ROMANA EXKLUSIV Band 0179
hervor. „Wie konnte er nur so dumm sein, eine so offensichtliche Nummer zu verwenden?“
„Sei froh, dass er so dumm ist“, erwiderte Hugh mit trockenem Humor. „Und jetzt lass uns sehen, ob sich die Mühe gelohnt hat.“
Sie kniete sich neben ihn und blickte in den Safe. Zu ihrer Enttäuschung war er, bis auf die Papiere, die Lester damals durchgesehen hatte, fast leer. Hugh nahm die Unterlagen vorsichtig heraus, legte sie auf den Boden und begann, sie sich der Reihe nach anzusehen.
„Rechnungen, Quittungen, Steuerbescheide … Nichts Ungewöhnliches. Das ist so ziemlich alles – bis auf das hier.“ Lesters große Lederaktentasche lag im obersten Fach. Hugh hob sie vorsichtig heraus und öffnete sie – sie war leer und noch nicht einmal abgeschlossen. „Nichts. Obwohl – es ist ein bisschen merkwürdig, eine Aktentasche im Safe aufzubewahren“, dachte er laut und runzelte die Stirn.
„Es ist die, die er immer benutzt, wenn er nach Miami fährt“, fügte Natasha hinzu.
„Hm …“ Hugh nahm die Aktentasche und sah sie sich von der Seite an, dann stellte er sie ab und tastete vorsichtig den inneren Boden ab. „Ist dir irgendetwas aufgefallen?“, fragte er.
„Nun, eigentlich nicht, aber …“
„Ah …!“ Mit einer Handbewegung hob er den Boden der Tasche heraus. „Nun, wozu nimmt er eine Tasche mit doppeltem Boden mit nach Miami?“, überlegte er laut.
„Um zu schmuggeln?“, vermutete Natasha.
„Könnte sein … Aber was? Keine Drogen – das wäre viel zu riskant.“ Er griff in den Safe und zog von ganz hinten ein viereckiges dunkelblaues Stück Samt hervor.
„Sieht aus wie der Stoff, in den man Diamanten verpackt“, sagte Natasha, nahm ihn Hugh aus der Hand und drehte ihn zwischen den Fingern. „Glaubst du, dass er so die Geldwäsche für Tony betreibt? Indem er Diamanten aufkauft?“
„Möglich“, antwortete Hugh. „Sie sind die beste Kapitalanlage für jeden, der nicht viele Fragen beantworten will. Sehr gut zu verkaufen, sehr gut zu transportieren und so gut wie unauffindbar. Leider, so interessant das Ganze auch ist, liefert es uns keine Beweise.“ Frustriert betrachtete er die Beute. „Wir brauchen aber etwas, das ihn in direkten Zusammenhang mit diesen Typen in Miami bringt. Dokumente über finanzielle Transaktionen, ein Notizbuch …“
„So etwas scheint es hier nicht zu geben“, meinte sie. „Das ist alles.“
Hugh nickte. „Mehr werden wir wohl auch nicht finden. Also können wir das Zeug wieder hineinlegen. Vorsichtig“, fügte er hinzu, als sie eine Handvoll Papiere aufnahm. „Leg alles genau so hinein, wie es vorher war. Er darf nicht merken, dass es durcheinandergebracht worden ist.“
„Ich bezweifle, dass er es jemals bemerken wird.“
„Unterschätz ihn nicht“, warnte er sie. „Er könnte gefährlich werden.“
Natasha hätte beinahe gelacht. „Gefährlich? Lester? Red keinen Unsinn. Aber wenn es dich beruhigt, sehe ich noch mal nach ihm.“
Er nickte. „Tu das.“
Sie stand auf und ging leise den Gang entlang bis zu Lesters Tür. Das Schnarchen war nicht mehr so laut, aber immer noch tief und regelmäßig.
Lester, gefährlich? Ausgerechnet Hugh musste das sagen. Lester mochte dumm und habgierig sein, aber sie wusste, wie man mit ihm umging. Hugh Garratt selbst war gefährlich. Und sie konnte es sich nicht leisten, das zu vergessen. Keinen Augenblick.
6. KAPITEL
Das Wohnzimmer lag in völliger Dunkelheit, als Natasha zurückschlich und die Tür öffnete. „Hugh?“, flüsterte sie angespannt.
„Hier.“
Die Stimme kam von dicht neben ihr. Rasch wich sie einen Schritt zurück und atmete scharf ein. „Ich … wir sollten besser von hier verschwinden. Ich zeige dir den Weg und schließe die Tür hinter dir ab.“
„In Ordnung.“
Sie konnte ihn nicht sehen, aber sie hörte ihn atmen und roch den Moschusduft seiner Haut. Er war dicht hinter ihr, während sie sich vorsichtig durch den kurzen Gang bewegte, eine Hand an der Wand, um sich zu orientieren, bis sie die Eingangstür fand und sie öffnete.
„Hier entlang“, flüsterte sie. Jetzt konnte sie wenigstens Umrisse erkennen in dem schwachen Lichtschimmer, der vom hinteren Ende des unteren Korridors herauffiel.
Hugh folgte ihr lautlos, als sie die Treppe hinunterhuschte und durch die verlassene Küche eilte. Sie erreichten die Hintertür, und Natasha blieb stehen, um in ihrer Tasche nach dem Schlüssel zu suchen. Sie fand das Schloss, stieß die Tür auf und atmete die
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