Romana Extra Band 2
Charlene. Wer hätte gedacht, dass wir uns hier treffen würden?“
„Warum überrascht dich das so sehr? Ich habe dich zwanzig Mal angerufen und dir dauernd Nachrichten geschickt.“
„Mein Handy ist leider kaputt. Aber das ist ja auch egal. Schön, dich zu sehen. Was bringt dich nach Los Angeles? Wolltest du Travis besuchen? Ich habe gehört, dass du eine alte Freundin von ihm bist. Okay, ich komme ja schon. “
Die letzten Worte waren an Penny gerichtet, die in der Tür stand und ihm zuwinkte. Offensichtlich wollte sie ihn zum Mittagessen abholen.
„Eine alte, sehr gute Freundin von mir“, sagte Travis, der offensichtlich alles mitgehört hatte, und lächelte Charlene charmant an. „Wollen wir los?“
Er reichte ihr seine Hand und zog sie hoch. Sie leistete keinen Widerstand – im Gegenteil, sie war froh über seine Unterstützung. Mit einem nichtssagenden Lächeln verabschiedete Lee sich von ihr und ging hinüber zu Penny.
Wie betäubt ließ Charlene sich von Travis in die Studiokantine führen.
„Danke“, stieß sie hervor, als er ihr einen Stuhl zurechtrückte. „Sie haben mich davor bewahrt, mich komplett lächerlich zu machen.“
„Unsinn, das dürfen Sie nicht einmal denken!“
„Immerhin bin ich einem Mann bis nach Los Angeles gefolgt, der sich offensichtlich überhaupt nicht für mich interessiert.“
Travis sah sie bedeutungsvoll an. „Kann schon sein. Aber das hat niemanden zu interessieren. Vergessen Sie nicht, wo wir sind. Lächeln Sie mich an, unterhalten Sie sich angeregt mit mir. Ja, das ist schon viel besser so!“
Charlene zwang sich dazu, einen unbekümmerten Eindruck zu machen. Aber ihr war nicht entgangen, dass Lee und Penny an einem Tisch in der Nähe saßen.
Travis hielt es für angeraten, das Thema zu wechseln.
„Sie sind also ein Finanzgenie“, stellte er fest.
Charlene zog ein Gesicht. „Irgendwann dachte ich das auch einmal. Aber ich glaube, ich habe mich geirrt.“
„Unsinn, ich bewundere jeden, der gut mit Zahlen ist. Auf diesem Gebiet bin ich nämlich ein hoffnungsloser Fall.“
„Nun, auch wenn man sich mit Zahlen auskennt, wird man deshalb nicht automatisch befördert. Das habe ich bei meinem letzten Job erfahren müssen. Nach über zehn Jahren in der Bank haben sie mir eine jüngere Mitarbeiterin vor die Nase gesetzt, deren Qualifikation hauptsächlich daraus bestand, dass sie mit unserem Chef ein Verhältnis hatte.“
„Und?“ Er sah sie gespannt an.
„Ich fand das Ganze so unmöglich, dass ich unter lautstarkem Protest gekündigt habe. Man hat mir erzählt, das Gebäude habe gebebt, als ich gegangen bin.“
„Wirklich? Sie wirken doch gar nicht gewalttätig!“
Nein, Charlene sah eher aus wie das Muster einer korrekten, seriösen, zuverlässigen Frau. Niemand würde auf die Idee kommen, dass sie zu Wutausbrüchen neigte.
Sie lachte. „Um ehrlich zu sein, hat es mich selbst überrascht. Direkt danach habe ich es bereut, aber da war es schon zu spät.“
„Was mich interessieren würde – wenn Sie arbeitslos sind, wer hat dann für Ihre Reise bezahlt?“
„Meine Großeltern. Nach dem Tod meiner Eltern bin ich bei ihnen aufgewachsen. Zurzeit sind sie gerade in Afrika auf Safari. Ursprünglich sollte ich sie begleiten, aber ich wollte lieber nach Los Angeles fliegen.“
„Um Lee ausfindig zu machen?“
„Ja.“
„Wo wohnen Sie hier?“
„Im Howley. Warum? Kennen Sie das Hotel?“
„Nein, aber ich kenne die Gegend. Ganz schön deprimierend. Wenn ich Sie wäre, würde ich mir etwas anderes suchen.“
Charlene blieb stumm, und Travis verfluchte sich für seine Taktlosigkeit. Bestimmt hatte sie nicht genug Geld für ein besseres Hotel.
Er ergriff ihre Hand und sagte nachdrücklich: „Charlene, hören Sie mir zu. Sie dürfen jetzt nichts Unüberlegtes tun, das ist nicht …“
„Oh, was für eine reizende Überraschung!“
Ein etwa vierzigjähriger Mann war plötzlich hinter Travis aufgetaucht und strahlte die beiden an. Sein breites Lächeln wirkte ein bisschen aufgesetzt.
„Hallo, Denzil“, sagte Travis und schüttelte ihm die Hand. „Charlene, das ist Denzil Raines, mein Boss.“
„Ach, vergiss das mit dem Boss“, sagte der Produzent jovial. „Wir sind doch alle Freunde hier. Sie sind also Charlene. Ob Sie es glauben oder nicht, ich habe bereits von Ihnen gehört. Schön, Sie kennenzulernen. Hoffentlich haben Sie eine gute Zeit in Hollywood. Gut, dann lasse ich euch beiden jetzt besser mal wieder allein.“
Bevor
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