Romana Extra Band 2
er ihnen den Rücken zuwandte, gab er Travis noch ein ziemlich auffälliges Daumen-hoch-Zeichen. Travis stöhnte innerlich auf.
„Er scheint sehr nett zu sein“, bemerkte Charlene. „Stimmt irgendetwas nicht?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, alles in Ordnung. Ich weiß nur leider ganz genau, was er jetzt denkt. Er glaubt, dass Sie uns irgendwie nützlich sein könnten.“
„Ich?“
Er nickte. „Um es kurz zu machen, habe ich mich vor Kurzem ein bisschen danebenbenommen. In einer Zeitung ist ein ziemlich kompromittierendes Foto von mir erschienen. Jetzt machen sich meine Produzenten Sorgen, ob ich mir dadurch die Gunst der Zuschauer verscherzt habe. Von meiner Rolle her müsste ich ein richtiger Saubermann sein. Aber in Wirklichkeit bin ich natürlich auch nur ein schwacher Mensch wie alle anderen.“
In diesem Augenblick klingelte sein Handy. Travis wechselte ein paar Worte mit der Anruferin und schaltete das Handy dann aus.
„Bitte entschuldigen Sie. Das war meine Mutter. Sie hat Angst, dass das Foto einen Skandal auslöst. Als ehemalige Schauspielerin kennt sie sich mit solchen Dingen gut aus.“
„Als ehemalige Schauspielerin? Ich dachte mir doch, dass Sie mich an jemanden erinnern. Sind Sie etwa der Sohn von Julia Franklin?“
Travis nickte. „Kennen Sie sie?“
Charlene nickte. „Ja, ihre Filme werden immer noch im englischen Fernsehen gezeigt. Dann ist Ihr Vater …“
„Amos Falcon“, ergänzte Travis ruhig. Ein Schatten war auf sein Gesicht gefallen.
„Sie gehören also zur Falcon-Dynastie“, stellte Charlene staunend fest. „Stehen Sie sich sehr nahe?“
„Nein, nicht besonders. Er hat sich geweigert, meine Mutter zu heiraten. Stattdessen wollte er, dass sie als seine Geliebte mit ihm nach England gehen sollte. Das fand sie unmöglich und hat ihn zum Teufel geschickt. Die beiden hatten eine fürchterliche Auseinandersetzung. Am Ende hat sie ihm sogar einen Aschenbecher an den Kopf geworfen. Von dem Streit ist eine kleine Narbe zurückgeblieben. Das hat ihm bestimmt imponiert, auch wenn er sich sonst vor nichts und niemandem fürchtet.“
„Klingt nach einer schillernden Persönlichkeit. Sehen Sie sich manchmal?“
„Nein, nicht sehr oft. Er ist inzwischen zum dritten Mal verheiratet.“
Charlene wunderte sich, dass Travis ihr so viel Aufmerksamkeit schenkte. Schließlich war sie keine umwerfende Schönheit, sondern nur eine ganz normale junge Frau. Er ist nett, dachte sie. Ganz anders als Lee Anton, wie sie reumütig zugeben musste.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte Travis plötzlich: „Warum geben Sie sich überhaupt mit ihm ab?“
„Vielleicht aus Dummheit“, antwortete sie. „Wissen Sie, wir sind uns im Verlauf des Stücks sehr nahegekommen. All diese Szenen, in denen wir zusammengespielt haben … Bitte, lassen Sie uns nicht mehr darüber sprechen. Jedenfalls finde ich es sehr nett, dass Sie sich so viel Zeit für mich nehmen.“
Travis konnte es sich selbst nicht erklären. Er war zwar immer freundlich zu anderen Menschen, hielt aber normalerweise Distanz zu Fremden. Bei Charlene war es anders. Sie weckte seinen Beschützerinstinkt.
„Ich glaube, ich sollte jetzt gehen und …“
Travis schüttelte den Kopf und griff nach ihrer Hand. „Nein, bitte nicht. Um ehrlich zu sein, mag ich Lee nicht besonders. Es würde mir großen Spaß machen, ihn zu ärgern. Diesen Spaß wollen Sie mir doch nicht verderben, oder?“ Er zog ihre Hand an seine Lippen und küsste sie. Dabei zwinkerte er ihr zu.
„Natürlich nicht.“
„Wunderbar! Gerade sieht er zu uns herüber. Nein, drehen Sie sich nicht um.
Schauen Sie mir tief in die Augen!“
Plötzlich begann Charlene, Gefallen an dem Spiel zu finden. Sie warf Travis einen schmachtenden Blick zu.
„Bravo, genau so. Er hat eine Lektion verdient.“
„Wenn er es überhaupt mitbekommen hat.“
„Oh ja. Er hat sich sogar ein wenig nach vorn gebeugt, um alles mitzubekommen.“
„Sieht er immer noch zu uns herüber?“
Travis schüttelte den Kopf. „Nein, er spricht gerade mit Penny. Sie spielt die weibliche Hauptrolle in unserer Serie.“
Aha – dann war Lees Interesse an ihr also nur beruflich. Dieser Gedanke gab ihr neue Hoffnung.
Travis schien genau zu wissen, was Charlene durch den Kopf ging. „Vergessen Sie ihn! Er kann Ihnen unmöglich so viel bedeuten.“
„Oh doch“, erwiderte sie mit weicher Stimme. „Aber ich kann jetzt nicht darüber sprechen.“
„Wie Sie wollen, ich möchte Sie
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