ROMANA EXKLUSIV Band 0179
hätte sie ihn am liebsten mit diesem verdammten Ding zurückgeschickt und sich später ein Taxi genommen.
Sie betraten das Kasino durch den Hintereingang, begrüßten kurz das Küchenpersonal, das verständlicherweise überrascht war, sie hier zu sehen. Mit Jurgens als ihrem gewissenhaften Schatten eilte sie geradewegs die Stufen zum Apartment hinauf. Debbie wartete noch auf sie. Aufgeregt und blass schritt sie auf und ab.
Natasha hatte lange überlegt, wie sie Debbie alles erklären sollte. Am Ende hatte sie beschlossen, ihr einfach die ganze Geschichte zu erzählen. „Setz dich, Debbie“, sagte sie. „Was ich dir zu sagen habe, wird dich aufregen.“
Sie hatte nicht übertrieben. Debbies blaue Augen wurden groß vor Schreck bei jeder neuen Enthüllung, und bald schimmerten Tränen darin. „Oh, der arme Junge!“, flüsterte sie, als Natasha beschrieb, was mit Hughs Neffen passiert war. „Aber Tony de Santo? Warum sollte er ihm Geld schulden? Igitt – wenn ich an ihn denke, krieg ich eine Gänsehaut.“
„Ich auch“, fügte Natasha scharf hinzu. „Tatsache ist, wenn Lester mit diesen Leuten zu tun hat, könnte er großen Ärger bekommen – entweder mit ihnen oder mit dem Gesetz, je nachdem, was ihn zuerst einholt.“
„Und du glaubst, in dem Tresor könnte etwas sein, das damit zu tun hat?“
„Ich weiß es nicht, aber ich denke schon.“ Besorgt beobachtete sie, wie Debbie diese Information verarbeitete.
„Ich will nicht, dass man ihn ins Gefängnis steckt.“
„So weit muss es nicht kommen“, wandte Natasha ein. „Er könnte straffrei ausgehen, wenn er gegen sie aussagt.“
„Aber das könnte gefährlich werden“, meinte Debbie.
„In einer ziemlich gefährlichen Situation ist er jetzt schon“, stellte Natasha fest. „Mit solchen Typen hat man besser nichts zu tun.“
„Oh nein …“ Debbie schüttelte den Kopf und verschränkte die Finger auf dem Schoß. „Wie konnte er nur so dumm sein?“
„Sieh mal, ich weiß, es ist nicht einfach für dich, aber zeigst du mir, wo dieser Tresor ist?“
Debbie zögerte, dann nickte sie widerwillig. „Ich … denke, es ist nur zum Guten.“ Sie stand auf und ging voraus in Lesters Zimmer. „Er ist hinten im Schrank, hinter den Schubladen.“ Sie zeigte darauf. „Aber ich kenne die Kombination nicht.“
Es war ein Einbaukleiderschrank, der sich an einer Wand entlangzog und im Innern mit Regalen und Schubladen ausgestattet war. Natasha öffnete die Tür, auf die Debbie gezeigt hatte, und kniete sich auf den Boden, um die Schubladen vorsichtig herauszuziehen und sie neben sich aufzustapeln. Dahinter war eine harmlos aussehende Rückwand.
„Bist du sicher, dass es die ist?“, fragte sie.
Debbie nickte stumm. Dann sagte sie: „Er hatte so eine Art Schlüssel, keinen richtigen, nur ein Stück verbogenen Draht.“
Jurgens kam herüber, um in den Schrank zu sehen. „Sie meint einen Dietrich“, sagte er, schob die Hand in die Hosentasche und zog ein beeindruckend langes Taschenmesser heraus. Rasch sortierte er die einzelnen Zubehörteile durch, bis er etwas gefunden hatte, das wie ein Stück verbogener Draht aussah, und langte in den Hohlraum. Nachdem er kurz herumprobiert hatte, lächelte er triumphierend, setzte sich zurück auf die Fersen und zog die Rückwand heraus. „Na bitte …!“
„Jurgens, du bist fantastisch!“, rief Natasha erfreut aus.
Der junge Mann wurde tiefrot. „Ach, wissen Sie …“
Natasha blickte wieder in den Schrank. Darin befand sich ein Tresor – nicht sehr groß, aber bestimmt groß genug für gewisse Dokumente. Sie nickte, setzte sich auf den Bettrand und runzelte, tief in Gedanken versunken, die Stirn. Lester würde die Kombination für den Safe im Wohnzimmer nicht auch hier verwendet haben. Also, welche anderen Zahlen waren für ihn von Bedeutung?
Während sie sich im Zimmer umsah, so als suchte sie nach einer Eingebung, fiel ihr Blick auf das Telefon neben dem Bett. Es hatte einen Tastenblock, auf dem sowohl Zahlen als auch Buchstaben angegeben waren. Weshalb sollte Lester sich so einen Apparat zulegen, wenn nicht …? Rasch kniete sie sich wieder vor den Tresor. „Debbie, welche Zahl steht für den Buchstaben L?“, fragte sie ganz aufgeregt.
Verwundert sah Debbie auf das Telefon. „Es ist die Vier.“
Natasha drehte das Kombinationsrad auf Vier. „Und für E?“
Nachdem sie auch den Zahlenwert der übrigen Buchstaben von Lesters Namen eingestellt hatte, betätigte sie den Griff – und mit
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