ROMANA EXKLUSIV Band 0179
loszulassen, und der Blick seiner rauchgrauen Augen sagte ihr alles, was ihr Herz wissen musste. „In einem Paradies – und habe einen Engel ganz für mich allein.“
– ENDE –
Robyn Donald
EIN PARADIES DER LEIDENSCHAFT
1. KAPITEL
Gerry Dacre wurde bewusst, dass sie das merkwürdige Geräusch bereits zwei Mal zuvor gehört hatte. Während sie auf dem Bett saß und sich das nasse schwarze Haar aus dem Gesicht kämmte, fiel ihr ein, dass sie den schwachen Klagelaut schon vor dem Duschen bemerkt hatte, und dann erneut, als sie über den Korridor ging.
Stirnrunzelnd stand sie auf und ging zum Fenster, um die Vorhänge zu öffnen. Obwohl es bereits nach sieben war, wetteiferte das Licht der Straßenlampen immer noch mit der über Neuseeland nur langsam einsetzenden Morgendämmerung. Gerry strengte die Augen an und entdeckte auf dem nassen Gras vor der hohen Geißblatthecke etwas, das wie ein Bündel aussah.
Wieder ertönte der wimmernde Laut, und Gerry beobachtete entsetzt, dass sich das Paket im dunklen Gras schwach bewegte.
„Ein Katzenkind!“, war alles, was sie denken konnte. Sie stürzte zur Haustür.
Oder ein Welpe. Nach Kätzchen klang das Geräusch eigentlich nicht. Eilig rannte sie über die Holzstufen der Veranda und das feuchte Gras hinüber zu dem Bündel.
Es war kein Katzenjunges. Und auch kein Welpe. Schwach wimmernd bewegte sich dort ein Baby, das in eine karierte Decke gehüllt war. Mit den kleinen Fäusten und Armen hatte es sich freigeboxt, und sein knittriges Gesichtchen sah verfroren aus. Die winzigen Fingerchen waren eiskalt. Das Kleine wirkte herzzerreißend hilflos und verletzlich, es schien eben erst geboren worden zu sein.
„Um Himmels willen!“ Gerry nahm das zarte Wesen mitsamt seiner Verpackung auf, es wimmerte erneut. „Schon gut“, redete Gerry beruhigend auf das Baby ein. „Komm, ich bringe dich ins Warme.“
Vorsichtig trug sie das Baby ins Haus. Sie ging direkt in die Küche, wo es zu dieser Tageszeit in der alten Kaurivilla am wärmsten war. Nachdem Gerry das Bündel auf den Tisch gelegt hatte, hastete sie in die Wäschekammer, um ihren besten Kaschmirpulli und ein Handtuch zu holen.
„Ich bringe dich zur Polizei, sobald dir wieder warm ist“, versprach Gerry dem Baby. Dann brachte sie es zur Sitzbank hinüber. Das Kleine gab erneut einen spitzen Klagelaut von sich.
Leise Worte murmelnd, wickelte Gerry das zappelnde Wesen aus. Es war ein Mädchen, und der Nabelschnur nach zu urteilen, konnte es höchstens zwei Tage alt sein.
„Ich muss dir etwas als Windel besorgen“, sagte Gerry liebevoll, während sie den unterkühlten kleinen Körper an ihre Brust drückte, um ihn dann in den Kaschmirpulli und das warme Handtuch zu hüllen. „Möchte wissen, wie lange du schon dort gelegen hast, mein Schatz. Viel zu lange für einen kalten Wintermorgen. Ich hoffe nur, deine Mutter hat dich gefüttert, ehe sie dich … Nein, nicht weinen, mein Herz, bitte nicht …“
Gerry wiegte das Kind in den Armen und sprach erneut tröstende Worte. Sollte sie das Baby baden, oder könnte es sich dadurch weiter verkühlen? Prüfend legte sie die Wange an seinen Kopf und stellte erleichtert fest, dass er sich etwas wärmer anfühlte.
Die Haustür ging auf. „Hallo, ich bin’s!“, rief ihre Mitbewohnerin.
Zwei Personen näherten sich über den Korridor. Gerry hörte das Klappern von Caras hohen Absätzen und daneben lange Schritte.
Es geht mich nichts an, ob Cara die Nacht mit einem Mann verbracht hat, sie ist alt genug, dachte Gerry und drückte das Baby sanft an sich, um seinen Rücken zu streicheln.
Cara erschien an der Tür. Sie hatte das rote Haar zurückgestrichen und riss ungläubig die Augen auf. „Was ist denn hier los, Gerry?“
Gerry stützte den Kopf des Babys, der mit dunklem Haarflaum bedeckt war. „Jemand hat es vorn auf dem Rasen ausgesetzt.“
„Haben Sie die Polizei verständigt?“, fragte eine dunkle Männerstimme, die Gerry aufmerken ließ.
Prüfend sah sie den Mann an, der Cara in den Raum folgte.
Eigentlich nicht Caras Typ, überlegte sie, und bekam plötzlich Magenflattern. Ihre Mitbewohnerin bevorzugte gut aussehende Fernsehschauspieler und Medienleute. Doch dieser Mann war alles andere als ein Schönling. Seine markanten Gesichtszüge strahlten Härte aus, und es schien, als hätte er sich sein Leben lang mit dem Abschaum der Gesellschaft herumgeschlagen. Sein Ton war scharf und ließ erahnen, dass er es gewohnt war, Befehle zu erteilen, die
Weitere Kostenlose Bücher