Romana Extra Band 1
öffnete nahezu lautlos die Terrassentür und trat nach draußen. Sie ging um die Hausecke herum, wo auch die Solarleuchten kein Licht mehr verbreiteten, lehnte sich gegen die Mauer und schaute nach oben.
Wie herrlich. Der Himmel über den Bäumen war wolkenlos, und die Sterne funkelten prächtig. Lexi erkannte sogar einige Sternbilder, auch wenn sie hier ein wenig anders ausschauten als in England. Ohne sich dessen bewusst zu sein, seufzte sie zufrieden.
„Der Himmel sieht fantastisch aus, nicht wahr?“
Mark hatte sie zu Tode erschreckt. Lexi blickte in die Richtung, aus der seine Stimme gekommen war. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckte sie ihn ausgestreckt im Liegestuhl.
„Wenn das keine Überraschung ist“, sagte sie so fröhlich wie möglich, während ihr Herz klopfte wie verrückt. „Der berühmte Geschäftsmann Mark Belmont ist ein heimlicher Sterngucker. Die Liste der verborgenen Vorlieben wird immer länger.“
Mark lachte. „Schuldig im Sinne der Anklage. Und zwar bereits seit früher Jugend und sehr zum Amüsement meiner Leute. Ich hatte sogar ein Teleskop. Wie ist es bei dir gewesen? Gibt es in deiner Familie eine lange Tradition in puncto Himmelserforschung?“
„Es ist lediglich eines meiner vielen Talente.“ Schon wollte sie eine abschätzige und witzige Bemerkung machen, als ihr bewusst wurde, wie entspannt er klang. Sie bekämpfte den Drang, sarkastisch zu sein, während sie zu ihm ging und es sich neben ihm auf einer gut gepolsterten Liege bequem machte. „Ja, hier lässt es sich aushalten.“
Ein paar Minuten lang herrschte Schweigen. Einzig das Zirpen der Zikaden unterbrach die Stille. Es war so ruhig, dass Lexi erschrocken hochfuhr, als sie ein seltsames Schreien hörte.
„Was war das?“, fragte sie leise.
„Eine Eule. Sie nisten in den Bäumen“, erwiderte Mark. „Erzähl mir mehr über deine Vorliebe, die Sterne zu beobachten.“
Lexi wusste, dass er lächelte, denn seine Stimme hatte sehr warm geklungen. „Die Sterne haben mich schon immer fasziniert.“ Sie streckte sich wieder aus. „Ich erinnere mich noch, als uns ein Lehrer in der Schule erklärt hat, dass jeder Stern eine Sonne sei und vermutlich von einem Mond und Planeten umkreist werde.“
Lexi lachte. „Er hatte keine Ahnung, was er damit ausgelöst hat. Ich habe meine arme Mutter an kalten Winterabenden in den Garten unseres kleinen Hauses in London gezerrt, damit wir zusammen den Himmel betrachten. Einmal habe ich sie gefragt, ob auf den Planeten rings um die Sterne Menschen leben und jetzt zu uns hinunterschauen würden.“
„Was hat sie geantwortet?“
„Sie hat gesagt, dass es wahrscheinlich Geschöpfe und vielleicht sogar intelligente Wesen auf den Planeten gibt. Dass wir die allerdings nicht sehen können, weil sie so weit weg sind und ihr Licht uns noch nicht erreicht hat. Was mich völlig verwirrt hat. Meine Mum ist echt clever.“ Zumindest meistens. Bei der Wahl ihres ersten Ehemanns hatte sie jedoch eine katastrophale Fehlentscheidung getroffen.
„Wohnst du noch bei ihr? In eurem kleinen Haus in London?“
„Nein, ich bin vor einigen Monaten ausgezogen. Aber wir leben noch im selben Stadtteil. Ich bin oft im Ausland, doch alle paar Wochen treffen wir uns, um uns wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Außerdem telefonieren wir häufig. Es funktioniert prima. Vor Kurzem hat sie sich verlobt, und die Hochzeit soll auch bald sein.“ Lexi schwieg unvermittelt. Die Unterhaltung wurde ziemlich persönlich, und das Thema war für Mark nicht gerade geeignet. „Was ist mit dir? Wie und wo wohnst du in London?“
„In dem Penthouse des Bürogebäudes, in dem meine Geschäftsräume liegen. Das ist sehr praktisch für mich. Ich bin Single und sehr beschäftigt. Außerdem habe ich von meiner Terrasse eine sensationelle Aussicht auf die Metropole. Was die Sterne betrifft, ist sie weniger sensationell.“
„Es muss herrlich sein, diese Villa zu besitzen, in der man den Nachthimmel betrachten kann. Das ist der Traum eines jeden Schriftstellers – einen ruhigen und abgelegenen Zufluchtsort zu haben, an dem man sich ganz darauf konzentrieren kann, kreativ zu sein.“ Verflixt, warum hatte sie das gesagt? Am Ende glaubte er noch, sie wäre auf eine Einladung aus.
„Ja, hier ist es zauberhaft. Aber die meiste Zeit im Jahr ist das Anwesen verwaist. Die Einzigen, die einen Nutzen davon haben, sind die Katzen und meine Haushälterin. Wir haben zu viel zu tun, um einfach
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