ROMANA EXKLUSIV BAND 231
gedauert, bis sie sich halbwegs wieder davon erholt hatte.
Sie schlief zwar weiterhin mit Jay in einem Bett, doch ertrug sie es nicht mehr, wenn er sich ihr näherte. Dann gab es den Abend, an dem er nicht nach Hause gekommen war. Er hatte lange auf der Werft zu tun, aber Beth kam es doch seltsam vor, dass er um kurz vor Mitternacht immer noch nicht zurück war.
Kurz entschlossen hatte sie den Wagen genommen und war zur Firma gefahren. Leise hatte sie den Betrieb betreten und war zu seinem Büro gegangen. Natürlich hatte sie gehofft, ihn allein anzutreffen, doch da war sie ganz schön naiv gewesen.
Lisa saß auf dem Schreibtisch, und Beth musste mit ansehen, wie sie sich vorbeugte, um Jay lange und leidenschaftlich zu küssen. Elizabeth hatte einen Augenblick lang wie erstarrt auf der Türschwelle gestanden, dann hatte sie sich umgedreht und war ebenso leise wieder gegangen, wie sie gekommen war. Sie fühlte sich unglaublich erniedrigt. Ihr blieb jetzt nichts anderes übrig, als Jay zu verlassen. Auch wenn es die schwierigste Entscheidung war, die sie jemals in ihrem Leben zu treffen hatte.
Auf einmal hörte sie, wie unten die Haustür zugeschlagen wurde. Es war erst sechs Uhr, so früh war Jay früher nie von der Arbeit gekommen. Rasch hängte Elizabeth die Kleider zurück in den Schrank und ging nach unten, wo sie auf May traf.
„Elizabeth“, rief die Haushälterin fröhlich aus. „Sie sehen ja besser aus denn je.“
„Hallo, May!“
Die beiden Frauen umarmten sich.
„Aber sagen Sie mal, Elizabeth, was ist denn mit Ihnen?“, fragte May und hielt sie auf Armeslänge von sich. „Sie sind ja viel zu dünn geworden. Haben Sie nicht vernünftig gegessen in London?“
„Niemand macht so gutes Essen wie Sie“, erwiderte Elizabeth freundlich.
„Und heute Abend bereite ich ein ganz besonderes Mahl.“
„Das ist nett von Ihnen. Ich habe gehört, dass Sie Großmutter geworden sind.“
„Ja, ich habe einen Enkel, Paul, er ist gerade mal drei Monate alt. Und Erica ist wieder schwanger. Wir sind alle ganz schrecklich aufgeregt.“
„Das sind ja gute Neuigkeiten.“
„Ja, und ich bin sehr glücklich. Aber Sie haben mir sehr gefehlt.“
„Ich habe mich auch hierher gesehnt“, entgegnete Beth, doch auf einmal hörte sie Jay sagen:
„Und trotzdem wolltest du im Hotel übernachten. Aber ich hoffe, du siehst jetzt ein, dass das einfach unmöglich ist. May würde dir das niemals verzeihen.“
„Ich möchte sie auf keinen Fall enttäuschen“, sagte Beth leise, da May sich auf den Weg in die Küche gemacht hatte. „Es ist schon das zweite Mal, dass du mich heute so überraschst“, fuhr sie fort. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du so früh nach Hause kommst.“
„Ich denke, es gibt noch einige Themen, die wir besprechen sollten“, erklärte er und musterte Elizabeth von Kopf bis Fuß. „Du siehst hervorragend aus.“
„Danke!“ Verlegen senkte Elizabeth den Blick. Immer wieder machte es sie nervös, wenn er sie so anschaute. Dabei hatte sie ja Lust darauf, in seinen Augen anziehend und attraktiv zu sein, doch gleichzeitig wollte sie nicht den Eindruck machen, sich besonders für ihn herauszuputzen.
„May hat sich kein bisschen geändert“, sagte sie, um das Thema zu wechseln.
„Nein. Ich wüsste wirklich nicht, was ich ohne sie tun sollte.“
Damit schien das Thema beendet, doch suchte Elizabeth verzweifelt nach den passenden Worten.
„Früher hast du nie so früh aufgehört mit der Arbeit.“
„Habe ich schon, aber selten.“
Elizabeth wusste genau, worauf er anspielte. Sie spürte, wie ihr Herzschlag schneller ging. Es gelang ihr kaum, sich seinem Charme zu entziehen. Schließlich wandte sie sich ab, als er fragte:
„Möchtest du einen Aperitif? Du hast doch früher gern mal einen Rum getrunken.“
„Du hast ein gutes Gedächtnis.“
„Mit viel Eis, wenn ich mich nicht täusche.“
„Richtig.“
„Ist es nicht komisch, wie wir miteinander umgehen?“, fragte er auf einmal. „Wenn jemand uns so sähe, würde er nie auf die Idee kommen, dass es nicht einmal ein Jahr her ist, dass du mich verlassen hast.“
Er trat auf sie zu und reichte ihr ein Glas. Dabei berührten sich ihre Finger leicht. Beth zuckte zurück und nahm einen Schluck, um sich zu beruhigen, doch gelang es ihr nicht recht, sich ein gelassenes Aussehen zu geben. Jay schaute sie aufmerksam an. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
„Natürlich, was soll denn sein?“ Er strich ihr sanft über die
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