter ihr, legte ihr den Arm um die Taille und lächelte auf sie herab. „Woran denkst du gerade?“, fragte er leise.
„Oh … nur daran, dass der Mond in der Nacht, als du nach Spaniard’s Cove gekommen bist, genauso ausgesehen hat wie jetzt, nur stand die Sichel andersherum. Ich kann es nicht glauben, was in dieser kurzen Zeit alles passiert ist.“
„Das stimmt. Aber jetzt können wir
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