Romana Extra Band 1
„Apropos Teamwork“, sagte er, als er das Glas auf den Tisch stellte. „Ich muss noch eine Sache erledigen, bei der du mich bestimmt bestens beraten kannst.“
„Worum geht es?“
„Ich muss ein Geschenk für meinen Neffen Freddie kaufen. Er ist zweieinhalb und hat an allem Spaß, was mit Tieren zu tun hat. Hast du irgendeine Idee?“
„Mit so kleinen Kindern kenne ich mich nicht gut aus. Doch erzähl mir mal, was er gerne macht.“
Mark lächelte und nahm sein Smartphone aus der Hosentasche. „Ich kann dir einen ziemlich lebendigen Eindruck von ihm vermitteln. Hier habe ich ein Video von ihm und seinem fünfjährigen Bruder Charles“, sagte er, während er mit seinem Stuhl dicht an sie heranrutschte. „Die beiden sind echte Lausebengel.“
In ihrem ärmellosen Top und ihrer dünnen Caprihose spürte Lexi deutlich die Nähe seines Körpers. Außerdem atmete sie den herben Duft seines exklusiven Aftershaves ein. Sie musste sich sehr zusammenreißen, um sich auf den Bildschirm zu konzentrieren.
Darauf sah sie Mark in Shorts und T-Shirt mit zwei niedlichen Jungen am Strand. Gerade half er dem kleineren, Sand in einen Eimer zu schaufeln, während der größere fröhlich um sie herumhüpfte. Alle drei lachten und sangen Kinderreime. Zweifellos waren sie glücklich und hatten richtig viel Spaß.
Mark war ein erstaunlicher Mann. Er hatte sich einfach Zeit genommen, um sich mit seinen Neffen am Strand zu vergnügen. Lexi wurde das Herz schwer. Wann hatte sie je etwas Ähnliches getan?
Wann hatte sie versucht, Zeit mit den zukünftigen Stiefenkeln ihrer Mutter zu verbringen? Oder mit den Kindern ihrer Freunde? Noch nie. Sie hatte sich einen Job ausgesucht, in dem die einzigen Kinder, die sie kennenlernte, die ihrer Klienten waren.
Marks Video machte ihr plötzlich die Wahrheit über sich und ihr Leben bewusst. Sie hatte sich eingeredet, sie wäre noch nicht bereit, allein ein Kind zu adoptieren, angesichts dessen, was ihre Mutter hatte bewältigen müssen. Aber das stimmte nicht ganz. In Wahrheit war sie ein Feigling. Sie hatte zu viel Angst davor, es allein zu tun. Sie hatte zu viel Angst davor, das Risiko einzugehen.
„Vermutlich ist es das Beste, mich auf Gedeih und Verderb den Verkäuferinnen in den Geschäften auszuliefern“, sagte Mark lächelnd, während sie den Aufruhr in ihrem Innern bekämpfte.
Lexi sah in seine Augen, in denen sich die Liebe zu den beiden Jungen spiegelte. Wie leicht wäre es jetzt, sich zu ihm zu beugen und ihn zu küssen, wie er sie unter dem Sternenhimmel geküsst hatte. Ihn immer weiter zu küssen und dadurch die harte Realität auszublenden, dass ihr Leben ziemlich leer war.
Nein, das ist eine schlechte Idee, rief sie sich zur Vernunft. Eine sehr schlechte Idee. Sie würde höchstwahrscheinlich weder ihm noch einem anderen Mann Kinder schenken können. Daran konnte sie nichts ändern.
Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass alles über ihr zusammenbrach. Sie musste dringend weg von Mark. „Ja, das halte ich auch für das Beste. Und ich mache inzwischen einen Spaziergang und treffe dich dann wieder hier.“ Im Aufstehen schob sie die Sandaletten in ihre Umhängetasche, winkte Mark kurz zu und schritt rasch davon, bevor er noch etwas erwidern konnte.
Rasch lief sie am Fischereihafen entlang und auf den Handelshafen zu. Sie ließ den Blick über die kleinen weiß gestrichenen Boote schweifen, die auf dem Wasser schaukelten. Schließlich setzte sie sich auf eine Bank unter einer Platane und versuchte, sich zu entspannen.
Nicht weit von ihr entfernt nahm ein Tragflächenboot gerade Passagiere auf. Wenn du an Bord gehst und nach Korfu zurückfährst, brauchst du Mark nicht wiederzusehen, schoss es ihr durch den Kopf. Sie müsste sich lediglich ein Ticket kaufen und wäre weg, bevor er es auch nur ahnte. Sie könnte ihn, die Biografie und alles, was damit zusammenhing, hinter sich lassen.
„Sei nicht albern und hör auf, dir etwas vorzumachen“, sagte sie leise zu sich. Um sie herum herrschte reges Treiben. Kinder lachten, und Geschäftsmänner in Anzügen eilten vorüber, um an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.
Plötzlich fühlte sich Lexi so einsam, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Nach diversen unruhigen Nächten und anstrengenden Tagen bist du einfach übermüdet, sprach sie sich innerlich Mut zu. Sobald sie zurück in London war und in der Nähe ihrer Mutter, würde es ihr wieder gut gehen.
Wirklich? Tränen traten ihr in die Augen. Ihre Mutter hatte einen
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